Großteil der Baumpflegemaßnahmen wird jetzt umgesetzt

Um im Zweifel rechtzeitige Maßnahmen zu ergreifen, erfolgt für jeden Baum in Hanau eine regelmäßige Sichtkontrolle. Das Foto zeigt Timo Rausch (rechts) und den seit 20 Jahren als Baumkontrolleur für die Stadt Hanau aktiven Michael Schenk bei der Arbeit. Quelle: Stadt Hanau / Moritz Göbel

Hanau
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Nachdem der Herbst nicht nur meteorologisch, sondern mittlerweile auch wettertechnisch begonnen hat, könnten Außenstehende vermuten, dass sich der Arbeitsaufwand für die Baumpflege in der Stadt nun entspannt.



Doch weit gefehlt – mit Einsetzen der kalten Jahreszeit gehen die Fachkräfte der Abteilung Grünflächen des Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur (HIS) in ihre eigentliche Hauptphase. Viele intensive Pflegemaßnahmen werden derzeit angestoßen, um den Erhalt der 40.000 im städtischen Kataster registrierten Bäume sicherzustellen. Der Grund: In dieser Zeit gibt es keine Einschränkungen durch Brutzeiten.

Grünpflege bedeutet in diesem Fall deutlich mehr als das "Aufhübschen" der Innenstadt. "Wir haben in den vergangenen Sommern sehr intensiv gespürt, wie sich der Klimawandel direkt vor unserer Haustür auswirkt. Extreme Hitze und Dürreperioden haben starke Auswirkungen auf den Hanauer Baumbestand. Daher setzen sich unsere Fachkräfte dafür ein, Bäume so lange wie möglich zu pflegen und zu erhalten", erklärt Stadträtin Isabelle Hemsley. Städtisches Grün sorgt für mehr Aufenthaltsqualität und trägt gleichzeitig zu einer Abkühlung bei. "Auch deshalb ist es der Stadt Hanau ein wichtiges Anliegen, die Zahl der Bäume zu erhöhen. Bei vielen unserer Bauprojekte, darunter aktuell beispielsweise der Umbau an der Römerstraße, planen wir neues Stadtgrün von Anfang an mit ein", so Hemsley.

Die Fäden für Pflanzung, Pflege und Kontrolle laufen bei Timo Rausch, Einsatzleitung Baum bei HIS, zusammen. "Aktuell sind drei Baumkontrolleure für die Stadt Hanau im Einsatz. Sie sichten dabei regelmäßig die ihnen zugeteilten Bäume. Fällt bei dieser Sichtkontrolle etwas auf, stellen wir wenn nötig weite Untersuchungen an", erklärt Rausch. Auffälligkeiten können dabei Höhlungen oder aber sichtbarer Pilzbefall sein. In solchen Fällen kann unter anderem eine Bohrung Aufschluss über den Zustand im Bauminneren geben. Diese Arbeit ist in den vergangenen Jahren deutlich aufwendiger geworden, wie Rausch ergänzt: "Früher war es ausreichend, alle ein bis zwei Jahre eine Sichtkontrolle durchzuführen. Inzwischen treten Baumschäden jedoch deutlich häufiger und schneller auf, ein solch langer Turnus reicht also nicht mehr aus."

Um rechtzeitig zu reagieren, ist eine intensive Prüfung das wichtigste Werkzeug. Entsprechend sind alle Baumkontrolleure der Stadt Hanau zertifiziert und nehmen regelmäßig an Fortbildungen teil. "Viele von ihnen sind seit Jahren im Einsatz. Sie verfügen also über viel Erfahrung. Gleichzeitig wechseln sie immer wieder ihren Kontrollbezirk, um nicht betriebsblind zu werden", erklärt Rausch.

