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Mark Trageser, Inhaber des Milchbetriebs Hofgut Trageser und Vorsitzender des Kreisbauernverbands Main-Kinzig nutzte den Besuch der SPD-Bundestagsabgeordneten Bettina Müller und ihres Landtagskollegen Heinz Lotz auf seinem Hof im Linsengerichter Ortsteil Waldrode, um die drängenden Probleme in der Landwirtschaft anzusprechen: die tägliche Arbeitsbelastung der Vollerwerbslandwirte, fehlende Fachkräfte und eben die unzureichende Preisgestaltung bei Produkten aus bäuerlichen Betrieben.

Für Bettina Müller ist die Bereitschaft der Verbraucher, „gerechte“ Preise für Lebensmittel zu zahlen „auch eine Frage der Bildung“. Nur über die bewusste Entwicklung einer Haltung, wie man mit Lebensmitteln umgeht, wie man sie verwertet und welche besondere Bedeutung gesunde Lebensmittel für die Gesundheit jedes Einzelnen haben, könne landwirtschaftlichen Produkten der Stellenwert eingeräumt werden, der ihnen zusteht. Auch Heinz Lotz sieht in der Einstellung der Verbraucher beim Lebensmitteleinkauf „Hauptsache billig“ ein grundsätzliches Problem:“ Drei Viertel der Gesellschaft können oder wollen höhere Preise nicht zahlen. Vielen seien andere Dinge wichtiger; das Auto oder der Urlaub. Beide Abgeordnete sehen die Notwendigkeit, schon Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, das eine gesunde Ernährung aus regionalen Erzeugnissen beinahe lebensnotwendig ist und dass diese etwas kostet.

Auf Hofgut Trageser rennen die beiden Abgeordneten mit diesem Ansatz offene Türen ein. Schon seit vielen Jahren kommen zahlreiche Kinder- und Jugendgruppen auf den Hof, um sich von Familie Trageser das heutige bäuerliche Leben, die Arbeit mit Vieh und Land sowie ihre Produkterzeugung erklären zu lassen. Hier bedauert Mark Trageser ganz besonders die Schließung der Jugendherberge Geislitz, denn jährlich besuchten allein rund 2000 Kinder und Jugendliche, viele aus dem Ballungsraum Rhein-Main, seinen Betrieb und trafen oftmals das erste Mal auf Milchküche und Kälber, liefen durch die Stallungen und betrachteten Wiesen und Felder.

Bevor sich die Besuchergruppe um die beiden Abgeordneten, darunter Linsengerichts Bürgermeister Albert Ungermann, Erster Beigeordneter Helmut Bluhm und SPD-Ortsvereinsvorsitzender Hans Jürgen Wolfenstädter über das Anwesen führen ließen, stellte Mark Trageser seinen einzig in Waldrode verbliebenen landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb vor: Bewirtschaftet werden von Trageser, seiner Frau und seinem Vater im „Unruhestand“ rund 250 Hektar Fläche in vier Gemarkungen, davon 90 Hektar Grünland. Auf den Ackerflächen werden verschiedene Getreide und Raps angebaut; zum Teil zur Verfütterung an die 130 Milchkühe; zum anderen Teil – wie Raps und Weizen – zum Verkauf. Ein fest angestellter Landwirtschaftstechniker und ein Auszubildender unterstützen die Bauersfamilie, die den Hof in dritter Generation betreibt.

Im Jahre 1939 entstand die Siedlung Waldrode unter den Nationalsozialisten, die den Wald roden ließen, acht Höfe und drei Arbeitshäuser auf der freigelegten Fläche aufbauten. Damals, so Trageser, hatten die acht Bauern ein Flächeneigentum von 15 bis 20 Hektar. Im Jahr 1970 erwarb Familie Trageser ihren Hof und erweiterten ihn über die Jahre auf seine heutige Größe. 2017 reagierten sie auf den Mangel an bäuerlichen Fachkräften und stellten auf automatische Fütterungs- und Melkcomputer um.

