Altstadtpreis für vier Eigentümer denkmalgeschützter Altstadthäuser

Wächtersbach
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Bereits zum vierten Mal verlieh der Altstadtförderverein Wächtersbach den Altstadtpreis an vier Eigentümer denkmalgeschützter Altstadthäuser. Corona bedingt fand die Verleihung des Altstadtpreises auf der Terrasse des Gartensaals im Freien statt.

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Musikalisch untermalt wurde sie vom Saxofonisten Klaus Kattenberg aus Langenselbold. In ihrer Begrüßungsansprache betonte die Vorsitzende Enesa Aumüller, die selbst in einem Einzelkulturdenkmal in der Altstadt wohnt und auch ihr Immobilienbüro betreibt, dass es gelte, unser historisches Kulturgut zu erhalten und unsere Altstadt für Bewohner und Besucher noch schöner und liebenswerter zu machen. Bei ihrer Maklertätigkeit hätte sie immer wieder eine Verunsicherung beim Thema Denkmalschutz feststellen müssen. Gerade junge Familien würden vor den oftmals nicht überschaubaren Restaurierungskosten zurückschrecken. Mit der Altstadtpreisverleihung und anhand der Beispiele der Preisträger wolle man die verunsicherten Privatleute ermutigen selbst eine denkmalgeschützte Immobilie zu erwerben und für sich und ihre Familien gesunden Wohnraum in Naturmaterialien zu erschaffen. Die Altstadt weckt in den meisten von uns Kindheitserinnerungen, weil sie sich äußerlich kaum verändert und manche Häuser über viele Generationen von denselben Familien bewohnt werden. Die handwerkliche Baukunst und die individuelle Bauweise mit Überständen und Überlappungen unterscheide die Altstadt von einer Neustadt, und erkläre deren Altstadtcharme und das besondere Miteinander. Die natürlichen Baustoffe und Materialien sorgten für ein gemütliches und gesundes Raumklima und verbreiteten eine behagliche, gemütliche, wohlige Atmosphäre.

Damit aus Altstädten keine Schlafstädte werden sollten Altstadthäuser nicht in kleine Wohnungen zerstückelt werden, denn in rentablen 2-Zi-Wohnungen ist kein Platz für Kinder. Aber gerade junge Familien bringen Leben in die Altstadt und tragen dazu bei, diese besondere Altstadtkultur zu erhalten. Dass junge Familien gerne in die Altstadt ziehen und gerne die Vorzüge der Altstadt genießen sieht man auch an zwei der diesjährigen Preisträger.

Der ersten Preisträger wurde in die Altstadt hineingeboren. Ingo Lieder und seine Frau Tina wurden für das Objekt Marktplatz 2 ausgezeichnet. Das ehemalige Gasthaus „Weißes Ross“ aus dem Jahr 1720 wurde 1985 von Hanni und Günther Lieder erworben und liebevoll modernisiert. Enesa Aumüller bedankte sich bei Familie Lieder für das Engagement bei der Erhaltung eines 300 Jahre alten Kulturdenkmals. Die Preisträger hätten die vorhandenen Räumlichkeiten sehr geschmackvoll und einfühlsam ihren persönlichen Bedürfnissen angepasst und für die Familienplanung und Geschäftserweiterung ausgebaut, und auch ihr alteingesessenes Raumausstatter-Geschäft in der Altstadt erhalten. Damit hätten sie bewiesen, dass man sich auch im Herzen der Altstadt gut entwickeln und entfalten kann. Den Platz, den früher die Remise einnahm, nehmen heute Garagen ein. So wurde auch die Parkplatzsituation am Marktplatz entschärft.

