Frühzeitig abfräsen und neu asphaltieren

Wächtersbach
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Wenn dem Frost ein Schlagloch folgte, war das früher Gesprächsthema in der ganzen Nachbarschaft.

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Das ist lange her. Sehr lange. Heute haben wir uns fast daran gewöhnt. Straßen ohne Schlaglöcher – wo gibt’s das noch in Wächtersbach und anderswo? Eine eher rhetorische Frage. Die CDU Wächtersbach hat sich jedoch um eine konstruktive Antwort bemüht. „Inline-Sanierung“ lautet das Stichwort. Mit etwas Glück werden heutzutage Risse und Löcher in den Straßen halbherzig ausgebessert – der daraus entstehende Flickenteppich aus unebenem Asphalt in den unterschiedlichsten Dunkelgrautönen lässt kaum vermuten, dass es sich um Verkehrsinfrastruktur in einer der weltweit stärksten Wirtschaftsnationen handelt.

Straße saniert, Bürger ruiniert?

Bislang hatten die hessischen Kommunen einen großen Vorteil: Ließen sie ihre innerörtlichen Straßen ausbessern, konnten sie die anliegenden Grundstücksbesitzer zur Kasse bitten, Stichwort: Straßenausbaubeitrag. Das konnte für den Einzelnen ganz schön teuer werden. Je nachdem, ob es sich um eine reine Anlieger- oder eine Erschließungsstraße handelte, waren die Anlieger lt. Straßenbeitragssatzung mit 35 - 75 Prozent der Kosten dabei – Straße saniert, Bürger ruiniert. Der Hessische Landtag hat im vergangenen Mai der einzelnen Kommune die Entscheidung freigestellt, ob sie diesen Beitrag überhaupt erhebt. Was dazu führt, dass sie es meist bleiben lässt, um die betroffenen Bürger nicht zu belasten.

Fragt sich nur, wie es sich die oftmals finanziell klammen Kommunen trotzdem leisten können, ihre Straßen in gutem Zustand zu halten. Der CDU Wächtersbach war die Antwort eine Recherche im Internet wert. Hier stieß man auf die Gemeinde Rednitzhembach, südlich von Nürnberg, die knapp 300 km von Wächtersbach entfernt liegt. 7.000 Menschen leben in der bayerischen Gemeinde. Die Länge der Ortsstraßen summiert sich auf 42 Kilometer – seit 18 Jahren ohne ein einziges Schlagloch, aber auch ohne Straßenausbaubeiträge. „Das könnte ein Modell für Wächtersbach sein“, so CDU-Fraktionsvorsitzende Carola Gärtner, „denn es ist so simpel wie effektiv und kostensparend.“ Wir wollen die Aufhebung der Straßenbeitragssatzung in Wächtersbach, um die Bürger zu entlasten.

Im Inline-Verfahren

Wie bekommt Rednitzhembach das hin? Ganz einfach: im so genannten Inline-Verfahren, ein Begriff aus der Abwassertechnik. Bevor die jeweilige Straße schwerstens beschädigt ist, wird sie frühzeitig abgefräst und neu asphaltiert. Wahrlich kein Hexenwerk. Voraussetzung: Der Kanal ist in Ordnung und die Wasserführung passt. Wenn ein neuer Kanal nötig ist, gilt ohnehin das „Verursacherprinzip“, und die Kosten werden auf die Abwassergebühren umgelegt. Problematisch sind eben die Schlaglöcher, weil sie es Wasser ermöglichen, in den Untergrund einzudringen. Es gefriert und sprengt die Straße auf.

„Das eigentliche Problem der Straßeninstandhaltung ist das starre System der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure sowie die technischen Regelwerke für den Straßenbau“, so die CDU-Mitglieder des Bau-u.Planungsausschusses Weber und Götzl. In der Regel erklärten die Ingenieure den alten und nach heutigen Maßstäben zu dünnen Straßenunterbau für unzureichend und lehnten die Haftung ab, wenn der Ausbau nicht gemäß den gültigen technischen Vorgaben erfolge. Ergebnis: Die Straße wird komplett aufgerissen und neu aufgebaut. Dass das Unsummen verschlingt, liegt auf der Hand – aber auch, dass eine Straße nach 30 oder mehr Jahren festgefahren und besser verdichtet ist als ein Neubau. Der dicke Unterbau ist dann nicht nötig.

Zusammenarbeit Bürger und Bauhof

Also kurzer Prozess: abfräsen und neu asphaltieren, allenfalls noch Bordsteine setzen, um der Straße einen seitlichen Halt zu geben. „Diese Vorgehensweise entlastet die Verwaltung und senkt die Kosten, denn niemand muss sich um Widersprüche oder Klagen kümmern“, ist Gärtners Fazit. Wenn es in Wächtersbach gelingt, dem Beispiel der bayerischen Gemeinde konsequent zu folgen, dann werden Verwaltung und Bürger sogar zusammenarbeiten. Einerseits könnten Mitarbeiter des Bauhofs regelmäßig die Straßen kontrollieren, andererseits Bürger Mängel und Auffälligkeiten, etwa Risse und Löcher, von sich aus melden.

Auf dieses Modell zielt der Antrag „Konzept Straßenunterhaltung“ ab, den die Wächtersbacher CDU-Fraktion in die nächste Stadtverordnetensitzung einbringen wird. Außerdem stellt die CDU-Fraktion den Antrag zur „Aufhebung der Straßenbeitragssatzung“ und ein weiterer Antrag anlässlich der 20-jährigen Verschwisterung mit Vonnas und Baneins zur Prüfung einer Straßenwidmung.


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