„Wer als Bauer im Vollerwerb leben will, muss in kurzen Zeitabschnitten seine Tiere versorgen, Flächen einsamen und Ernte sowie Vertrieb organisieren“, schildert Trageser seinen Besuchern den bäuerlichen Alltag. Ohne EU-Förderung wäre eine Existenzsicherung nicht möglich und das sei „das größte Problem der Landwirtschaft“. Um den Kaufanreiz beim Verbraucher für in Europa erzeugte landwirtschaftliche Produkte zu fördern, habe man Anfang der 90er Jahre die Preise künstlich gesenkt mit der Folge, über niedrige Verbraucherpreise Landwirtschaftsbetriebe über EU-Fördergelder besonders stützen zu müssen. Dieser Agrarhaushalt stehe stets in der öffentlichen europaweiten Diskussion, da nur der Landwirtschaftshaushalt zentral, europaweit in einem Etat festgeschrieben sei. Alle anderen Haushalte, wie etwa der der Verteidigung, obliegen den eigenen Staatshaushalten und sind kein Thema auf europäischer Ebene.

Beim Rundgang über den Hof ging es für Bettina Müller und ihre Begleiter zunächst in die Maschinenhalle des Betriebes. Hier offenbarte sich das nächste Problem eines modernen Vollerwerbsbauern. Da Fachkräfte auf dem Markt kaum zur Verfügung stehen und wenn, dann zu teuer, setzen Vollerwerbsbauern auf einen eigenen Maschinenpark, der immense Investitions- und Betriebskosten verursacht. Technik statt Personal – so die heutige Alternative der Landwirte. Sein teurer Mähdrescher beispielsweise stehe 330 Tage im Jahr in der Halle. Doch ohne ihn gibt es keine Ernte.

Im großzügig angelegten Stall wird die Verantwortung eines Milchbauern und seine immense Arbeitsbelastung den Gästen von Mark Trageser dann plakativ deutlich. Täglich müssen 130 Milchkühe und ihre Kälber versorgt werden. Sie sind angewiesen darauf, dass der Bauer sie versorgt, pflegt und ihren Lebensraum so gut wie möglich organisiert. Pause gibt es hier nicht, denn das Vieh braucht nachhaltige Pflege.

Anlässlich ihres Besuchs des Hofgutes Trageser in Waldrode gibt Landwirt Mark Trageser den Abgeordneten Bettina Müller und Heinz Lotz einen entscheidenden Aspekt der Landwirtschaft mit auf den Weg; „Wir Landwirte stehen für Veränderungen immer bereit. Doch dafür brauchen wir Zeit.“ Ein Apfelbaum brauche fünf Jahre bis er trägt, ein Kalb zwei Jahre bis es Milch gibt und fünf Jahre, bis es rentabel ist. Die Landwirtschaft sei offen für neue Entwicklungen, aber sie sei auch verhaftet in die natürlichen Entwicklungsphasen. Dem müsse die Politik Rechnung tragen.

Bettina Müller unterstrich am Ende ihres Besuches im Milchbetrieb Trageser, dass eine nachhaltige europäische Agrarpolitik „nur dann funktioniert, wenn das Bewusstsein für die Wertigkeit unserer hier produzierten bäuerlichen Produkte geschärft wird und unsere Bauern endlich gerechte Preise für ihren immensen Arbeitseinsatz und die Qualität ihrer Erzeugnisse am Markt erhalten.“

Foto: Landwirt Mark Trageser hat die SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Müller und ihren Landtagskollegen Heinz Lotz auf seinem Hof in Linsengericht-Waldrode zu Gast. Gemeinsam mit Linsengerichts Bürgermeister Albert Ungermann und SPD-Ortsvereinsvorsitzendem Hans Jürgen Wolfenstädter diskutieren sie unterm schattigen Nussbaum über aktuelle Probleme eines landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetriebs.

Foto: Ein Blick in den Eingangsbereich der Maschinenhalle des Hofgutes Trageser in Waldrode: Allein die Seile für die Strohballen kosten Bauern ein Vermögen. Eigene Technik und bäuerliche Arbeit müssen heute zur Existenzsicherung Hand in Hand gehen.


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