Kostenlose Hausaufgabenhilfe: Erfolgsmodell der Flüchtlingshilfe Nidderau

Nidderau
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Das katholische  Gemeindehaus in Heldenbergen an einem ganz normalen Mittwochnachmittag: Kinder und Jugendliche kommen einzeln oder in Gruppen mit ihren Schulranzen, suchen sich einen Platz im Pfarrsaal oder im Konferenzraum. Sie packen ihre Hausaufgaben oder die Unterlagen für die Sprachlehrgänge aus. Geboren sind sie in Syrien, in der Ukraine, in Pakistan, in Eritrea, in Afghanistan, in Nordmazedonien oder in Ägypten. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich jetzt im deutschen Schulsystem zurechtfinden müssen. Ihre Eltern können ihnen nicht dabei helfen, weil sie oft weniger deutsch sprechen als ihre Kinder. Dieser Mittwoch ist ein besonderer Tag: Bürgermeister Andreas Bär ist zu Besuch.



Der Rathauschef übernimmt die Schirmherrschaft für die Hausaufgabenhilfe der Flüchtlingshilfe Nidderau. „Die kostenlose Hausaufgabehilfe für Flüchtlingskinder ist eines der schönsten Zeichen des vielseitigen ehrenamtlichen Engagements in unserer Stadt. Mit der Übernahme der Schirmherrschaft möchte ich ein Zeichen senden, dass die Stadt Nidderau hinter dem Projekt steht“, sagte Bär über das „Erfolgsmodell“. Die Hausaufgabenhilfe soll dauerhaft auf soliden Füßen stehen und ihre Arbeit auch langfristig fortsetzen können. „Die deutsche Sprache lernt man nicht so schnell in einem halben Jahr. Vielfältige Hürden müssen langfristig überwunden werden“,  erläutert Annette Gonschor, Lehrerin und Koordinatorin für berufliche Schulen an der Eugen-Kaiser-Schule Hanau.

Die Hausaufgabenhilfe der Flüchtlingshilfe besteht seit 2015. Die ersten Schüler und Schülerinnen von damals haben Schulabschlüsse erworben, Ausbildungen begonnen und teils bereits erfolgreich abgeschlossen – beispielsweise als Chemielaborantin, als zahnmedizinscher Fachangestellter oder als Maler und Lackierer. Ein knappes Dutzend ehrenamtliche Helfer und Helferinnen, darunter Grundschullehrer Sud aus Syrien, nehmen sich die Zeit, Aufgabenstellungen zu erklären, Texte zu korrigieren und zu ermutigen. Einige aus dem Betreuerteam sind schon von Anfang an dabei. Sie geben den Schülern und Schülerinnen die Gewissheit, dass sie diesen schwierigen Weg nicht allein gehen müssen.

Nach den Einschränkungen der Corona-Zeit bedeutete die Zusage von Pfarrer Thomas Korfmann, der damals noch kleinen Gruppe das Gemeindehaus zur Verfügung zu stellen, einen Neustart. Jetzt sind es bis zu 40 Kinder und Jugendliche, die das Angebot der Flüchtlingshilfe nutzen. „Wir wollen die Schüler und Schülerinnen langfristig begleiten. Sie sollen die Gewissheit haben, dass sie nicht alles alleine schaffen müssen“, erklärt Annette Gonschor. Die Hausaufgabenhilfe sei ein wenig zu einer Familie geworden, erklärte ein Teenager dem Bürgermeister. Gegenseitige Unterstützung. Jugendliche, die in der deutschen Sprache bereits versierter sind, helfen den anderen Kindern beim Übersetzen. Manche sprechen schon akzentfrei Deutsch, mit anderen muss das Helferteam mit der Alphabetisierung starten.

Aber es geht nicht nur um den Spracherwerb. Auch Chemie, Mathematik oder Gesundheitslehre stehen auf dem Programm. Die Flüchtlingshilfe versucht in allen Fächern Hilfestellung zu geben. Manchmal wird einfach nur diskutiert, die Jüngeren dürfen im Garten spielen. „Es ist schön zu sehen, wie freudig und gleichermaßen respektvoll der Umgang miteinander ist“, lobt Bürgermeister Bär, der als ehemaliger Gymnasiallehrer der Arbeit der ehrenamtlichen Kräfte seine besondere Wertschätzung ausdrückte.

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