Kunstroute zeigt Altstadt von der schönsten Seite

Wächtersbach
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So wie die Kunstwerke der beteiligten 27 Kunstschaffenden hinterließ am Sonntag, 27. August, auch die Finissage der sechsten Kunstroute des Altstadtfördervereins Wächtersbach in der Altstadt einen nachhaltigen positiven Eindruck.

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Im Gartensaal der Rentkammer dankte Vorsitzende Enesa Aumüller allen Beteiligten, die jeweils ein Medaillon mit dem von Birgit Fuchs-Dohn gemalten Porträt der Gräfin Franziska zu Reventlow erhielten. Diese Frau stand bei der Finissage auch bei einer Autorenlesung im Mittelpunkt: Die Germanistin Astrid Hohlbein aus Ortenberg-Selters stellte ihr Buch „Das Unmögliche wollen“ vor, in dem diese sogenannte „Münchner Skandalgräfin“ im Mittelpunkt steht. Ebenso beeindruckend waren die musikalischen Beiträge Norbert Eckerts, der mit Gitarrenspiel und Gesang die Veranstaltung bereicherte.

Enesa Aumüller dankte in ihrer Ansprache allen Beteiligten. Die zweiwöchige Kunstroute habe dazu beigetragen, die Wächtersbacher Altstadt von ihrer schönsten Seite zu zeigen. Hauptattraktion seien die Schaufenster der 20 Geschäfte gewesen, in denen die Kunstwerke rund um die Uhr betrachtet werden konnten. Die Dekaration des Altstadtbrunnens habe dazu beigetragen, die Kunstroute einzuleiten. Dies sei Schülerinnen und Schülern der Friedrich-August-Genth-Schule Wächtersbach mit Lehrerin Anne Wolf zu verdanken. Sie dekorierten den Brunnen mit „Gedankenvögeln“, auf denen sie ihre Wünsche zum Ausdruck brachten. Spontan sammelten die Gäste der Kunstroute Geld für die Klassenkasse. Am Ende kamen 168 Euro zusammen.

Bei der Kunstoute, so Enesa Aumüller, seien die unterschiedlichsten Kunst- und Stilformen vertreten gewesen. In der Kunst seien der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die Vorsitzende kündigte an, dass bei der Kunstroute im kommenden Jahr die Eröffnung zu einem späteren Zeitpunkt – nach der Mittagszeit – stattfinden werde, und die musikalischen Beiträge würden anders platziert. Abschließend ehrten Enesa Aumüller und  Ingo Bender, -  der seitens des Altstadtfördervereins für die Organisation der Kunstroute verantwortlich zeichnete -, die beteiligten Kunstschaffenden mit dem besagten Medaillon statt einer Urkunde. Beteiligt waren: Hannelore Sladek, Anette Pfahls, Diana Jäger, Kerstin und Werner Mamsch, Silvia Dieter, Ilse Natrop, Verena Goldscherr, Sonja Backert, Karin Möller, Eleonora Schubert, Olessia Karkapolov, Birgit Fuchs-Dohn, Alfred Poselt, Hartmut Barth-Engelbarth (Gedichte), Robin Wilhelm, Regina Weber, Elfi Kessler, Julia Kolev, Franz Aumüller, Irma Lausch, Doris Müller, Ingo Bender, Drinka Guhlke, Bernd Günther, Thomas Wallich und Christine Gabler. Mode präsentierten am Eröffungstag „Frau Ella Brautmoden“ und „Taumelbuntes“, Musik kam am Eröffungstag von Clemens und Peter Blaumeisers Band „Ton in Ton“, Norbert und Emmi Eckert, Robin Wilhelm sowie Herbert Freund, Peter Adler und Frank Schäfer.

Bevor die Anwesenden zum Imbiss geladen wurden, stellte Astrid Hohlbein ihr Buch über Franziska zu Reventlow (1871-1918) vor. Diese Biografie trägt den Titel „Das Unmögliche wollen. Freiheit und Liebe bei Franziska zu Reventlow.“ Diese Adlige, die in Husum geboren wurde und in München als Malerin und Schriftstellerin lebte, sei bei ihrem Germanistikstudium an der Goethe-Universität Frankfurt Thema ihrer Magisterarbeit gewesen, die sie auch als Buch veröffentlichte. Das Buch sei 2020 erschienen, also während der Coronazeit. Im Januar 2023 habe die erste öffentlich Lesung stattgefunden, und da habe sie die Wächtersbacher Malerin Birgit Fuchs-Dohn kennengelernt. Diese fand Interesse an der Adligen, die sich aus den Zwängen ihres Adelsstandes und der Kaiserzeit befreite, in Schwabing ihre Freiheit fand und ein selbstbestimmtes Leben führte. Anhand einer Schwarz-Weiß-Fotografie aus dem Jahr 1893 und eines Gemäldes schuf Birgit Fuchs-Dohn das impressionistisch anmutende Porträt zu Reventlows.  Für das Gemälde habe sie auch die Farbe „Schweinfurter Grün“ verwendet, Kupferarsenitacetat, was die roten Haare und grünen Augen der Gräfin schön zur Geltung brachte, so berichtete sie. Dieses Gemälde wurde als Plakatmotiv der diesjährigen Kunstroute ausgewählt. 1893, so sagte Astrid Hohlbein, sei Franziska zu Reventlow nach München gekommen. um dort die Freiheit zu finden. „Sie war keine Freiheitskämpferin in dem Sinn, vielmehr ging es ihr darum, sich selbst als Frau zu verwirklichen.“ Da sei für eine Frau von adliger Herkunft und Mutter eines unehelichen Sohnes nicht einfach gewesen. Als Malerin und vor allem als Schriftstellerin sei ihr dies gelungen. „Ihre Romane und Novellen sind ganz witzig zu lesen“, lobte die Germanistin. Zu den heute noch erhältlichen Werken Franziska zu Reventlows zählen der Roman „Ellen liest gerne“, „Der Geldkomplex“, die Sommererzählungen mit dem Titel „Das feindselige Gepäck“ sowie die „Amourensammlung“ mit dem Titel „Von Paul zu Pedro“.

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Fotos: Aktstadtdtförderverein/Frank Schäfer


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