Die zweiten Preisträger die für ihr Engagement bei der Erhaltung und Restaurierung eines kleinen Fachwerkhauses aus dem späten 18. Jh ausgezeichnet wurden, stießen im Jahr 2002 auf eine Zeitungsanzeige in der ein Fachwerkhaus mit Garten in der Wächtersbacher Altstadt angeboten wurde. Um weitestgehend alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen zu können, spielten für die beiden Kunsthistoriker Anja und Peter Heuß neben der guten Bahnanbindung zu ihrer Arbeitsstelle in Frankfurt vor allem die kurzen Einkaufswege eine wichtige Rolle. Die ruhige Lage an der von Treppenaufgängen unterbrochenen, kleinen Gasse am Ochsenberg 4 war für eine Familie mit Kleinkind ebenfalls sehr vorteilhaft. Das kleine Fachwerkhaus war vom Vorbesitzer bereits größtenteils modernisiert und mit neuen Holzdielenböden und Holzfenstern ausgestattet worden. Das großzügig geschnittene, den heutigen Bedürfnissen angepasste Badezimmer zeichnet das Haus ebenfalls aus. Bei der Einbauküche stand die junge Familie vor der ersten Herausforderung. Man müsse sich eben daran gewöhnen, dass nicht alle Fliesen gerade seien, aber das mache den Wohnraum ja eben liebenswert, kommentierten die Preisträger augenzwinkernd. Inzwischen hat ihre Hausfassade einen neuen Anstrich und ihr Hauseingang ein neues Vordach bekommen.

Auch der dritte Altstadtpreis wurde an eine Familie überreicht, die über eine Zeitungsanzeige im Jahr 1998 mit ihren zwei kleinen Kindern den Weg von Frankfurt in die Wächtersbacher Altstadt fand. Enesa Aumüller bedankte sich bei Claudia und Peter Dickert für die Restaurierung und Erhaltung gleich zweier denkmalgeschützter Fachwerkhäuser in der Schlossstraße 1. Das charmante Ensemble stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde liebevoll und stilecht saniert. Der ehemalige dahinterliegende Stall mit Scheune, der zwischenzeitlich auch als Töpferwerkstatt diente, wurde zu Praxis- und Büroräumen ausgebaut. Im Inneren der Häuser sind noch die original alten Steinböden und auch viele alte Zimmertüren und Fenster erhalten. Mit einem offenen Kamin und Holzdielenböden haben sich die Altstadtliebhaber ein gemütliches Wohnambiente mit viel Charme erschaffen. Ihren kleinen mit alten Pflastersteinen angelegter Innenhof haben sie in eine grüne Oase verwandelt. Auch das Ehepaar Dickert weiß neben dem qualitativ hochwertigen Wohnambiente in ruhiger Lage, auch die gute Infrastruktur mit den kurzen Wegen und die Nähe zum Schlosspark und der Natur sehr zu schätzen. Ihre beiden Kinder wollten zunächst in der Großstadt bleiben, nun wollten sie aus Wächtersbach nicht mehr fort, meinte der Familienvater lachend. Nur ein paar mehr kleine Geschäfte in der Altstadt würden sie sich wünschen, und das ruhige Wohnen in der Altstadt sollte so bleiben.

Etwas aus dem Rahmen der ausgezeichneten Objekte fällt das vierte Gebäude: Ohne das Schloss mit seiner wechselhaften Geschichte, das im Kern über 800 Jahre alt ist, gäbe es die Altstadt nicht. Die nun erfolgte Sanierung der denkmalpflegerischen Substanz war eine bemerkenswerte Teamarbeit der beteiligten Architekten, der Handwerker, der zuständigen Behörden und der Stadt als Bauherrn. So konnte der Altstadtförderverein alle Beteiligten für die erfolgreiche Sanierung auszeichnen. Bereits beim Anblick der Fassade sieht man, dass hier professionell vorgegangen wurde: Der marmorierte Putz legt den Grund für die Patina, die nun wieder reifen darf.

Auffällig sind aber auch die filigranen Fenstersprossen. Im Inneren ist die restaurierte Originaltreppe und auch die erhaltenen Originalfenster bemerkenswert. So erhielt die Restaurierung des Schlosses von Fachleuten Anerkennung und landesweit Aufmerksamkeit. Stellvertretend nahm Herr Stadtrat Werner Jung die Urkunde und den Altstadtpreis entgegen. Er bedankte sich im Namen des Magistrats sehr herzlich und würdigte das Wirken des Altstadtfördervereins als Kulturträger. Er sei ja als Vorsitzender der Kulturgemeinschaft Wittgenborn ebenfalls der Kultur verpflichtet. Leider verlor das Schloss beim Brand 1939 weitestgehend die historische Innenausstattung. So wurde es nun innen überwiegend funktional ausgestattet und verfügt über modernste Rathaustechnik. Dies sei eben auch die größte Herausforderung bei der Schlosssanierung gewesen. Einigkeit bestand, dass der Schlosspark nun nach denselben denkmalpflegerischen Grundsätzen saniert werden muss.


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