Bürgermeisterwahl Schöneck: Wie grün sind die Kandidaten?

Schöneck
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Dass Schönecks neues Gemeindeoberhaupt kein grünes sein wird, steht fest, da Bündnis 90 / Die Grünen auf die Nominierung eines eigenen Kandidaten oder einer Kandidatin für das Bürgermeisteramt verzichtet hatten.



Mit einem umfangreichen Fragenkatalog wollte die Partei jedoch wissen, wieviel Grün in den beiden Bewerbern steckt. Conny Rück und Björn-Magnus Becker haben ausführlich Stellung genommen.

„Natürlich muss sich die Kommunalpolitik und zuvorderst eine Bürgermeisterin oder ein Bürgermeister um das Wohl Schönecks kümmern. Schöneck muss aber durch nachhaltiges lokales Handeln auch seinen Teil zur Bewältigung globaler Herausforderungen leisten. ‚Schöneck first‘ reicht nicht“, beschreibt Ortsverbands-Sprecher Peter Zittier die Motivation dafür, dass die Grünen den beiden Kandidaten einen Katalog von Fragen vorgelegt haben. Die Fragen betreffen aktuell anstehende Schönecker Initiativen und Entscheidungen aus den Themenbereichen Klima, Elektro- und Fahrrad-Mobilität, Umwelt und Integration.

Vorbildlich habe Bürgermeisterin Rück bei der dezentralen Unterbringung und Integration von Flüchtlingen agiert, konstatieren die Grünen und erwarten anhand der Antworten, dass dieses Engagement bei einer Wiederwahl fortgeführt würde. Auch Becker möchte die eingeschlagenen Wege weitergehen.

Beide Kandidaten bekennen sich zu einem grünen Lebensraum Schöneck. Die ehrenamtliche Initiative „Schöneck blüht auf“ habe Rück in der Vergangenheit wohlwollend begleitet. Beim Schutz der bedrohten Milanbestände im Büdesheimer Buchwald sperre sie sich leider gegen die Forderungen und eindeutigen Ratschläge auch überregionaler Naturschutzakteure wie der Staatlichen Vogelschutzwarte und möchte die relevanten Abteilungen nicht dauerhaft aus der Nutzung nehmen, obwohl dies durch die Gutschrift von „Ökopunkten“ auch wirtschaftlich sinnvoll wäre. Hier könnte Becker nach hinreichender Beschäftigung mit der Materie sicherlich punkten.

Beim für die Menschheit so wichtigen Klimaschutz ruht sich die Gemeinde mit Bürgermeisterin Rück an der Spitze laut den Grünen auf ihren Lorbeeren aus einer rot-grünen Koalition von 2006 bis 2011 aus. Die ersten Windkraftanlagen wurden 2010 in Betrieb genommen. Die Förderung energieeffizienter Geräte basiert auf einem Konzessionsvertrag aus dem Jahr 2006. In der Solarbundesliga war Schöneck in der Kreiswertung zwar jahrelang auf Platz 1, musste diesen zuletzt aber an Nidderau abgeben, wo im Gegensatz zu Schöneck weiterhin politische Impulse, wie im Baugebiet „Neue Mitte“, gesetzt werden.

Laut Rücks Fragebogen-Antworten seien auch Passivhäuser ein optimaler und willkommener Beitrag zum Klimaschutz. Die Erich-Simdorn-Halle wurde so 2010 auch noch in Passiv-Bauweise errichtet. Seither wird den Grünen zufolge in Schöneck aber wieder 0815 gebaut, Gestaltungsmöglichkeiten der Gemeinde werden nicht genutzt, wie beispielsweise im Bauträgerprojekt Hanauer Pfad oder bei der neuen Kita in der Mühlstraße. Bei der Planung von Neubaugebieten will Rück laut Fragebogen neuerdings auch auf die Ausrichtung der Häuser für eine optimale Solar-Nutzung achten. Beim im Oktober vorgelegten Erstentwurf für das Baugebiet Dresdener Straße war dies jedoch noch keineswegs der Fall. Den schwarzen Peter für die Nicht-Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes spielt Rück den Kommunalpolitikern im Ausschuss für Bauen, Umwelt, Verkehr, Energie und Klimaschutz zu. Becker deutet in seinen Antworten einen vermeintlichen Widerstreit zwischen wirtschaftlichem und energieeffizientem Bauen an.

„Bürgermeisterin Rück verkennt bislang leider die Möglichkeiten ihres Amtes. Ökologisch fortschrittliche Bauträger machen daher derzeit einen Bogen um Schöneck und realisieren ihre Projekte in Nidderau, Hanau oder Friedrichsdorf“, bemängelt Fraktionsvize Wolfgang Seifried und fordert, dass innovative, auf zukunftsfähiges Bauen spezialisierte Firmen von einem Bürgermeister oder einer Bürgermeisterin aktiv angesprochen werden müssen. Wenn diese dann ihre Projektvorschläge in den Ausschüssen der Gemeindevertretung vorstellen, könnten auch die Zweifler unter den Entscheidungsträgern überzeugt werden.

Hoffnung macht den Grünen, dass sich beide Kandidaten intensiv mit dem Fragebogen auseinandergesetzt und ausführlich – ausgedruckt insgesamt immerhin 11 Seiten - geantwortet haben, was darauf hindeute, dass die Themen durchaus als relevant erachtet werden. „Dafür bedanken wir uns bei beiden Kandidaten herzlich. Damit sich die Wähler selbst ein Bild machen können, haben wir Fragen und Antworten ungekürzt auf unsere Homepage gestellt. Nach der Wahl liegt es dann auch an uns Grünen, nach den Worten die Taten einzufordern. Wir arbeiten dabei gerne mit dem Bürgermeister oder der Bürgermeisterin zusammen, ob Herr Becker oder Frau Rück“, so Zittier und Seifried abschließend.

Die Fragen und Antworten finden Sie unter https://gruene-schoeneck.de/index.php?id=205974


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de