Erinnerung an eine stille Heldin

Hanau
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Ein Portrait von Dr. Elisabeth Schmitz, einer entschiedenen Gegnerin des NS-Regimes, übergab die Hanauer Künstlerin Franziska Haslinger im Büro von Oberbürgermeister Claus Kaminsky an den Leiter der Karl-Rehbein-Schule Jürgen Scheuermann.



Das Portrait wird zukünftig in der Elisabeth-Schmitz-Bibliothek der Schule hängen. Dort ist in einer Vitrine auch die Aktentasche der ehemaligen Lehrerin ausgestellt, in der 2004 in einem Kirchenkeller das Original ihrer historischen Denkschrift "Zur Lage der deutschen Nichtarier" aufgefunden wurde.

"Ich freue mich sehr, dass wir mit diesem Portrait dazu beitragen können die Erinnerung an diese bedeutende Frau und ihr Leben und Wirken lebendig zu halten", so Oberbürgermeister Kaminsky. "Die Grausamkeiten des NS-Regimes dürfen nie in Vergessenheit geraten und Elisabeth Schmitz war in dieser schrecklichen Zeit eine stille Heldin, die uns allen Vorbild für Menschlichkeit und Aufrichtigkeit sein sollte."

Auch Künstlerin Franziska Haslinger verbindet mit Dr. Elisabeth Schmitz eine besondere Erinnerung: "Sechs Jahre lang, bis zum Abitur 1956, war Elisabeth Schmitz an der Karl-Rehbein-Schule meine Lehrerin - erst in Deutsch und später in Religion", berichtet Haslinger. "Ich erinnere mich gut an sie. Sie war distanziert, streng, aber immer gerecht. Sie hat uns an das wissenschaftliche Arbeiten herangeführt und stets zum eigenständigen Denken angehalten."

Die persönliche Begegnung mit Schmitz veranlasste Haslinger dazu ein Portrait von der Frau zu erstellen, deren wahre Größe erst nach ihrem Tod erkannt wurde. Dafür verwendete sie eine eigens von ihr entwickelte Technik, bei der sie Ölfarbe auf eine geweißte Spanplatte aufträgt und dann mit Sandpapier wieder entfernt. Das Ergebnis war so überzeugend, dass die Stadt Hanau und die Karl-Rehbein-Schule beschlossen, das Bild gemeinsam zu kaufen. "Besonders in Hinblick auf das 175-jährige Jubiläum der Schule im kommenden Jahr, freut es mich, dass wir dieses wunderbare Portrait erstehen konnten. Es wird einen Ehrenplatz in unserer Bibliothek finden", versprach Schulleiter Scheuermann.

Elisabeth Schmitz, Studienrätin für Geschichte, Religion und Deutsch (geb. am 23. August 1893 in Hanau) war eine entschiedene Gegnerin des NS-Regimes. Bereits 1935/36 verfasste sie die Denkschrift "Zur Lage der deutschen Nichtarier", in der sie die Vernichtung der Jüdinnen und Juden voraussah und die Bekennende Kirche zum Handeln aufrief. Nach den Novemberpogromen 1938 quittierte sie den Schuldienst in Berlin und gewährte mehreren jüdischen Freundinnen und Freunden Zuflucht in ihrem Wandlitzer Wochenendhaus.

1943 kehrte Elisabeth Schmitz nach Hanau zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie bis 1958 als Oberstudienrätin am Realgymnasium für Mädchen, der heutigen Karl-Rehbein-Schule, tätig und engagierte sich im Hanauer Geschichtsverein. Sie verstarb am 10.9.1977. Im Jahr 2005 wurde ihr auf dem Hanauer Hauptfriedhof ein Ehrengrab gewidmet. Der Staat Israel zeichnete Dr. Schmitz 2011 posthum als "Gerechte unter den Völkern" aus. Auch trägt eine Straße, die Bibliothek der Karl-Rehbein-Schule und die Elisabeth-Schmitz-Schule ihren Namen. Im September letzten Jahres wurde an ihrem Geburts- und Wohnhaus in der Corniceliusstraße eine Gedenktafel enthüllt.


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