"Demo gegen rechts" in Wächtersbach: „Bei Hitlers brennt noch Licht!“

Wächtersbach
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Nach Hanau und Gelnhausen gingen am Sonntag in Wächtersbach fast 1.000 Menschen auf die Straße – besser gesagt trafen sich auf dem Marktplatz in der Altstadt - um „mit Mut und Herz für Freiheit und Demokratie“ gegen Hass, rechte Hetze und für den Zusammenhalt einer vielfältigen Gesellschaft zu demonstrieren. Pfarrerin Beate Rilke begrüßte die circa 1.000 Gäste und mahnte gleich zu Beginn: „Glaubt ihr, wir kommen davon, wenn die Rechten erst einmal die Macht übernommen haben.“

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Eindringlicher fuhr sie fort: „Bei Hitlers brennt noch Licht!“ Mit Respekt gegenüber allen Menschen und Demonstrationen sowie Kundgebungen in vielen deutschen Städten und Dörfern machten die Menschen deutlich: „Wir sind mehr.“

Pfarrerin Beate Rilke hatte vorab als Gäste und zum Teil die Redner bei der Kundgebung den Landrat vom Main-Kinzig-Kreis Thorsten Stolz (SPD), den Stadtverordnetenvorsteher Jan Volkmann (Freie Wächter), den Vertreter der in der Wächtersbacher Stadtverordnetenversammlung vertretenen Parteien und Wählergemeinschaften, Cengiz Degirmenci vom Ausländerbeirat der Stadt, die SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Müller, den Staatsekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Christoph Degen und mehrere Landtagsabgeordnete sowie Vertreter aus Vereinen (NABU, Märzwind, Heimat- und Geschichtsverein, WCV, Feuerwehr, Pfadfinder) Verbänden und Kirche sowie Betrieben (MKK-Kliniken) begrüßt.

„Ihr seid heute alle – trotz schlechtem Wetter - aufgestanden und hergekommen, um hier gemeinsam nicht mehr zu schweigen“, sagte Bürgermeister Andreas Weiher (SPD) und bedankte sich bei den rund 1000 Teilnehmern. Weiher zeigte besorgt angesichts der jüngsten Geschehnisse in Deutschland: „Demokratie ist kein Lieferservice!“ Sie lebe von Beteiligung und überlebe nur, „wenn wir gemeinsam wehrhaft sind“. Um zu untermauern, wie brandgefährlich rechte Populisten sind, zitierte Weiher am Sonntagvormittag den AfD-Politiker Björn Höcke, der offen Fremdenhass und Antisemitismus schüre, Vokabular aus Adolf Hitlers „Mein Kampf“ verwende und Deutschland in einem Stadium des Vorbürgerkriegs sieht.

Nach Aussage von Weiher ist noch immer die Formel für rechte Propaganda die gleiche und deckungsgleich mit der früheren NSDAP: Man nehme eine Krise, egal wer oder was sie verursachte hat. Man suche einen Sündenbock und betreibe Personenkult. Und fertig sei die einfache Lösung mit den Erlösern. Allerdings gibt heute einen großen Unterschied: Jetzt wird die Propaganda mit „Fake News“ befeuert. Es gebe 50.000 russische Fake-Accounts auf X (früher Twitter) und 22.000 Fake-Accounts der AfD (2019). Der Tenor sei immer gleich: In Deutschland ist alles schlecht.

Bürgermeister Andreas Weiher räumte ein, es könnte einiges besser sein, doch die Gründe liegen in der Corona-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Auf der positiven Seite stehen jedoch eine geringe Arbeitslosenquote und eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit. Er warnte vor einem „Dexit“, denn der britische Brexit aus der EU habe gezeigt, welche Nachteile daraus erwachsen. Daher seine Forderung: „Deutschland - bitte nicht nachmachen!“ In seiner Ansprache warnte auch vor Homophobie, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus. Er fragte die Veranstaltungsteilnehmer*innen, wo heute Deutschland ohne Gastarbeiter*innen und ohne Bürger*innen mit Migration stünde. Allein in Wächtersbach leben Menschen aus 45 Ländern und er sei stolz, dass sie da und größtenteils in den Arbeitsmarkt integriert sind. Die Demografie bringe das Sozialsystem ins Wanken, junge Menschen seien wichtig. Demokratie sei anstrengend, denn sie wolle jeden Tag beschützt sei. Doch das habe Deutschland und dem Kontinent die bislang längste Friedensperiode beschert. Abschließend appellierte Weiher an die Demo-Teilnehmer „Bleibt gelassen - Bleibt Menschen - Bleibt frei und demokratisch.“

Nach dem Bürgermeister von Wächtersbach sprachen anschließend, Landrat Thorsten Stolz, Mitglied im Pfarrgemeinderat und Gemeindereferentin Carola Plambeck von der katholischen Kirche, Landtagsabgeordneter Patrick Appel (CDU), Vorsitzender Alex Schopbach und stellvertretende Julia Hott vom Verein „Hand aufs Herz“ Gelnhausen (die auch einen Info-Stand betreuten), Bundestagsabgeordnete Bettina Müller und Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl (beide SPD), Stadtverordnetenvorsteher Jan Volkmann für alle Stadtratsfraktionen in Wächtersbach, Stellvertretender Vorsitzender vom Hessischen Jugendring Andreas Kaufmann und der Vorsitzende vom Ortsverein Wächtersbach der AWO Arbeiterwohlfahrt Norbert Döppenschmidt, der auch im Namen vom VdK sprach.

Der Posaunenchor der Evangelischen Kirche Wächtersbach spielte unter der Leitung von Christoph Schilling und das Ehepaar Detlef und Julia Ballin von der Musikschule untermalten mit Saxofon und Keyboard bekannte Musikstücke die Kundgebung. Zum Abschluss sangen alle Kundgebungsteilnehmer*innen die deutsche Nationalhymne.

Text und Fotos: Anton Hofmann


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