Deutsches Publikum: Enthusiastisch und respektvoll

Musik
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Am Samstag, 28. April, hat der Männerchor Somborn das britische Vokalensemble Voces8 zu Gast.



Die zwei Sängerinnen und sechs Sänger treten in der Mehrzweckhalle Neuses auf. Zum Konzertbeginn präsentiert der Somborner Chor um Dirigent Dr. Martin Trageser sein Programm für den Deutschen Chorwettbewerb im Mai in Freiburg. Vor dem großen Auftritt hat Countertenor Chris Wardle die Fragen seiner Sängerkollegen aus Freigericht beantwortet.

Am 28. April treten Sie in Neuses am Rand des Rhein-Main-Gebiets auf. Nicht gerade die Carnegie-Hall. Was reizt Sie an Auftritten abseits der Metropolen und großen Konzerthäusern?
Chris Wardle, Countertenor von Voces8: Unser Ziel ist es, unsere Musik an so vielen Orten und vor so unterschiedlichem Publikum wie möglich zu präsentieren. Daher genießen wir es, in den unterschiedlichsten Locations zu singen; von den großen Konzerthallen, über Kirchen bis hin zu Jazzclubs.

Kennen Sie womöglich die Region östlich von Frankfurt bereits?
Chris Wardle: Ein wenig. Wir haben bereits etwa in Aschaffenburg gesungen. Wir genießen es, immer mehr Ihres wunderschönen Landes zu entdecken.

Wie schätzen Sie das deutsche Publikum ein?
Chris Wardle: Wir haben immer den Eindruck, dass es sehr enthusiastisch, aber auch sehr respektvoll ist. Das erleben wir, wo immer wir in Deutschland auftreten.

In Neuses führen Sie Ihr Programm „Slap That Bass“ auf. Es vereint Traditionals, Rock-, Pop- und Jazz-Klassiker und moderne Charthits. Wer ist bei Ihnen für die Zusammenstellung verantwortlich?
Chris Wardle: Unsere Programme schreibt eigentlich unser Künstlerischer Direktor Barnaby Smith. Aber die „Mixed-Concert“-Programme – wie „Slap That Bass“ mit Liedern aus unterschiedlichen Genres – haben sich seit Gründung des Ensembles innerhalb der Gruppe entwickelt.

Sind unter den Songs vielleicht sogar Lieblingslieder des Ensembles?
Chris Wardle: Ich glaube, das sieht jede Sängerin, jeder Sänger der Gruppe etwas anders. Grundsätzlich aber kann ich schon sagen, dass wir alle mit viel Genuss Uptempo-Jazz aufführen. Wir alle sind außerdem mit der klassischen englischen Kirchenmusik aufgewachsen – als Menschen und Sänger. Daher ist dieses Fach für die meisten von uns etwas ganz besonderes.

Welche Musik prägt und inspiriert die einzelnen Sängerinnen und Sänger?
Chris Wardle: Auf diese Frage werden Sie vermutlich acht unterschiedliche Antworten zu Hören bekommen. Einige verehren die Musik des Barock, ganz speziell Johann Sebastian Bach. Einige haben Jazz studiert, andere wiederum würden wohl eine Musikrichtung wählen, die ganz weit weg ist vom Gesang, den Voces8 auf die Bühne bringt.

Welcher womöglich musikalische Einfluss hat Sie dazu bewogen, professionelle Sängerin/professioneller Sänger zu werden?
Chris Wardle: Ich begann als kleiner Junge in einem Kirchenchor. Mein Vater war der Dirigent, also war er auch mein erstes Vorbild. Die lange Tradition englischen Kirchenmusik, die „English Cathedral Tradition“, war sehr prägend in meiner Erziehung. Sie leitete auch meine ersten Schritte als professioneller Sänger ein.

Wie sah Ihr persönlicher Weg hin zu Voces8 aus? Welche Ausbildung haben Sie absolviert?
Chris Wardle: Ich habe einen Bachelor-Abschluss in Musik an der Universität Exeter im Südwesten Englands. Anschließend habe ich einige Jahre als freiberuflicher Sänger gearbeitet, bis ich das Engagement von Voces8 angenommen habe.

Das Ensemble ist viele Wochen im Jahr auf Tournee. Wie vermeiden Sie da einen „Lagerkoller“? Wie lenken Sie sich auf Tour ab?
Chris Wardle: Ich interessiere mich sehr für die Kultur der Orte, die wir besuchen und in denen wir auftreten. Vergangene Woche etwa hatten wir in Wien vor unseren Auftritten Zeit, die Stadt kennen zu lernen. Das war wundervoll. Oft sind wir aber auch an uns völlig fremden Orten. Im März etwa in Singapur, wo wir in eine uns unbekannte Kultur eintauchten.

Leidet nicht die Familie unter den mitunter wochenlangen Trennungen?
Chris Wardle: Ja, das ist immer eine schwierige Gratwanderung. Zum Glück aber erlauben uns die neuen Techniken, ganz einfach mit den Lieben zuhause in engem Kontakt zu bleiben. Aber das ist natürlich nicht das gleiche, als daheim zu sein.

Über den Reiz der Konzerte auf dem Land haben wir bereits gesprochen. Aber Hand aufs Herz: Die bedeutenden Bühnen sind sicher prägender. Was war musikalisch gesehen bisher Ihr bisheriger Höhepunkt?
Chris Wardle: Wir hatten das große Glück, an einigen wirklich wundervollen Orten zu singen. Die Elbphilharmonie in Hamburg war ein ganz besonderer Höhepunkt in der vergangenen Saison. Andere Orte, die wir wirklich sehr genossen haben, waren die Tokyo Opera City, die eine atemberaubende Konzerthalle ist, und die Oper von Tel Aviv.

Wie ist Voces8 entstanden und welchen Stellenwert hat das Ensemble für Sie?
Chris Wardle: Paul und Barnaby Smith gründeten Voces8. Sie formten das Ensemble aus Sängern, die dem Jugendchor-Alter entwachsen waren. Ich selbst singe nun seit zwölf Jahren in der Gruppe. Sie ist in dieser Zeit zu einem prägenden, sehr wichtigen Teil meines Lebens geworden.

Zum Abschluss eine für einen Männerchor essentielle, nicht ganz ernst gemeinte Frage: Bier oder Wein?
Chris Wardle: Ich bin überzeugt, die meisten von uns würden sagen: Zuerst Bier, dann Wein.

Das Konzert am Samstag, 28. April, beginnt um 19.30 Uhr in der Mehrzweckhalle in Neuses. Karten gibt es in Somborn bei Das Buch, im Autohaus Schmitt und in der Raumausstattung Schmitt sowie bei allen Sängern des Männerchors Somborn. An der Abendkasse wird es ebenfalls ein kleines Kontingent an Karten geben.

Foto: Andy Staples


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