Prof. Münzel in Hanau: Fluglärm macht krank

Politik
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Auf Einladung der Interessengemeinschaft Fluglärm Hanau-Kinzigtal e.V. sprach Professor Dr. Thomas Münzel von der Mainzer Universitätsklinik am vergangenen Mittwoch im Brockenhaus in Hanau.



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Die Uniklinik in Mainz ist auch Leidtragene durch die neue Landebahn Nord-West. Sie wird direkt überflogen und die Flughöhen wurden wie in Hanau und im Kinzigtal um 300 Meter abgesenkt. „Aber bei Ihnen hier, wandte er sich an die Zuhörer, „ist mit 75% aller Landeanflüge der Fluglärm noch heftiger“.

Nicht nur mit Fragebögen, sondern durch eigene medizinische Untersuchungen hat Prof. Münzel die Wirkungsmechanismen von Fluglärm auf den Körper gemessen. Sogar bei jungen gesunden Studenten lässt sich per Ultraschallmessung der Veränderung der Gefäßfunktionen messen. Die Studenten erhielten „Fluglärm“ in ihrem häuslichen Zimmer per MP3-Player. Schon nach zwei Nächten mit 30 bis 60 Überflügen ist ein Verschlechterung des sog. Endothel, der innersten Beschichtung der Blutgefäße, zu registrieren. Und es gab keine Gewöhnungseffekte.

Gespannt versuchten die Zuhörer den ausführlichen Darstellungen von Prof. Münzel zu folgen. Je länger ein Mensch dem Lärm ausgesetzt ist, steigt das Risiko für einen Herzinfarkt um 20 Prozent. Die Versuche haben gezeigt, dass auch dann, wenn Fluglärm nicht als Störung empfunden wird, er sich doch auswirkt. Auch ohne Aufwachreaktion nimmt der schlafende Mensch den Lärm wahr und der Körper reagiert. Von den drei Lärmarten, Fluglärm, Autolärm und Eisenbahnlärm wird der Fluglärm eindeutig als besonders störend empfunden. Entwicklungsverzögerungen bei Schulkindern durch Fluglärm wurde durch die sog. NORAH-Studie nachgewiesen.

Auch die deutschen Herzstiftungen fordern daher, dass die gesetzliche Nachtruhe von 22 bis 06 Uhr endlich auch für den Flugbetrieb eingehalten wird. Die wirtschaftliche Interessen von Fraport müssen auf die Gesundheit der Menschen Rücksicht nehmen. In der anschließenden Diskussion, erläuterte der Stadtrat Andreas Kowol, dass zusammen mit dem Main-Kinzig-Kreis und Maintal in der Fluglärmkommission Frankfurt versucht werde, die Nachtruhe auf 06 Uhr auszudehnen. Dies sei machbar. Die regionalen Politiker sind aktiv, aber es gibt unterschiedliche Interessen. Auch die inzwischen möglichen „gekrümmten“ Anflüge zur Verlagerung der schnurgeraden Flugrouten auf Bereiche geringerer Bevölkerungsdichte wird nicht einfach sein.

Elisabeth Schneider vom Vorstand der IG Fluglärm Hanau-Kinzigtal e.V. veranlassten die Erkenntnisse von Prof. Münzel nochmals auf den mühsame Prozess der Einflussnahme auf die Entscheidungsgremien hinzuweisen. Fraport und Deutsche Flugsicherung sowie das Land Hessen sind die hiesigen Ansprechpartner. Auf Bundesebene steht die Novellierung des Lärmschutzgesetzes an. Dies geht nur durch öffentlichen Widerstand der Menschen aus der Region. Die Montagsdemos am Flughafen Frankfurt gehen nach der 200. Demo letzten Montag weiter mit dem Motto „Wir sind hier, wir sind laut – weil Fraport uns die Ruhe klaut“.

Foto: Prof. Dr. Thomas Münzel von der Uniklinik Mainz erläutert im Brockenhaus in Hanau seine Lärmwirkungsforschung.

Foto: Aufmerksame Zuhörer: Die Landratskandidaten links Thorsten Stolz (SPD), Reiner Bousonville (Grüne) und ganz rechts Srita Heide (CDU). Links daneben Stadtrat Andreas Kowol (Grüne, Hanau). Im Hintergrund Heike Hennig (Vorstand der IG Fluglärm).

Fotos: Wolfgang Hartmann


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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