Lobbyverband "Zukunft Gas": Wann treten die Stadtwerke Hanau aus?

Hanau
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Die Ergebnisse anhaltender ziviler Kritik an der Mitgliedschaft zahlreicher Stadtwerke im Gaslobby-Verband “Zukunft Gas” erreichen laut einer Pressemitteilung von "Fridays for Future Hanau" einen neuen Höhepunkt: In einer dritten Austrittswelle seien weitere 17 Stadtwerken von der Mitgliederseite des Verbands seit November 2023 verschwunden. Von den ursprünglich über 100 Stadtwerken seien mittlerweile nur noch 59 Stadtwerke auf der Website des Lobbyverbandes als Mitglied geführt. Die Stadtwerke Hanau GmbH sei allerdings weiterhin Mitglied bei “Zukunft Gas”.



Deshalb hat Fridays for Future Hanau, unterstützt durch den Internationalen Jugendverein, der DIDF Jugend und der lokalen People for Future Gruppe, einen offenen Brief an die Aufsichtsräte der Stadtwerke geschrieben. Das Schreiben fordert die Aufsichtsräte auf, dem Austritt aus dem Gas-Lobbyverband “Zukunft Gas” zuzustimmen. Anknüpfend an einen vorausgegangenen offenen Brief von LobbyControl im September 2023 wird argumentiert, dass der Verband keine nachhaltige Wärmeversorgung gemäß der Klimaziele gewährleistet. Deshalb appelliert der Brief an die Stadtwerke, der Gaslobby den Rücken zu kehren und sich stattdessen auf eine klimafreundliche und gerechte Wärmeversorgung zu konzentrieren.

Fridays for Future Hanau: "Mit dem Energieträger Mainwasser hätten wir in Hanau eine hervorragende Möglichkeit, große Schritte in Richtung nachhaltiger Energiewende zu machen. Der Bau von Gaskraftwerken ist deutlich eine verpasste Chance."

Ausblick: Aktionstag 9./10. April 2024

Am 9. und 10. April 2024 rufen 350.org und WeiterSo! zu einem weiteren Aktionstag anlässlich der Handelsblatt-Stadtwerke-Jahrestagung auf. Neben Fridays for Future Hanau planen auch andere lokale Initiativen wie etwa in Frankfurt am Main, Freiburg, München, Köln, Nürnberg, Wuppertal und Fulda, daran teilzunehmen.

Kate Cahoon, Team Lead Deutschland bei 350.org: “Nachdem die Wärmewende in den letzten Jahren komplett verschlafen wurde, stehen unsere Städte jetzt vor der großen Herausforderung, unsere Wärmeversorgung nachhaltiger zu gestalten. Dabei ist der Einfluss der Gaslobby auf Stadtwerke und Kommunen besonders besorgniserregend. Wir werden weiterhin mit lokalen Initiativen zusammenarbeiten, damit sie ihre Stadtwerke an ihre Verantwortung, im Sinne des Gemeinwohls zu handeln, erinnern. Wir fordern von den kommunalen Energieversorgern, die Profitinteressen der fossilen Industrie nicht weiter zu schützen und sich für echte und nachhaltige Lösungen in der Wärmeversorgung einzusetzen. Denn eine dezentrale, saubere Energie- und Wärmeversorgung ist der Schlüssel zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft.”

Anlässlich des Berlin Energy Transition Dialogues, der vom 19. bis 20. März in Berlin stattfindet und bei dem führende Politiker*innen und Branchenvertreter*innen über die Energiewende diskutieren, haben die Organisationen 350.org, LobbyControl und das Aktionskunstkollektiv WeiterSo! auf diese positive Entwicklung in einer Pressemitteilung aufmerksam gemacht. Denn der Trend zeigt, dass die Stadtwerke den Interessen der Gas- und Wasserstoffindustrie den Rücken kehren und sich zukunftsfähigen erneuerbaren Energielösungen zuwenden.

Sam Beiras vom WeiterSo!-Kollektiv: “Die brancheninterne Auseinandersetzung um den Verband Zukunft Gas zeigt das Hadern einiger Stadtwerke mit der Energiewende: Zwar bekennen sie sich zu den Klimazielen, ihr Handeln zeigt hingegen kaum Bereitschaft, sich von fossilem Erdgas abzuwenden. Deshalb nehmen sie das Heilsversprechen "Wasserstoff" gerne so an und halten an der Mitgliedschaft bei Zukunft Gas fest. Diese Stadtwerke verschließen die Augen vor der Tatsache, dass Wasserstoff nie eine effiziente und kostengünstige Alternative in der dezentralen Wärmeversorgung sein wird. Sie sollten sich ein Beispiel an den vielen, bereits ausgetretenen Stadtwerken nehmen und der Gaslobby endlich eine Absage erteilen.”

Zur Kampagne:
Der Gaslobbyverband Zukunft Gas steht schon seit vielen Monaten in der Kritik, u. a. durch Recherchen von LobbyControl und Correctiv. Nach einer kreativen Aktion von WeiterSo! und 350.org im April 2023 vor dem Stadtwerke-Handelsblatt-Kongress, hatte LobbyControl im Mai die Stadtwerke zunächst in einem offenen Brief zum Austritt aufgefordert. Wenig später folgte ein gemeinsamer Aufruf an die Stadtwerke, den über 70 Organisationen unterstützten. Ende September hatten die Organisationen 350.org, Lobbycontrol, das Umweltinstitut München und das WeiterSo!-Kollektiv zu einem Aktionstag aufgerufen, zu dem es an zwölf Orten in Deutschland Proteste und Aktionen gab.

fridaysforfutrhnau az


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