Abwechslungsreiches und stimmungsvolles Konzert

Ostheim
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Wer sich durch den ersten Herbststurm des Jahres in die Ostheimer Kirche durchgekämpft hatte, wurde mit einem abwechslungsreichen und stimmungsvollen Konzert des Ostheimer Streicherensembles belohnt.



Auf dem Programm stand Musik des siebzehnten, achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts. Dabei stand aber auch das jüngste Werk des Konzerts, Felix Mendelssohn-Bartholdys Streichersinfonie gewissermaßen in Bezug zur Alten Musik, war doch Mendelssohn einer der ersten, die sich der Barockmusik wieder zuwandten – seine Aufführung der Bach’schen Matthäuspassion 1829 gilt als einer der wichtigsten Momente der Wiederbelebung der alten Musik. Und so entstand trotz der stilistischen Bandbreite des Programms ein in sich geschlossener Eindruck.

Der barocke Geist Heinrich Ignaz Franz Bibers (1644 – 1704) zeigte sich geradezu bildhaft in seiner „Pauernkirchfahrt“, in der die etwas eintönigen Choralgesänge einer vorbeiziehenden Prozession genauso naturalistisch zu hören waren, wie das abschließende fröhliche Feiern in der Kneipe. Hochbarock virtuos und farbenreich erklang Francesco Geminianis (1687 – 1762) Orchesterfassung der berühmten Violinsonate „La Follia“, die er nach dem Original seines Lehrer Arcangelo Corelli (1653 – 1713) angefertigt hatte. Diese spielten die Ostheimer so engagiert und musizierfreudig, als habe Geminiani seine Bearbeitung extra für sie geschrieben. Insbesondere die solistischen Leistungen des ersten Geigers Lukas Ohly (Pfarrer an der Ostheimer Kirche) und der Cellistin Roswitha Bruggaier, die vom Cello aus das 8-köpfige Ensemble auch leitete, seien hier hervorgehoben.

Mit gleicher Ausdrucksfreude präsentierte das Orchester die genannte Streichersinfonie VI in Es-Dur von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 – 1847). Auch in dieser Komposition zeigte sich die Farbigkeit, in der die Musiker ihre Interpretationen angehen, vom choralartigen, gesanglichen Thema über ein tänzerisches Menuett bis hin zum wilden Presto des Schlusssatzes. Zu Mendelssohn berichtete Roswitha Bruggaier noch eine Anekdote: gewissermaßen bestünde ein Bezug zu Nidderau, da seine Ehefrau Cécile geb. Jeanrenaud die Ur-Ur-Enkelin des Pfarrers Hartmann war, welcher 1765-1800 im Windecker Pfarrhaus lebte und wirkte.

Das Konzert schloss mit Bibers Serenade mit dem Nachtwächterruf, der hier sogar in Szene gesetzt wurde: beim Zupfen einer nächtlichen Chaconne (die Streicher hielten hierzu ihre Instrumente wie Mandolinen vor der Brust, gemäß der Anweisung von Biber selbst) stand der Cembalist des Ensembles, Diez Eichler auf, mit einem Umhang übergeworfen und eine Laterne schwingend, um den bekannten Nachtwächterruf auszusingen. Mit einer Wiederholung dieses Satzes bedankte sich das Ensemble für den herzlichen Applaus der vermutlich witterungsbedingt nicht sehr zahlreichen Zuhörer.


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