Pfeifer: "Ich habe noch nie so viele Männer weinen sehen"

Hasselroth
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

„Ich habe noch nie so viele Männer weinen sehen“, beschreibt Matthias Pfeifer die Emotionen auf seiner Wahlparty am Sonntagabend in der Gaststätte „Zum Deutschen Haus“ in Neuenhaßlau. Mit 51,16 Prozent hatte sich der Vorsitzende der Sozialen Wählergemeinschaft in der Stichwahl gegen Christian Benzing durchgesetzt und wird ab dem 1. April 2019 neuer Bürgermeister der Gemeinde Hasselroth.



bgmwahlhasselrothergebnisse.jpg

bgmwahlhasselrothergebnisse1.jpg

hasselpfeifbgm1.jpg

hasselpfeifbgm10.jpg

hasselpfeifbgm2.jpg

hasselpfeifbgm3.jpg

hasselpfeifbgm4.jpg

hasselpfeifbgm5.jpg

hasselpfeifbgm6.jpg

hasselpfeifbgm7.jpg

hasselpfeifbgm8.jpg

hasselpfeifbgm9.jpg

Knapp viereinhalb Monate bleiben dem leitenden Bankangestellten jetzt zur Vorbereitung auf seinen neuen Job, bis zu seinem Amtsantritt wird sich auch zeigen, ob die politischen Wunden aus dem Wahlkampf verheilt sind.

Zwar bedankte sich Pfeifer bei seinem Konkurrenten noch am Wahlabend für eine faire Auseinandersetzung, doch schon am Gesicht von Christian Benzing war deutlich anzusehen, dass er dem nicht so ganz zustimmen mochte. „Ich fand es schade, dass der Wahlkampf in den letzten Wochen so ausgeartet ist und es nur noch darum ging, auf den Anderen draufzuhauen und so etwas dann auch noch Erfolg bringt. Man muss jetzt sehen, was das für die Zukunft bedeutet, ich fühle mich da jetzt nicht in der Verantwortung, irgendwas zu kitten oder gutzumachen. Aber wenn nachher die Amtsführung auch in dieser Art und Weise sein sollte, kriegt Hasselroth ein Problem“, sei für ihn der negative Höhepunkt eine Strafanzeige gewesen, weil in Facebook darauf hingewiesen wurde, dass Pfeifer mit „Zeit für Veränderungen“ einen Slogan genutzt habe, den auch die AfD verwendet. Benzing weist jegliche Verantwortung für diese Äußerung zurück, will Pfeifer auch nicht in die Nähe der AfD rücken, sagt aber auch: „Das es der gleiche Slogan ist, ist eine Tatsachenbehauptung.“

Gescheitert sieht er seine Strategie im Wahlkampf trotz der Niederlage keineswegs: „Wir haben für uns geworben und nicht auf andere draufgehauen“, hätten ihm ja immerhin 1700 Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme geben, noch am Wahlabend hätte er viel Zuspruch vor allem von jungen Leuten erhalten. Fünf von sieben Wahlbezirken hat er gewonnen, nur die Beiden in Neuenhaßlau gingen an Pfeifer: „Hätte es in Neuenhaßlau geregnet, wäre es wohl anders ausgegangen“, wären dann die 81 Stimmen, die letztlich den Unterschied ausmachten, möglicherweise zu Hause geblieben. Und: „In Neuenhaßlau sind eben alle nochmal hingegangen, die noch eine Rechnung mit dem Rathaus, der SPD oder dem Bürgermeister offen hatten.“

Von Pfeifer fiel nicht nur eine riesen Last ab, sein langjähriger Weggefährte Jürgen Roth musste auch aufgrund des Wahlsieges seinen Bart ablegen. Ausschlaggebend für seinen Erfolg sei seine Präsenz im Ort gewesen: „Ich glaube nicht, dass der Dorfweiher das entschieden hat. Die Leute wollen, dass sich der Bürgermeister ehrlich präsentiert und das habe ich gemacht.“ Nach seinem Amtsantritt im April 2019 werde er als Erstes den Servicegedanken im Rathaus in den Vordergrund stellen und die Öffnungszeiten überprüfen. Außerdem überlegt er, seine Stammtische aus dem Wahlkampf fortzuführen: „Das waren alles kleine Podiumsdiskussionen, so kommt man gut mit den Bürgern in Kontakt.“

Auch am Tag nach der Stichwahl spricht der 49-Jährige weiterhin von einem fairen Wahlkampf, „wir haben nicht unter der Gürtellinie gekämpft, sondern wie beim Thema Gemeindeschwester 2.0 einfach nur manche Dinge richtiggestellt“. Dass es hier und da zu Zwischenfällen kam, habe auch er gespürt, erinnert dabei erneut an den Auftritt einer SPD-Gemeindevertreterin auf einem Fest in Niedermittlau, die den Stinkefinger gezeigt haben soll. Und besonders geärgert hat er sich über den AfD-Vergleich: „Wir haben uns von der Polizei beraten lassen, diesen Slogan gibt es ja auch von SPD, Grünen oder Linken“, fühlte er sich damit eindeutig in eine politische Richtung gestellt, mit der er als ehemaliger Juso-Vorsitzender nichts zu tun haben will. Zumal dies dramatische Folgen haben könnte: „Wir haben Leute bei uns, die sind hauptamtlich beim Rettungsdienst beschäftigt und wenn da ein AfD-Touch reinkommt, ist eine fristlose Kündigung drin“, habe er sich daher schützend vor seine Familie, Freunde und Mitglieder gestellt. Pfeifer: „Und wenn man jetzt auch noch jeden Slogan überprüfen muss, dann armes Deutschland.“

Bis März wird der künftige Bürgermeister noch seinem Job bei einer Bank in Frankfurt nachgehen und hofft dann auf eine reibungslose Übergabe mit Amtsinhaber Uwe Scharf. Spannend wird aber vor allem die weitere politische Entwicklung. Ob er sich eine Zusammenarbeit mit der SPD-Vorsitzenden und Vize-Bürgermeisterin Uta Böckel vorstellen kann? „Es geht hier um Hasselroth, aber ich weiß natürlich nicht, ob sie das macht“, wird er allerdings angesichts von nur fünf SWG-Vertretern im Gemeindeparlament auf viele Kompromisse angewiesen sein. Noch bestehe die nach der Kommunalwahl 2016 geschlossene Kooperation zwischen SWG und SPD: „Bislang wurde sie von keiner Seite aufgekündigt“, will der neue Hasselrother Bürgermeister jetzt erst einmal eine politische Pause einlegen und sich dann auf seine neue Aufgabe vorbereiten.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de