Verkehrs-Chaos in Hanau wegen immer mehr Eltern-Taxis

Nein zu Elterntaxis! Es appellieren an die Eltern (von links): Konrektor Tobias Weber und Schulleiterin Judith Baumbach von der Gebeschusschule, Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri, Stadträtin Isabelle Hemsley, Philipp Gubelt, Vertreter des Schulamts - gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Gebeschusschule. Quelle: Stadt Hanau

Hanau
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Vor vielen Schulen in Hanau herrscht am Morgen und zur Mittagszeit das absolute Verkehrs-Chaos: Zahlreiche Autos parken in den Straßen, vor den Schultoren, auf den Parkplätzen der Lehrkräfte, blockieren Seitenstraßen und machen das Durchkommen für jegliche Verkehrsteilnehmende praktisch unmöglich und sogar gefährlich.



Grund dafür sind die sogenannten ‚Elterntaxis‘, also Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen oder abholen und dabei am liebsten bis vor das Schultor oder manchmal sogar bis in den Schulhof fahren.  "Die Situation wird von Jahr zu Jahr problematischer, chaotischer und gefährlicher", beklagt sich Judith Baumbach, Schulleiterin der Gebeschusschule im Stadtteil Lamboy. "Die Eltern trauen ihren Kindern nichts mehr zu oder haben Angst um sie und wollen sie nicht einmal ein paar Meter laufen lassen. Während viele Schülerinnen und Schüler zu Fuß, mit dem Roller oder dem Fahrrad zum Eingangstor streben, rangierten auf der Straße die Eltern, die ihre Kinder zur Schule fahren. Nicht selten komme es dadurch zu gefährlichen Situationen und großen Behinderungen im Straßenverkehr", berichtet die Schulleiterin.

Die Situation sieht an fast allen Hanauer Schulen gleich aus, aber ist an den Grundschulen, besonders extrem, da dort die Jüngsten zur Schule gehen. An einigen Schulen in Hanau wurde von der Stadt - nach detaillierter Prüfung und in Absprache mit der Schule - zur Sicherung der Schülerinnen und Schüler mit der Einrichtung von Hol- und Bring-Zonen reagiert. Doch das morgendliche Verkehrschaos besteht zumeist fort.

Im Rahmen der Kampagne "Sei fair im Straßenverkehr", die die Stadt Hanau vor drei Jahren ins Leben rief, wollen Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri (SPD) und Stadträtin Isabelle Hemsley (CDU) auch in diesem Jahr wieder auf dieses Problem aufmerksam machen und an die Eltern appellieren, um die Anzahl der sogenannten "Elterntaxis" vor den Schulen zu reduzieren. Beteiligt an der Kampagne unter Federführung der Stabsstelle Stadtteilentwicklung, sind außerdem, die Straßenverkehrsbehörde, das Ordnungsamt, das Stadtschulamt Hanau sowie der Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur und Service (HIS).

Banner an rund 19 teilnehmenden Schulen und an Hanauer Hauptverkehrsstraßen werben dafür, die Kinder zur Schule laufen zu lassen, anstatt sie mit dem Auto zu fahren. Auch vor der Gebeschusschule hängt solch ein Banner. Dort trafen sich Bieri und Hemsley mit der Schulleiterin Judith Baumbach, Konrektor Tobias Weber und Philipp Gubelt vom Stadtschulamt. "Auch wenn Eltern meinen, ihren Kindern etwas Gutes zu tun, so ist es für die Kinder nicht immer positiv, den Weg zur Schule im Auto zurückzulegen", sagt Baumbach. Für Kinder sei das eigenständige Bewältigen von Wegen und das Einschätzen des Straßenverkehrs ein wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit.

"Wer seine Kinder mit dem Auto zur Schule fährt, verhindert, dass sie wichtige Erfahrungen machen. Der tägliche Schulweg steigert die Fitness und fördert die Konzentrationsfähigkeit. Gerade in Zeiten des Klimawandels ist es nötig umweltverträgliche Mobilität einzuüben, dies gilt sowohl für Kinder als auch für Erwachsene", bekräftig der Bürgermeister. Natürlich habe man auch Verständnis dafür, dass aufgrund eines weiten Weges oder sonstigen Gründen, das Kind auch einmal gefahren werden müsse, aber oft sei das auch vermeidbar. "Auch Eltern, die ihr Kind zur Schule fahren müssen, weil diese einen sehr weiten Schulweg haben, können dazu beitragen, die Schulwege sicherer zu machen, indem sie ihr Kind nicht direkt an die Schule fahren, sondern es an der Hol- und Bringzone oder ein Stück davor absetzen und es den Rest des Weges zur Schule laufen lassen", so Bieri.

"Das Problem mit den Elterntaxis ist uns natürlich schon lange bekannt und wir haben in den vergangenen Jahren viel unternommen", berichtet Verkehrsdezernentin Hemsley: "Es gab Gespräche seitens des Ordnungsamts mit den Vertretungen der Schulen, Ortstermine und wo möglich wurden Hol- und Bringzonen eingerichtet." Auch die Schulen, Fördervereine und Elternbeiräte beteiligten sich, schrieben Elternbriefe und thematisierten die Elterntaxis auf Elternabenden. "Aber letztendlich sind wir einzig und allein auf das Mitwirken der Eltern angewiesen!", sagt Hemsley. Gemeinsam mit Bürgermeister Bieri appelliert sie daher an die Eltern: "Haben Sie Vertrauen in Ihre Kinder und fördern Sie deren Unabhängigkeit, eigenständige Mobilität und Gesundheit und tun Sie gleichzeitig etwas fürs Klima und gegen das Verkehrschaos am Morgen!"

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Nein zu Elterntaxis! Es appellieren an die Eltern (von links): Konrektor Tobias Weber und Schulleiterin Judith Baumbach von der Gebeschusschule, Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri, Stadträtin Isabelle Hemsley, Philipp Gubelt, Vertreter des Schulamts - gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Gebeschusschule. Quelle: Stadt Hanau


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