Die Mobilität im Speditionsgewerbe, Quo vadis?

Langenselbold
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Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion Langenselbold, CDU Bürgermeisterkandidat Tobias Dillmann und die RICHTER.transporte Spedition und Logistik GmbH diskutierten vor wenigen Tagen gemeinsam die aktuelle Situation im Speditionsgewerbe, vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Rahmenbedingungen, der Digitalisierung nebst autonomen Fahrens, des Fachkräftemangels sowie der zukünftigen Elektromobilität.

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Die Zukunftsfragen nahmen neben den aktuellen Themen bei dem Gespräch einen wichtigen Raum ein.

In der vergangenen Woche besuchte die MIT Langenselbold die Firma RICHTER.transporte Spedition und Logistik GmbH an Ihrem Standort in Langenselbold. Dabei wurde sie vom CDU Bürgermeisterkandidaten Tobias Dillmann begleitet, der großes Interesse an der zukünftigen Entwicklung des lokalen Gewerbebetriebes zeigte. Die Transportbranche ist mit jährlich 4 Mrd. Tonnen Transportvolumen sowie insgesamt 1,5 Mio. Mitarbeitern die drittgrößte Branche in Deutschland. Aktuell werden in der gesamten Transportbranche 72% des Güterverkehrs in Deutschland über die Straße befördert.

Nach ihrer Firmengründung im Jahr 2006 mit dem ersten LKW, verfügt RICHTER.transporte heute über insgesamt 28 moderne Sattelzüge. Neben festen Fachkräften beschäftigt Familie Richter auch Zeitarbeiter: „In unserer Branche spielt der Fachkräftemangel bereits eine große Rolle. Jeder 3. Fahrer ist heute über 50 Jahre und jeder 4. über 55 Jahre. Bis 2025 gehen ca. 300.000 weitere Kraftfahrer in den verdienten Ruhestand. Diese Stellen müssen wir auch wiederbesetzen können.“, so Hans-Jörg Richter. „Neben der Überalterung der bestehenden Fahrer ist der Beruf des Kraftfahrers für viele uninteressant geworden. Die Gründe liegen in einer Veränderung der Ansprüche in Bezug auf die eigene Work-Life-Balance und der mangelnden Wertschätzung, die den LKW-Fahrern entgegengebracht wird“, meint Kerstin Richter. Früher waren sie die Kapitäne der Landstraßen, heute werden sie nur als LKW-Fahrer betrachtet, die für Staus sorgen und die Luft verpesten. Das ist ein völlig falsches Bild. „Dieses Gewerbe sorgt dafür, dass wir alle schnell mit frischen Lebensmitteln und Gebrauchsgütern gut versorgt werden“, stellt Steffi Gerk fest. Über die Schiene kann das so zeitnah und umfänglich gar nicht geleistet werden. „Der Beruf verlangt den Fahrern viel ab, keine geregelten Arbeitszeiten, oft nicht zu Hause, ständig im Zeitdruck bei hoher Verantwortung und das alles bei einer wenig wertschätzenden Bezahlung“, stellt Tobias Dillmann fest.

Allein um die Basisausbildung zu absolvieren bedarf es einer Investition von 7 bis 10 tausend Euro, danach alle 5 Jahre einer ärztlichen Untersuchung und diversen Schulungen, um die Laufzeit des Führerscheins zu erneuern. Die reguläre Ausbildung zum Berufskraftfahrer dauert 3 Jahre, beinhaltet Blockunterricht und das oftmals sehr weit vom Betriebsstandort entfernt. Hier sieht Andrea Fuchs im Zeitalter der Digitalisierung ein erhebliches Verbesserungspotential und die Politik in der Pflicht. Das alles für monatlich 1.800 bis 2.300 Euro netto, seit der Aufhebung der Tarifbindung in den 90er Jahren ist der Preisdruck in dem Gewerbe gestiegen, verstärkt wird die Situation auch durch Kabotage. „Da werden Preise schon mal bis zu 20% unterboten“, so Richter.

Die Firmen RICHTER.transporte in Langenselbold und DACHSER SE Food Logistics in Erlensee kooperieren bereits bei der Ausbildung des Logistik-Nachwuchses, um die gesamte Ausbildung abdecken zu können, allein mangelt es an geeigneten Bewerbern. Bewerber aus den EU Nachbarländern scheitern oft bereits an Sprachbarrieren.

Das Zukunftsthema „Autonomes Fahren“ ist auch noch lange keine Lösung für den Fachkräftemangel, schon gar nicht im Nahbereich. Die Transportgüter müssen zeitnah an diversen Lieferrampen abgeliefert werden. Da herrscht teilweise Hochbetrieb. Da ist ein guter und geschickter Fahrer, der auch für die Übergabe der Transportgüter an den Lieferrampen verantwortlich ist, mehr als gefordert. Ein autonom fahrender LKW ist dabei erst dann vorstellbar, wenn auch die Vorgänge an den Laderampen adäquat automatisiert und Haftungsfragen geklärt wurden.

Vor dem technischen Wandel in der LKW-Branche hat die Firma RICHTER.transporte keine Angst. „Ein Zugfahrzeug ist heute maximal 5-6 Jahre im Einsatz und wird dann erneuert. GPS, digitale Überwachung der Lenkzeiten, elektronische Überwachung des Kraftstoffverbrauchs etc. sind bereits heute eine Selbstverständlichkeit, so Richter“ „Bei RICHTER.transporte fahren alle Fahrzeuge schadstoffarm nach EURO 6 Norm. Die zukünftige Mobilität liegt nicht alleine am E-Antrieb, hier sind bedarfsgerechte Antriebe gefragt. Eine Hybridvariante mit einem Elektroantrieb für den Stadtbereich und Ladezonen sowie Wasserstoff und Diesel im Fernbereich, hält Richter für nachhaltig, sinnvoll und kurzfristig umsetzbar. „Die neuen Diesel-Motoren sind heute sehr sauber und sparsam, von daher sollte politisch auf keinen Fall nur auf eine alternative Antriebstechnologie gesetzt werden. Die Bahn ist sicher eine Alternative für nicht zeitkritische Transportgüter aber auch nicht in der Lage den Straßentransport in Gänze abzulösen“, sagt Frank Teranski.

„So sind die größten Herausforderungen an die Zukunft für das Speditionsgewerbe, der sich verstärkende Fachkräftemangel und einer schwierigen Ausbildungslage, die niedrige Zugangsschwelle zu einer Betriebsgründung; der mangelnden Wertschätzung an dieses Berufsbild, der fehlenden Tarifbindung verbunden mit enormen Kostendruck und der unklaren Energie- und Verkehrspolitik“, fasst Steffi Gerk abschließend zusammen.

Foto (von links): Andrea Fuchs, Frank Teranski, Bürgermeister Kandidat Tobias Dillmann, Kerstin Richter, Steffi Gerk, Hans-Jörg Richter.


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