Grempsche Haus: Historisches Denkmal verfällt

Altenhaßlau
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Inmitten des historischen Ortskerns von Altenhaßlau verfällt ein Gebäude, das über Jahrhunderte Mittelpunkt des dörflichen Lebens war.

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Es handelt sich um die ehemalige Gastwirtschaft „Zum Schwan“, die sich seit 1847 im Besitz der Familie Gremp (später Ast) befand und 1975 in den Besitz der Gemeinde Linsengericht überging, die heute aber offenbar kein Interesse mehr am Erhalt des Gebäudes hat. Dabei besaß die Gemeinde Altenhaßlau diese Gastwirtschaft schon einmal, mindestens seit Mitte des 18. Jahrhunderts und verpachtete sie, ehe man sich 1772 von dem Gebäude trennte und es versteigerte. Der heutige Fachwerkbau in der Hauptstraße von Altenhaßlau datiert aus dieser Zeit. Ursprünglich dürfte die Gastwirtschaft aufgrund ihrer Lage an einer wichtigen Handelsroute als Umspannplatz und Raststätte für Fuhrleute eingerichtet worden sein, obwohl sich nur wenige Meter entfernt mit dem Hanauer Hof eine weitere Gastwirtschaft befand, die es schon im 16. Jahrhundert gab und ebenfalls der Gemeinde Altenhaßlau gehörte. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die spätere Gastwirtschaft „Zum Schwan“ zum Mittelpunkt des dörflichen Lebens und Zeuge der bewegten Vergangenheit. Zur Zeit der Napoleonischen Kriege wurden auf Kosten der Gemeinde immer wieder Soldaten und Offiziere in der Wirtschaft einquartiert und Pferde im Stall untergestellt.

Um 1900 richtete die Familie Gremp die „ Judenkerb“ in der Gastwirtschaft aus - bis zum Beginn der Nazi-Herrschaft. Denn die viel befahrene Handelsstraße Frankfurt – Leipzig wurde natürlich auch von den jüdischen Händlern benutzt. Die Judenkerb fand jeweils eine Woche nach der Dorf-Kerb statt. Die Erinnerung daran sollte erhalten und gepflegt werden. Denn im Unterschied zu vielen anderen Gemeinden gibt es in Altenhaßlau keinerlei Zeugnisse einer Verbindung mit jüdischem Leben in dieser Gemeinde, was ebenfalls zu ihrer Geschichte gehört und ebenfalls erhaltenswert ist.

Zur selben Zeit, d.h. um 1900, avancierte das Gasthaus zum Vereinslokal des Clubs „Immer heiter“ und stellte seine Räumlichkeiten für abendliche Tanzveranstaltungen zur Verfügung. Die kulturellen Veranstaltungen nahmen spürbar zu, nachdem 1926 ein neuer Festsaal mit Bühne angebaut worden war. Der Bürgersaal wird noch heute von den Vereinen rege genutzt, das ehemalige Wohnhaus der Familie Gremp aber verfällt zusehends. Damit droht auch dem bau- und kulturgeschichtlichen Erbe Altenhaßlaus ein großer Verlust, prägt doch das Grempsche Haus das Ortsbild mit und verleiht diesem mit der Reinhardskirche gegenüber eine individuelle Note.

In einer Zeit, in der der Trend zum Erhalt der historischen Bausubstanz geht und im Krieg zerstörte Altstadtviertel wieder aufgebaut werden wie zuletzt sehr erfolgreich in Frankfurt am Main, sollte auch auf lokaler Ebene alles getan werden, um historische Baudenkmäler zu erhalten. Das Grempsche Haus ist als historisches Bodendenkmal gelistet und damit geschützt, doch ist damit nicht zwingend verbunden, finanzielle Mittel in den Erhalt des Gebäudes zu stecken. Andererseits kann der Abriss eines solchen Gebäudes genehmigt werden, wenn der Verfall derart fortgeschritten ist, dass die Gefahr eines Einsturzes besteht. Auch wenn das Gebäude äußerlich noch einen passablen Eindruck macht, müsste es innen dringend saniert werden. Vor den Kosten einer umfassenden Sanierung schreckt die Gemeinde Linsengericht zurück, die Kassen sind leer, und daran dürfte sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern. Allerdings gewährt das Land Hessen Zuschüsse für die Sanierung historischer Bausubstanz im Rahmen der Dorfentwicklung bzw. Dorfsanierung und das Gebäude könnte künftig von der Gemeinde genutzt werden, die ohnehin neue Räumlichkeiten benötigt. Das Rathaus befindet sich in unmittelbarer Nähe des Grempschen Hauses. Eine Alternative wäre eine Nutzung durch örtliche Vereine. Als Vorbild könnte das „Sauer Häusje“ in Gelnhausen-Roth fungieren, das ursprünglich abgerissen werden sollte, aber durch den dortigen Archiv- und Geschichtsverein saniert wurde und genutzt wird. Hier hat bürgerliches Engagement ein Stück lokaler Geschichte bewahrt.

Die Gemeinde Linsengericht, die für den schleichenden Verfall des Grempschen Hauses verantwortlich ist, muss zügig ein Konzept zum Erhalt und zur Nutzung des Gebäudes erarbeiten, ansonsten wird Altenhaßlau schon bald ein das Ortsbild prägendes historisches Gebäude verlieren und damit ein Zeugnis seiner langen Geschichte und Identität. Der Heimat- und Geschichtsverein Linsengericht appelliert an die gemeindlichen Gremien, keine Zeit mehr zu verlieren und die notwendigen Schritte zum Erhalt des historisch bedeutsamen Gebäudes bald einzuleiten.


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