Neuer Fluglärm-Ärger: Vorwürfe an Sportpiloten

Niedermittlau
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Wolfgang Hartmann aus Niedermittlau hatte sich auf ein ruhiges Osterfest gefreut. „Bei Ostwetterlage haben wir Lärm-Urlaub“, versprach diese günstige Prognose zumindest für Ostermontag keine Belästigung durch Verkehrsflugzeuge, die den Frankfurter Flughafen ansteuern. Doch aus dem ruhigen Osterfest wurde nichts. Hartmann fühlte sich massiv gestört von Sportflugzeugen, die nach dem Start in Gelnhausen von der vorgegeben Route abgewichen und bei ihrer Platzrunde direkt über Niedermittlau geflogen sein sollen.



128 motorisierte Klein- und Sportflugzeuge, die den Hasselrother Ortsteil überquert haben sollen, hat Hartmann im vergangenen Jahr dokumentiert. Diese Abweichungen gegen die vorgegebene Platzrunde hatte er im Oktober 2012 beim Regierungspräsidium Darmstadt angezeigt, bislang allerdings wartete er vergeblich auf eine Reaktion oder gar Konsequenzen. „Offensichtlich wird da einiges unter den Tisch gekehrt“, habe auch ein neuerliches Gespräch mit dem zuständigen Sachbearbeiter nichts gebracht.

Bereits im Oktober 2011 hatte Hartmann Kontakt mit dem Aeroclub Gelnhausen aufgenommen und war danach zunächst auch optimistisch. „Das Gespräch war gut und ich war ja eigentlich auch ein Gönner des Vereins, habe mit Piloten für Luftaufnahmen zusammen gearbeitet“, erzählt der Fotograf. Inzwischen ist die Stimmungslage allerdings dramatisch gekippt: „Ich war mal ein Freund des Aeroclubs, nun haben Sie mich als Feind!“, schreibt er in einer E-Mail, die neben Aeroclub-Vorstand, Regierungspräsidium und Gelnhäuser Bürgermeister Thorsten Stolz auch Landrat Erich Pipa erreichte. „Vielleicht liegt es auch an ihm, dass die Flugzeuge so weit in Richtung Niedermittlau fliegen. Er wohnt ja in Meerholz und will vielleicht seine Ruhe haben“, will er den Chef des Kreishauses am 15. April bei der Verleihung der Ehrenamtscard persönlich darauf ansprechen.

600 Meter ist der Korridor breit, den die Piloten zwischen Niedermittlau und Meerholz bei der Platzrunde nutzen sollen. „Wir haben diese Route veröffentlicht und die Piloten sollen sich daran halten“, bestätigte Rüdiger Schäfer, stellvertretender Vorsitzender des Aeroclubs Gelnhausen, dass sich bei einer der drei von Hartmann angeblich direkt über seinem Haus in der Hopfengartenstraße fotografierten Maschinen um ein Vereinsflugzeug handelt, die anderen beiden sind Privatmaschinen von Piloten aus dem Verein. Wer die Maschinen am Ostermontag gesteuert hat, lässt sich anhand der Startkarte ermitteln. Schwierig wird es allerdings wohl, die tatsächliche Route festzustellen. „Von Gelnhausen aus können wir nicht sehen, ob ein Pilot abgewichen ist“, will Schäfer nun zunächst abwarten, bis sich das Regierungspräsidium nach der Beschwerde von Hartmann beim Verein meldet.

Der wiederum schlägt vor, die Route für die Platzrunde des Gelnhäuser Flughafens zu ändern. „Die Festlegung der Platzrunde zwischen den zwei Orten Meerholz und Niedermittlau, ein Nadelöhr von 600 Metern Luftlinie, war eine Fehlentscheidung und zeugt nicht von geistiger Kompetenz und Weitsicht, die Piloten eigentlich haben sollten. Eine Platzrunde, die zwischen Niedermittlau und Neuenhaßlau mit zirka zwei Kilometern Freifläche geführt wäre, wäre für alle sinnvoller gewesen und hätte viel weniger Ärger für den Aeroclub, sowie eine Entlastung vieler fluglärmgeplagte Bürger in Meerholz und Niedermittlau gebracht“, so seine Forderung.

Einen weiteren Sommer, in dem neben fast 40.000 Verkehrsflugzeugen auch noch Sport- und Kleinflugzeuge über sein Haus „donnern“, will er jedenfalls nicht akzeptieren und erwägt daher auch privatrechtliche Schritte. „Die Missachtung des Ruhebedürfnisses der eh schon extrem belasteten Bürger wird durch Ihre Rücksichtslosigkeit weiter strapaziert und dafür gibt es jetzt keine weitere Entschuldigung mehr“, wirft er dem Aeroclub in seiner E-Mail zudem vor, „mit extremem Fluglärmterrorsport“ das „Kriegsbeil“ ausgegraben zu haben. Abschließend schreibt Hartmann: „Die Luftfahrtlobby erlaubt sich ungestraft alles und die Opfer, Bürger, die hier geboren sind und hier leben, werden als Täter angeprangert und sollen alles hinnehmen. Auch wir haben ein Recht auf Ruhe und Erholungsphasen, die uns leider durch die unantastbare und sich göttlich fühlende Luftfahrtlobby genommen wird."


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