„Altstadtkerne mit Fördergeldern revitalisieren"

Wächtersbach
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Der Altstadtförderverein Wächtersbach e.V hatte zu seinem August-Stammtisch mit Charakterköpfen Claus Bergmann von der Unteren Denkmalschutzbehörde, zu dem Thema „Altstadtkerne mit Fördergeldern revitalisieren“, in den Kulturkeller eingeladen.

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Welche Maßnahmen sind sinnvoll? Worauf sollte man achten. In wieweit verändert ein großflächiges Überstülpen mit einheitlichen Sitzmöbeln oder Bodenbelägen den über Jahrzehnte gewachsenen ortstypischen Charakter einer Altstadt? Vom Fluch und Segen des historischen Kulturerbes.

In dem angenehm kühl temperierten Gewölbekeller der Alten Schule hatten sich zahlreiche interessierte Gäste eingefunden. Claus Bergmann hatte einen Zwischenstopp auf seiner Wochenendreise eingelegt, und freute sich über das große Interesse der Wächtersbacher Bürger, welches nicht zuletzt dem Engagement des Altstadtfördervereins zu verdanken sei.

Enesa Aumüller, die Vorsitzende des Altstadtfördervereins, bedankte sich bei Claus Bergmann und begrüßte alle Anwesenden. Sie erklärte, dass die Stadt Wächtersbach wie viele andere Gemeinden, Fördermittel aus dem hessischen Landesprogramm „Zukunft Innenstadt Hessen“ erhalte, und dieser Stammtisch dazu diene, die Wächtersbacher Bürger für dieses Thema zu sensibilisieren und zu einer aktiven Teilnahme an den Informationsveranstaltungen und Förderprogrammen für Hauseigentümer zu motivieren. Auch seitens der Stadt, und des beauftragten Stuttgarter Planungsbüros „CIMA“, sei eine rege Bürgerbeteiligung gewünscht, so Aumüller.

Anhand einiger Fotobeispiele aus anderen Gemeinden zeigte Bergmann wie auch ein Neubau geschmackvoll in ein Gebäudeensemble eingefügt werden kann. Typisch für die Fachwerkhäuser sei eine Symmetrie der Holzkonstruktion und der Anordnung von Fenstern und Türen, wodurch, trotz der vielen Gefache, ein harmonisches und ruhiges Erscheinungsbild entstünde. Bei solchen baulichen Veränderungen hat das Denkmalamt ein Mitspracherecht, welches es auch ausübe. Auch beim Außenanstrich der Balken und Gefache gäbe es Grenzen. In Windecken musste ein Hauseigentümer seine schwarz gestrichenen Gefache mit silberfarbigen Balken wieder ändern. Es gäbe aber auch Bereiche die vom Denkmalschutz nicht fest vorgegeben seien, und somit in den Entscheidungs- und Verantwortungsbereich der Stadt fielen. Dazu zähle die Gestaltung der Altstadtplätze (Straßenlaternen, Bänke, Mülleimer, Verkehrsschilder und Infotafeln), und die Straßen- und Verkehrsführung. Selbst beim Standort eines historischen Brunnens müsse man manchmal Kompromisse eingehen, wenn diese einer besseren Verkehrsführung dienen.

Erfreulich sei es, dass der Denkmalschutz mit der Zeit gehe, und jetzt auch Photovoltaikanlagen und Solarmodule in den Altstädten genehmige, betonte Bergmann. Bei der Frage nach der besten Energieversorgung bei Altstadthäusern, antwortete Bergmann, das sei natürlich die Fernwärme, da diese keine besondere Dämmung erfordere, wie das z.B bei der Luft-Wärme-Pumpe der Fall sei, und auch nicht zusätzlichen Platz im Außenbereich benötige, welcher bei den eng stehenden Altstadthäusern meist nicht vorhanden sei. Eine Dämmung der Fachwerkhäuser sei aber generell möglich. Die Hauseigentümer können sich hierzu beraten lassen.

Dann kam man wieder auf die Gestaltung der Altstadtplätze zu sprechen. Man war sich einig, dass gerade die parkenden Autos die ohnehin eng bebaute Altstadt zusätzlich beengen und viele attraktive Details verdecken. An dieser Stelle kam schließlich das Thema der autofreien Stadtzentren auf. Claus Bergmann wurde von der Vereinsvorsitzenden gefragt welche Erfahrungen er damit gemacht habe. Es sei ein leidiges Thema, die Altstadt und die Parkplatzsituation. Der schlimmste Fehler sei es einen faulen Kompromiss einzugehen. „Die Gemeinde und die Bürger sollten sich überlegen wie ihre Stadt in Zukunft aussehen soll, und dann eine Entscheidung treffen in welche Richtung sie gehen wollen. Schließlich haben die heute getroffenen Entscheidungen Auswirkung auf viele weitere Generationen. Man denke da nur an die Hochhäuser die in den 70-er Jahren vielerorts gebaut wurden, nur um den Anschein einer richtigen Stadt zu erwecken“, schloss Bergmann.

Bezüglich der Straßenbeläge, der Parkplätze, Mülltonnenverkleidung und Verkehrsschilder hatte Bergmann eine ganz klare Meinung. Es sollten die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt werden, daher sei die Bürgerbeteiligung ein guter Weg das hinzubekommen. Um die Aufenthaltsqualität mit Sitzgelegenheiten an verschiedenen Plätzen zu verbessern sei es sinnvoll auf vorhandene Strukturen zurück zu greifen und diese auszubauen, dann würde auch das Überstülpen von irgendwelchen Standards vermieden werden.

Es gab dann noch Fragen zu der Bepflanzung in der Altstadt. Bergmann erklärte, dass hochstämmige Bäume nicht so gern gesehen werden, da sie große Teile der Häuser abdeckten, Efeu sei als Wandverkleidung auch nicht wünschenswert, da es das Mauerwerk angreife. Es gäbe aber andere Grünpflanzen die sich gut dafür eignen würden. Aumüller ergänzte, dass auch der Klimawandel dazu beitrage die Hauswände zu begrünen und schattige Sitzplätze zu errichten sowie Trinkwassersäulen oder -brunnen in der Altstadt aufzustellen.

Claus Bergmann verabschiedete sich mit den Worten, dass mit der Unterstützung von erfahrenen Fachleuten und unter Mitwirkung der Bürger vor Ort ein guter Weg gefunden wurde um die Stadtzentren im Allgemeinen zu revitalisieren. Gerade wenn es um gewisse Störfaktoren, wie deplatzierte Verkehrsschilder, Infotafeln oder Müllbehälter gehe, hätten die Altstadtbewohner diese eher im Blick, und könnten somit einen wertvollen Beitrag leisten, um die Aufenthaltsqualität für Bewohner und Besucher noch attraktiver zu gestalten.

charktstammbergmann az


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