Sie waren unsere Nachbarn - Irgendwann waren sie einfach weg

Rodenbach
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In einem barbarischen Terrorakt setzten SA- und NSDAP-Mitglieder am 9. November 1938 Synagogen in Brand, deren Trümmer später z.T. gesprengt wurden.



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Sie zerstörten etwa 7.000 Geschäfte jüdischer Einzelhändler und verwüsteten Wohnungen der Juden. Sie tö­teten nach offiziellen Angaben insgesamt 91 Personen. Die Zahl derer, die infolge von Leid und Schrecken umkamen, ist nicht bekannt. An den Aktionen beteiligten sich auch Ange­hörige der Hitlerjugend und weiterer NS-Organisationen. Der Mob nutzte die Chance zur Plünderung. Die Deutschen wurden Zeuge, wie die Menschenrechte und die Menschen­würde im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen getreten wurden. Unter den Gaffern wur­de gejubelt und gejohlt, andere haben schweigend oder gleichgültig hingenommen, was geschah. Die Juden wurden in dieser Nacht nahezu allein gelassen.

Antisemitismus und Rassismus bis hin zum Mord waren staatsoffiziell geworden. Die Po­gromnacht war der Auftakt zum Völkermord. Die Schülerin Christina Mayer aus Oberrodenbach hat sich 2011 vor dem Abitur am Grim­melshausen-Gymnasium Gelnhausen mit der Geschichte der jüdischen Mitbürger in Ro­denbach befasst. Die Lebensgeschichte des Arztes Dr. Blumenthal und seiner Familie stellte sie in einer Powerpoint-Präsentation zusammen. Anlässlich der Ausstellung „Legali­sierter Raub - Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen 1933-1945“ hielt sie damals in Gelnhausen einen Vortrag „Irgendwann waren sie einfach weg! Die Lebensge­schichte des Dr. Julius Blumenthal und seiner Familie aus Niederrodenbach“.

Der Vortrag war beeindruckend. Er zeigte, wie das genaue Aufarbeiten der schrecklichen Ereignisse auf die heutige Jugend wirkte. „Ich sehe meinen Heimatort jetzt mich anderen Augen“. Sie erklärte sich bereit, die Präsentation in diesen Jahr in Rodenbach im Medien­treff zu wiederholen. Allerdings kamen die Prüfungstermine für das Staatsexamen dazwi­schen. So kann sie nicht aus Heidelberg zum Vortrag kommen. Sie hat aber ihre Präsenta­tion übermittelt, die somit gezeigt werden kann.

Die beiden Bücher über die jüdischen Mitbürger und speziell der Familie Dr. Blumenthal wurden für diesen Tag nachgedruckt. Walter Geppert stellt sie nochmals vor. Der Medien­treff hat zum Thema eine Buchausstellung vorbereitet. Klezmer-Musik umrahmt diese Gedenkveranstaltung.

Medientreff-Bücherei 63517 Rodenbach, Kirchstr. 9a
Freitag, den 09. November 2018, 19 Uhr
Der Eintritt ist frei.


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