Turbulenter Prozess: Geschreie und Beleidigungen im Gerichtssaal

Schlüchtern
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Das Amtsgericht Gelnhausen war in Aufruhr. Dafür sorgte eine 38-Jährige, die sich wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte verantworten musste. Ihren Auftritt nutzte sie für lautstarke Proteste und körperliche Attacken. Schon vor dem Gerichtsgebäude ging es mit ihr turbulent zu. Zwei Polizeibeamte hatten die Frau in ihrer Unterkunft abgeholt und zwangsweise vorgeführt.



Ein Richter hatte das angeordnet, weil sie bei einem vorgelagerten Termin nicht freiwillig erschienen war. Doch die Angeklagte wehrte sich vehement, aus dem Streifenwagen auszusteigen und in das Gebäude zu gehen. Trotz der Fesselung mit Handschellen trat, spukte und biss sie um sich, so dass die Einsatzkräfte Blessuren davontrugen. Dies geschah vor den Augen der Anklagevertreterin in dem Verfahren, die zu dieser Zeit ebenfalls auf dem Parkplatz eintraf. Auch im Gebäude ließ ihr Widerstand nicht nach. Richter Wolfgang Ott verfügte daher, dass – anders als sonst üblich – die Handschellen bei ihr weiter angelegt bleiben – aus Sicherheitsgründen für alle Beteiligten. Nachdem die Frau im Zuschauerraum – auf die Anklagestühle wollte sie nicht - Platz genommen hatte, ging das Gezeter munter weiter. „Ihr wollt, dass ich leide“, brüllte sie in arabischer Sprache herum, was eine Dolmetscherin übersetzte.

Die Feststellung der Personalien ist eigentlich eine Formalie. Nicht so bei ihr: „Du kannst doch lesen“, schnauzte sie den Richter an und verwies ihn auf die Einträge in ihrer Akte. „Ich weiß nicht, warum ich hier bin!“, schrie sie herum. Das hätte sie aus dem Munde der Staatsanwältin erfahren können. Doch stattdessen brüllte sie während deren Vortrags unentwegt herum. Monoton bombardierte sie ihr Umfeld fortan verbal mit „Fuck“ und „German police Mafia“. Alles geht zurück auf einen Vorfall in den Mittagsstunden des 27. August 2020. Der Hausmeister hatte die Polizei in eine Schlüchterner Unterkunft gerufen, weil die 38-Jährige dort randalierte. Hintergrund war offenbar, dass der Frau kurz zuvor ihr fünfjähriges Kind wegen des Verdachts auf Misshandlung verletzt weggenommen worden war. Als dann eine Streife vor Ort eintraf, stand die Frau psychisch auffällig in ihrem Zimmer. Die Beamten eröffneten ihr, sie müsse mit zur Untersuchung ins Krankenhaus kommen. Statt darauf einzugehen, holte sie aus dem Bereich ihres Bettes ein Messer mit einer Klingenlänge von 20 Zentimeter hervor und machte damit Stichbewegungen in Richtung der Beamten. Einer zog daraufhin zum Selbstschutz seine Dienstwaffe, die 51-jährige Kollegin schrie die Frau an, das Messer fallen zu lassen. Das half. Sie drehte das Stichwerkzeug mit der Spitze zu sich herum und warf es zwischen die Beine der Polizistin auf den Boden.

Damit war ihr Widerstand aber noch nicht gebrochen: Mit Spuken, Treten und Beißen wehrte sie sich gegen ihren Abtransport mit Handschellen. Selbst in der Klinik griff sie Personal an. Eine Blutuntersuchung ergab später bei ihr einen Promillewert von mindestens 2,37. Im Zimmer der Angeklagten stellten die Beamten ein Stuhlbein mit Blutanhaftungen sicher, mit dem sie offenbar ihr Kind auf den Kopf geschlagen hatte. Ein Gutachter hatte im Vorfeld der Verhandlung bei der Frau keine psychische Erkrankung festgestellt. Stattdessen diagnostizierte er eine dissoziale Grundhaltung und eine große Streitsucht. Unter Alkoholeinfluss werde die 38-Jährige vermutlich weiter kriminelle Handlungen begehen.

Auch Richter Ott sah keine gute Zukunftsprognose und verurteilte sie deswegen – auch in Anbetracht von drei Vorstrafen wegen Widerstandes und Körperverletzung - zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten ohne Bewährung. Zum Abschied wünschte die Frau allen „sie sollen Krebs bekommen und sterben“. Gott werde über sie richten. Erst vor dem Gerichtsgebäude wurden ihr die Handschellen abgenommen. Zum Dank zerriss sie die Fahrkarte, die sie vom Gericht für die Heimfahrt bekommen hatte, und warf die Schnipsel über die Polizisten. / hd 


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