Vom Geisberg zum „Hauloch“

Linsengericht
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Gleich zu Beginn des neuen Jahres konnten Linsengerichts SPD-Vorsitzender Hans Jürgen Wolfenstädter und Naturparkführer Willi Bechtold erfreut feststellen, dass ihr 2018 gestartetes Angebot an Wanderungen zu interessanten, teils unbekannten und von vielen noch nicht entdeckten Ecken des Gemeindegebietes auf immer größeres Interesse stößt.

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Über 20 Wanderinnen und Wanderer fanden sich zur ersten Tour des Jahres am Parkplatz der Geisbergschule ein, um sich – geführt von Willi Bechtold – auf eine Wanderstrecke zu begeben, die Einblicke gewährte in die abwechslungsreiche Geschichte des ehemaligen Jagdschlosses Geisberg, die aktuelle Diskussion um die Zukunft der Jugendherberge Geislitz und in die sagenumwobene Bedeutung des „Haulochs“ oberhalb von Hof Eich.

Nach der Begrüßung durch Hans Jürgen Wolfenstädter begab sich die Wandergruppe hinauf auf den Geisberg, an dessen Hang eine Gebäudeanlage liegt, deren Bedeutung und Historie vielen – auch Einheimischen – kaum bekannt ist. Willi Bechtold zeichnete die wechselhafte Geschichte dieses 1901 vom damaligen Jagdpächter Eugen Robert als Jagdschloss errichtete Ensemble nach, das in den folgenden Jahrzehnten ganz unterschiedlichen Nutzungszwecken diente. Es wurde zeitweise zur Unterkunft von Heimatvertriebenen, wurde als Hotel eingerichtet, diente als Aufenthaltsort für drogenabhängige US-Soldaten und wurde als Bordell betrieben. Heute befindet sich das frühere Jagdhaus als gepflegtes Domizil mit prächtigem Ausblick über das Kinzigtal bis hin zum Taunus in privater Hand.

Vorbei am Tierpark auf einem Teilstück des Linsengerichter Wanderwegenetzes führte die Wanderung zum nächsten Halt an der Jugendherberge Geislitz. Hier stellte Hans Jürgen Wolfenstädter die Chronologie der zurzeit leer stehenden Einrichtung vor und schilderte den interessierten Zuhörern die aktuelle Diskussion um die bislang noch ungeklärte Zukunft der jahrzehntelang gut genutzten Herberge.

Geheimnisvoll wurde es schließlich im „Hauloch“ oberhalb von Hof Eich. Willi Bechtold ging mit seiner Wandergruppe auf Zeitreise, denn diesen mit Mythen und Sagen beladene Wald verbanden Kinder und Erwachsene bis in die 1950er Jahre mit dem geheimnisvollen Treiben von Hexen, Zauberern und sonstigen Ungestalten. Das lange Zeit von Fuchs und Dachs besiedelte Waldgebiet erfuhr allerdings auch eine praktische Nutzung: Hier wurde über viele Jahre Zechstein abgebaut. Mauern aus Zechstein, so erläuterte Bechtold, waren jedoch nur von kurzer Lebenszeit. Geschätzt wurde das „Hauloch“ auch von den Geislitzer Schweinen. Bis in die 1950er Jahre wurden sie von den Bauern als Herde in den Wald getrieben und fanden hier abwechslungsreiche Nahrung.

Was wären Wanderungen mit Naturparkführer Bechtold ohne seine begleitenden Informationen und kuriosen Geschichten. Im Verlauf der Wanderung erfuhren die Teilnehmer Näheres über den Kaltfluss von Glas, über das „größte Gras der Welt“ sowie die katastrophale Luftverschmutzung rund um den Erdball, die 1816 durch den Ausbruch des Vulkans Tambora ausgelöst wurde. Ganz besonders beschäftigte die Wanderer schließlich die Vorstellung eines außergewöhnlichen Projekts in Halberstadt. In dessen Kirche wird seit einigen Jahren die Orgelkomposition des New Yorkers John Cage umgesetzt, die auf über 639 Jahre angelegt ist. Die besondere Orgel besteht nur aus fünf Pfeifen, von denen über Jahre hinweg stets nur eine Pfeife ertönt. Der Sinn, der hinter dem Kunstobjekt steckt: Zeit anhalten und sich besinnen. Willi Bechtold: „Für den Rest der Wanderung war dieses Projekt Thema Nummer Eins unter der Wandergruppe“.

Natürlich durfte nach dieser ersten Wandertour des SPD-Ortsvereins Linsengericht eine gemütliche Einkehr nicht fehlen. Im Geislitzer Gasthaus „Zur Alten Hohle“ ließen die Wanderer die hinter ihnen liegende Tour nochmals Revue passieren. Ganz begeistert von der informativen und abwechslungsreichen Strecke zeigte sich u.a. Bernd Gerhold, SPD-Fraktionsvorsitzender im Linsengerichter Gemeindeparlament: „Ob der Geisberg mit seiner bewegten Vergangenheit oder die Hexen-Geschichten rund um das ‚Hauloch‘. Alles wurde von Willi Bechtold höchst interessant bis ins Detail vorgestellt. Bereichernd waren auch seine interessanten oder gerne auch mal kuriosen Botschaften zur Natur und zu Ortsteilen unserer Gemeinde.“

Hans Jürgen Wolfenstädter versicherte im Anschluss an diese Auftaktwanderung, dass die Wanderreihe zu vielen unbekannten, spannenden und geheimnisvollen Orten in Linsengericht im Jahr 2019 fortgesetzt wird: „Zunächst stehen noch die beiden letzten Etappen unserer Linsengerichter Grenzwanderungen an, die im frühen Frühjahr stattfinden werden. Dazu sind alle interessierten Wanderfreunde herzlich eingeladen.“


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