Doch was passiert, wenn Schäden festgestellt werden? "Unsere Arbeit zielt darauf ab, Bäume so lange wie möglich zu erhalten. Entsprechend fällen wir Bäume nicht sofort, wenn ein Pilzbefall oder die Ausbildung von Totholz festgestellt wird", so Rausch. Für die Baumpflege wird insbesondere ein gezielter Beschnitt vorgenommen. Dabei wird stets immer nur entfernt, was tatsächlich auch weggeschnitten werden muss, wie Rausch betont: "Schwere Äste oder zu viele Windlasten können angeschlagene Bäume instabil machen. Sorgen wir an dieser Stelle für Entlastung, wirkt sich das positiv auf die Lebensdauer der Bäume aus." Selbst tote Bäume können stehen bleiben, wenn sie keine Gefahr für Mensch und Tier darstellen. Totholz bietet einen guten Lebensraum für unter anderem verschiedene Insektenarten.

Aufgrund der zunehmend stärkeren Extremwetterereignisse nimmt dennoch die Zahl der notwendigen Fällungen stark zu. Während im Jahr 2017 noch rund 100 Bäume pro Jahr gefällt werden mussten, sind es inzwischen fast siebenmal so viele. "Gefällt wird immer dann, wenn von Bäumen eine unmittelbare Gefahr ausgeht. Könnten Äste herunterfallen oder aber der gesamte Baum umfallen, dann müssen wir handeln", sagt Rausch. Bei einer Baumfällung erfolgt immer auch eine Kompensationspflanzung. Je nach Standort ist eine solche nicht immer auch direkt vor Ort möglich. In solchen Fällen wird dann an anderer Stelle in Hanau ein neuer Baum gesetzt. "Wir arbeiten dabei mit einer Klimabaumliste. Auf dieser haben wir mittlerweile 90 Baumarten eingetragen, die unserer Erfahrung nach gut mit den erschwerten Wetterbedingungen zurechtkommen", sagt der Einsatzleiter. Anders als noch vor einigen Jahrzehnten arbeitet das Team dabei deutlich stärker mit einer Artendiversität, statt Alleen mit überwiegend denselben Baumsorten anzulegen. Dies beugt einer Krankheitsverbreitung vor. Welche Art letztlich an welchem Ort gepflanzt wird, machen die Fachkräfte an einer intensiven Analyse der Gegebenheiten am Standort fest.

Um einen Überblick über die vielen Bäume, deren Zustand und die zu ergreifenden Maßnahmen zu behalten, arbeitet die Abteilung Grünflächen mit einem digitalen Baumkataster. Dort werden alle Bäume registriert, Baumkontrolleure hinterlegen stets die Ergebnisse ihrer Kontrollen und Analysen, die auch mit Fotos dokumentiert werden. Alle Informationen werden bequem über ein Tablet in das Kataster eingetragen. "Entsprechend können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer auf die gesamte Baumhistorie zugreifen, ehe sie Maßnahmen ergreifen", so Rausch.

Die Aufgaben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von HIS-Grün sind vielfältig. Für Timo Rausch ist das ein besonderer Reiz seines Berufs: "Unsere Arbeit streift alle Lebensbereiche. Wir sind eingebunden in Straßenbau und -planung und in Umweltschutzprojekte, wir bewirtschaften Räume, in denen sich die Menschen in der Stadt gerne aufhalten. Dabei können wir unseren Beitrag dazu leisten, das Stadtbild mitzugestalten." Für eine Mitarbeit als Baumkontrolleur ist eine Gärtner-Ausbildung von Vorteil. Doch auch andere "grüne" Berufe oder ein Studium, etwa im Bereich Forstwissenschaft, qualifizieren Menschen für eine Mitarbeit. "Außerdem lernt man stets hinzu – sei es über die Praxiserfahrung im Beruf oder aber über zertifizierte Fortbildungen. Die Arbeit in unserer Abteilung wird in jedem Fall nie langweilig", sagt Rausch abschließend.

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Um im Zweifel rechtzeitige Maßnahmen zu ergreifen, erfolgt für jeden Baum in Hanau eine regelmäßige Sichtkontrolle. Das Foto zeigt Timo Rausch (rechts) und den seit 20 Jahren als Baumkontrolleur für die Stadt Hanau aktiven Michael Schenk bei der Arbeit. Quelle: Stadt Hanau / Moritz Göbel


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