„Mein Leben ist ein anderes geworden“

Maintal
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„Mein Leben ist ein anderes geworden, seit ich mich mit der Geschichte meiner Großmutter beschäftigt habe.“



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Dies bekannte der Weinheimer Gerald Sander in einem Gespräch mit Schülerinnen und Schülern der Albert-Einstein-Schule Bischofsheim. Sophie Stippel, die Großmutter aus Mannheim, kam als sogenannte „Bibelforscherin“ ins KZ Lichtenburg in Sachsen-Anhalt, wurde weiter transportiert ins Frauen-KZ Ravensbrück und gelangte schließlich auch noch nach Auschwitz. Von der berüchtigten Rampe aus wurde sie dazu verpflichtet, im Privathaushalt des Kommandanten Rudolf Höß zu kochen und sich um dessen Kinder zu kümmern. Grund dieser ungewöhnlichen Konstellation war offenbar, dass Rudolf Höß die acht Jahre ältere Sophie Stippel aus Kindertagen in Mannheim kannte.

Ans Tageslicht gekommen ist die Geschichte erst 2014, als die Tochter von Gerald Sander für ihre Schule Material zum Holocaust suchte und sich die Familie eines Kartons mit Unterlagen erinnerte, die bis dahin nicht gesichtet worden waren. Tatsächlich aber enthielt der Karton eine solche Menge von Originalen aus der Haftzeit, wie sie selten gefunden werden.

Mittlerweile hat das Mannheimer Stadtarchiv die Fundstücke professionell ausgewertet und digitalisiert. Mit Ergänzungen aus diversen anderen Archiven entstanden daraus ein Buch und ein kompletter Film. Gerald Sander, im Beruf Angestellter bei einem großen Viernheimer Elektronikmarkt, ist seitdem gepackt von der Dramatik seiner Familiengeschichte. Um weitere Puzzlestücke zusammen zu tragen und der Nachfrage von Schulen und anderen Stellen gerecht zu werden, hat er seine Wochenarbeitszeit inzwischen um einen Tag verkürzt. „Vom 1000 Teile-Puzzle zur Geschichte meiner Großmutter haben wir erst 250 passende Teile gefunden,“ lautet seine Zwischenbilanz.

Die ungewöhnliche Geschichtsstunde in der Albert-Einstein-Schule wurde noch bereichert durch den Bericht der ehemaligen Schülerin Sara Gilles, die als Freiwilligendienst ein Jahr im polnischen Oświęcim (Auschwitz) verbrachte. Vermittelt und finanziert hat die Veranstaltung das Brüder-Schönfeld-Forum in Maintal. Ab kommenden Wochenende zeigt der Verein die Ausstellung „Die mit dem lila Winkel“, welche die Verfolgung der „Bibelforscher“ (jetzt Jehovas Zeugen) in der NS-Zeit dokumentiert. Sie ist im Historischen Rathaus Hochstadt samstags, sonntags und dienstags von 15.00 – 18.00 Uhr zu sehen.

Info: www.brueder-schoenfeld-forum.de


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