Auch in diesem Jahr heißt es: „Weihnachten ist für alle“

Aus ersten Anfängen nach Ausbruch der Pandemie, als die beiden engagierten Frauen sich vor Ostern im Jahr 2020 Gedanken darüber machten, wie die finanziell schwächer gestellten Familien an hübsche Geschenke für den Nachwuchs kommen könnten, ist nahezu ein Selbstläufer geworden: Eine Gruppe begeisterter Anhänger der Aktion ist rund ums Jahr beschäftigt, Kuscheltiere, Puppen und Spiele zu sammeln und auf Funktionalität und Sauberkeit zu prüfen. Andere zählen die Spielfiguren in komplexeren Spielen, spielen diese Probe, beschaffen fehlende Figuren und Spielanleitungen. Wieder andere legen das Strick- und Häkelzeug kaum mehr aus der Hand, sodass warme Mützen, Handschuhe und Schals, ja sogar gehäkelte Puppenbettchen mit Püppchen in den Geschenketaschen landen.

Und jedes Jahr bringen sich neue Personen mit tollen Überraschungen ein: In diesem Jahr buk eine Helferin 53 Bleche voller Plätzchen, die sie alle – grandiose 1.000 Stück - einzeln verzierte und mit bunten Schokoleckereien vermischt in 100 mit individualisierten Weihnachtsgrüßen verzierte Tütchen steckte. Eine andere stand mit ihren Enkeln in der Küche, damit alle Geschenke-Empfänger sieben verschiedene Leckereien in einer weiteren Tüte vorfinden.

Schon Tradition hat es, dass die Wächtersbacher Geschäftswelt sich mit leckeren Sachspenden einbringt: Mit dabei und deshalb von Herchenröther und Euler mit großem Dank bedacht sind in diesem Jahr die Altstadt-Metzgerei Reetz, die Altstadt-Buchhandlung Dichtung & Wahrheit, die Hofapotheke, Ulis Obst- und Gemüsekiste und ars vivendi Immobilien aus Langenselbold. Eine Geldspende, die auf das Glücksraddrehen beim Kunsthandwerkermarkt, dem Herbst- und dem Weihnachtsmarkt zurückgeht, steuerte das nachhaltige Bekleidungsgeschäft Taumelbuntes bei. Einen Rabatt auf die Einkäufe gewährte zudem der Altstadtladen.

Die Geldspenden – insgesamt spendeten alle Beteiligten bei Beträgen von zwischen 20 und 250 Euro mehr als 1.000 Euro - wurden von den beiden Initiatorinnen dringend benötigt: Taschen und Geschenkpapier mussten gekauft werden, Äpfel und Süßigkeiten. Da die Spenden für die Kleineren in ungeahnten Mengen flossen, für die Zwölf- bis 16jährigen aber deutlich weniger, wurden hier hübsche Geschenke nachgekauft – von der stylischen Mütze über Gelstifte bis hin zum Nagellack war alles dabei, damit – so hoffen alle Beteiligten – die Kinder und Jugendlichen am Heiligen Abend auch wirklich alle eine Freude haben. Die Auswahl dessen, was sich in den wirklich prall gefüllten Taschen befindet, ist groß: Eine Tasche voller Apfel, Nuss und Mandelkern sowie Plätzchen ist immer dabei, mindestens zwei Bücher, mindestens ein Spiel (oft aber zwei oder gar drei), zwei und mehr Kuscheltiere, Stifte, Geldbörsen, die erwähnten Handarbeiten, Geschicklichkeitsspiele und vieles mehr.

Viele Taschen, Kästen und Tüten, zum Teil sogar aus der halben Republik gesendet, wurden in den Büroraum von Annika Herchenröther geschleppt, in dem sich die beiden Organisatorinnen beim sechsstündigen Pack-Marathon am Sonntag kaum noch umdrehen konnten vor lauter Geschenken. Hilfe beim Packen hatten sie von Christel Kling, die mit ihrem Mann Helmut und ihren Freundinnen Doris Brill und Wally Hanselmann rund 150 Bücher in Geschenkpapier einschlug. Herchenröther und Euler selbst packten zudem noch mehr als 350 weitere Geschenke in buntes Papier ein, beschrifteten diese und die Geschenktüten mit Alter, Geschlecht und Familien- bzw. Institutions-Code zur Zuordnung.

Denn übergeben werden die Geschenke über zwei heimische Organisationen: Zum einen über „EfA“, also „Essen für alle“, die finanzschwache Familien jede Woche mit Lebensmitteln versorgt. Zum anderen über das Frauenhaus, das sich dieses Jahr darüber freuen darf, dass sowohl die Kinder als auch die Frauen beschenkt werden. „Wir haben im vergangenen Jahr die Frauen beschenkt, da für die Kinder schon gesorgt war. Und als sich im Gespräch Anfang Dezember ergab, dass für die Frauen noch niemand Geschenke packt, haben wir sehr spontan entschieden, dass auch diese nicht leer ausgehen dürfen“, waren sich die beiden Frauen schnell einig.

Mit dieser Einigkeit wird künftig allerdings Schluss sein. „Für mich war es in diesem Jahr das letzte Mal, dass ich die Aktion umsetzen kann“, erklärt Euler mit Verweis auf persönliche Gründe. Aus beruflichen Gründen kann auch Herchenröther die Organisation nicht übernehmen. Was also dringend benötigt wird, damit diese wunderbare Aktion erhalten bleibt, wäre eine Person, die die Aktion in Zukunft hauptverantwortlich übernehmen wird. Die beiden bisher Verantwortlichen stehen gerne mit Rat und Kontakten zur Verfügung – etliche der jetzt Beteiligten haben bereits zugesagt, weiter Geschenke zu sammeln, zu backen, zu packen, Fahrdienste zu erledigen... Damit es auch künftig heißt: „Weihnachten ist für alle“.

Elke Arnold (rechts) und Brigitte Machnitzke freuen sich über die Geschenke für die Bewohnerinnen des Frauenhauses und deren Kinder.

Wussten mit den Tüten kaum mehr, wo sie lagern sollten: Andrea Euler (links) und Annika Herchenröther (rechts) brachten knapp 90 prall gefüllte Tüten mit Geschenken zur Annahmestelle von EfA (Essen für Alle).

Sigrid Fillsack, Heike Horn und Karlheinz Lach von EfA (Essen für Alle) nehmen Annika Herchenröther (hinter der Kuscheltierschlange) und Andrea Euler (nicht im Bild) die knapp 90 Taschen voller Geschenke ab.