„Kleinigkeiten, die Großes bewirken“

Nidderau
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Ein X für ein U vormachen, kann man Melanie Schmalz nicht. Die staatlich anerkannte Logopädin hilft Kindern, aber auch Erwachsenen nach Schlaganfällen und Tumorerkrankungen, die Sprache wiederzufinden.



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Wenn Kinder Laute vertauschen, die Tanne im Wald zur Kanne machen, oder „Sotolade“ zum Naschen fordern, ist die 34-jährige Inhaberin der Logopädie Nidderau als Sprach- und Sprechtherapeutin gefragt.

„Sprache, aber auch Orientierung – viele Dinge verkümmern durch den immer größeren Einsatz von Technik. Logopädie ist somit neben den therapeutischen Zielsetzungen auch optimal für eine sprachliche Frühförderung allgemein“, erklärt Christoph Degen. Der SPD-Landtagsabgeordnete aus Neuberg und gelernte Förderschullehrer besuchte die neuen Praxisräume in Ostheim, die im März als zweiter Standort in Nidderau eröffnet wurden, um sich über die Möglichkeiten der medizinischen Fachdisziplin zu erkundigen. Logopäden, aber auch akademische Sprachtherapeuten und klinische Linguisten – ein Team von zehn Frauen – kümmern sich darum, dass die Patienten wieder zum richtigen Ton finden. 75 Prozent sind Kinder, der Rest Erwachsene, die bei Schmalz und ihrem Team nach Erkrankungen lernen, Zunge, Lippen und Gaumen für ein sauberes Sprechen zu reaktivieren. „Sprache ist ein kostbarer Schatz. Und oft sind es Kleinigkeiten, die Großes bewirken“, sagt Schmalz.

Die Logopädie Nidderau betreut zudem zwei Pflegeheime und kooperiert mit der Förderschule Johann-Hinrich Wichern in Ostheim. Reich werden könne man nicht. „Aber ich arbeite einfach gerne in diesem Beruf. Wenn ein Dreijähriger mit einem Wortschatz von nur 50 Wörtern zu uns kommt und man sieht, wie er mit der richtigen Therapie auf einmal Woche für Woche hinzulernt, ist das ein tolles Gefühl“, bekennt Schmalz.

Problematisch ist auch bei Logopäden die Suche nach Fachkräften. Die wenigen staatlichen Schulen sind aufgrund der schlechten Gehaltsaussichten nicht mehr ausgelastet. Bei privaten Anbietern kostet die dreijährige Ausbildung einen fünfstelligen Betrag. Hier müsse das staatliche Angebot besser werden, sagte Degen: „Ein Land, das seinen Wohlstand nicht Rohstoffen, sondern klugen Köpfen und innovativen Ideen verdankt, muss einfach noch mehr in Bildung und Ausbildungsmöglichkeiten investieren.“

Foto: „Kleinigkeiten, die Großes bewirken“: SPD-Landtagsabgeordneter Christoph Degen probiert unter Anleitung von Melanie Schmalz ein Sprachlernspiel für Kinder aus.


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