10.000 Schuss Munition gehortet: Reichsbürger in Wächtersbach?

Wächtersbach
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Die Polizei hat in einem Wohnhaus in Wächtersbach ein Waffenarsenal gefunden. Im Januar des vergangenen Jahres stürmte ein Sondereinsatzkommando das Gebäude und stellte explosive Stoffe, zahlreiche Waffen sowie Unmengen von Munition sicher. Vor dem Schöffengericht im Amtsgericht Gelnhausen räumte der 54-jährige Bewohner den verbotenen Besitz der sichergestellten Gegenstände ein. In der Verhandlung wurde der Verdacht geäußert, dass der Angeklagte der Reichsbürger-Szene angehört.

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Gefunden wurden 15 Gewehre, Pistolen und Revolver sowie verschiedene Stoffe, mit denen Explosionen herbeigeführt werden können. Außerdem bewahrte der Mann über 10.000 Schuss Munition in seinem Haus auf. Zwei der Waffen fielen aus der Anklage der Staatsanwaltschaft raus, da sie erlaubnisfrei sind, der Besitz der anderen verbotenen Waffen, Stoffe und Munition räumte der 54-Jährige ein.

Bei Ansicht der vor Ort gefertigten Lichtbilder fiel Gericht und Staatsanwaltschaft aber nicht nur auf, dass die Waffen im gesamten Haus verteilt ungesichert rumlagen. Ein Foto von Adolf Hitler an der Wand im Keller, ein Hakenkreuz aus Kerzen und ein schwarz-weiß-rot lackierter Briefkasten ließen weitere Fragen aufkommen. „Für mich steht zumindest eine kleine politische Gesinnung dahinter“, wollte Staatsanwalt Oliver Piechaczek nicht ausschließen, dass auch fremdenfeindliche und rassistische Motive in diesem Fall eine Rolle spielen. „Es gibt genügend Leute, die schon geschossen haben, und die hatten auch solche Briefkästen“, erinnerte der Staatsanwalt zudem an die Schüsse auf einen Eritreer in Wächtersbach im Juli dieses Jahres.

Und mindestens eine Parallele gibt es: Der Täter im Juli war Mitglied im örtlichen Schützenverein in Wächtersbach und auch der Angeklagte erklärte in der Verhandlung, dass er dort seit 25 Jahren seinem Hobby nachgehe. „Ich habe Spaß daran, Samstagmittags mit meinen Kameraden schießen zu gehen“, habe er seine legalen Waffen aber vor drei oder vier Jahren abgegeben und die notwendigen Genehmigungen für den Besitz von Waffen und explosiver Stoffe nicht mehr verlängert. Die hohe Anzahl der Munition erklärte er mit Massenbestellungen im Schützenverein, aus Kostengründen seien die dort palettenweise angeliefert worden.

Bei Fragen zu seiner politischen Gesinnung gab er sich wortkarg: „Bisschen provozieren“, kommentierte er die in seinem Haus gefundenen Nazi-Devotionalien. Vor zehn Jahren habe er die Reichsbürger-Szene interessant gefunden, ein oder zwei Veranstaltungen besucht und sich eingelesen. Die Frage, warum ein Foto von Adolf Hitler bei ihm im Keller hängt, ließ er unbeantwortet. Staatsanwalt Piechaczek fragte auch, ob er sich für den Fall der Fälle vorbereitet habe, „da gibt es ja auch eine politische Partei im Bundestag, die dazu aufruft.“ Die Antwort fiel auch hier kurz aus: „Ich bin nicht politisch engagiert, schaue mir alles an“, so der Angeklagte.

„Man hat ein ungutes Gefühl“, erklärte allerdings auch Richterin Petra Ockert, Vorsitzende des Schöffengerichts, in der Urteilsbegründung. Der 54-jährige Wächtersbacher wurde zu einer 15-monatigen Gefängnisstrafe verurteilt, die für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wird. Außerdem muss er eine Geldbuße in Höhe von 1.200 Euro zahlen, die der Gelnhäuser Tafel zu Gute kommt. Er akzeptierte die Entscheidung sofort nach der Verkündung, sodass das Urteil mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft rechtskräftig wurde.


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