Reul nach CDU-Kreisparteitag: Srita Heide war nicht unbeteiligt

Politik
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Mit einem Paukenschlag endete am Samstag der CDU-Kreisparteitag in Oberrodenbach: Der Vorsitzende Johannes Heger wurde völlig überraschend nicht wiedergewählt, sämtliche Pläne der CDU Main-Kinzig für die nächsten Jahre stehen jetzt auf dem Spiel. Schließlich sollte Heger als Kreisbeigeordneter das Gesicht der Christdemokraten in einer Großen Koalition mit der SPD im Main-Kinzig-Kreis werden. Aber kann er diese Stelle nach diesem Wahldebakel überhaupt noch antreten?



Diesen und weiteren Fragen stellte sich der CDU-Fraktionsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Michael Reul noch am Samstag wenige

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Stunden nach Abbruch des Parteitages.

Herr Reul, haben Sie schon eine Erklärung für das Abstimmungsergebnis auf dem Kreisparteitag?
Michael Reul: „Ganz ehrlich: nein, das kam auch für mich überraschend. Bei allem Ärger dürfen wir aber das Positive nicht vergessen. Wir haben bei nur drei Enthaltungen einen Koalitionsvertrag verabschiedet, der viel Gutes für die Menschen im Main-Kinzig-Kreis beinhaltet.“

Hat Heiko Kasseckert mit seiner Kritik den Parteitag gesprengt?
Reul: „Sein Beitrag war sicherlich nicht hilfreich. Aber natürlich hätte man vorher eine Liste machen können mit den Namen der Kandidaten für den Kreisvorstand. Ja, das war ein Fehler, dass so eine Liste zu Beginn des Parteitages nicht vorlag und hat für unnötige Unruhe gesorgt. Die Meldungen der Stadt- und Gemeindeverbände sind aber anscheinend nicht rechtzeitig auf der Geschäftsstelle eingegangen und somit konnten die Stimmzettel erst am Vorabend des Parteitages angefertigt werden. Aber da so einen emotionalen Beitrag daraus zu machen und den Parteitag in so eine Situation zu bringen, das war nicht angemessen und nicht klug. Er hat mir danach gesagt, er habe die Wirkung unterschätzt. Es wäre nicht sein Ziel gewesen, den Kreisvorsitzenden zu beschädigen. Und dass wegen einer Lappalie. Es hätte auch eine kurze Unterbrechung vorschlagen werden können, dann wären die Stimmzettel ausgeteilt worden und hätten allen Delegierten vorgelegen und das Problem wäre gelöst gewesen“

Fühlt sich Heiko Kasseckert auf Kreisebene zu wenig eingebunden?
Reul: „Glaube ich nicht, in der Kreistagsfraktion machen wir alles gemeinsam und im Kreisvorstand haben wir alles offen kommuniziert. Letztlich sind Bundes- und Landtagsabgeordnete auch Profis, die wissen, wie gewisse Aktionen welche Wirkung entfalten können. Außerdem waren die Abstimmungen zu der zentralen Frage des Koalitionsvertrages in Parteivorstand und Fraktion jeweils einstimmig."

Deutet das Ergebnis auf eine Spaltung der Partei hin?
Reul: „Nein, wahrscheinlich sind mehrere Dinge zusammengekommen. Dazu gehört die Sache mit dem Stimmzettel und der emotionale Beitrag von Heiko Kasseckert, der die Situation nicht gerade verbessert hat. Unter normalen rationalen Umständen wäre so ein Ergebnis nicht zustande gekommen. Die Union im Main-Kinzig-Kreis muss sich endlich der Verantwortung für die Menschen im Main-Kinzig-Kreis bewusstwerden. Hier geht es nicht um eine egozentrische Spielwiese Einzelner, sondern um Geschlossenheit und verantwortliche Arbeit. Dafür sind wir gewählt und tragen Verantwortung.“

Es kam der Vorwurf auf, dass die Ortsvereine nicht ausreichend eingebunden wurden.
Reul: „Wir haben eine Ortsvorsitzenden-Konferenz extra in der Vorbereitung des Kreisparteitages gemacht, um den Koalitionsvertrag zu besprechen. Dort war die Möglichkeit gegeben über alle Themen im Vorfeld zu sprechen. Aber es nehmen auch nicht immer alle Stadt- und Gemeindeverbände daran teil und somit sind vielleicht auch nicht alle Themen angesprochen worden. Bei dieser Zusammenkunft wurde offen, fair und konstruktiv diskutiert und der Vertragsentwurf einmütig unterstützt. Wir haben auch festgelegt, in der Zukunft bei allen relevanten politischen Entscheidungen unsere Stadt- und Gemeindeverbände im Rahmen der Vorsitzenden Konferenz einzubeziehen."

Konnten Sie schon mit Johannes Heger sprechen?
Reul: „Kurz, er ist natürlich tief getroffen. Und vor allem, weil ihn viele Leute gedrängt haben, weiterhin als Kreisvorsitzender zur Verfügung zu stehen. Und das ist das Unehrliche an dieser ganzen Aktion. Es gab nur zwei Wortmeldungen während des Parteitages, dann ist so ein Abstimmungsverhalten unfair, hinterhältig und unchristlich.“

Wie ist das zu erklären, war das eine Absprache unter einigen Ortsverbänden?
Reul: „Eine gewisse Unzufriedenheit hat man immer, wenn man an der Spitze steht, das ist der eine Punkt. Dann hatten wir natürlich eine Entscheidung in der Fraktion über die Position des Kreisbeigeordneten, bei der nicht alle als Gewinner vom Platz gegangen sind. Wenn man mehrere Kandidaten hat, kann es nur einen geben. Nicht unbeteiligt war dabei Srita Heide, das muss ich jetzt auch mal an dieser Stelle offen sagen. Sie hat ihre Bewerbung als Kreisbeigeordnete nicht abgeben. In der Politik muss man aber auch kandidieren, wenn es darauf ankommt und man eine Position haben möchte und nicht nachher hinter vorgehaltener Hand sich beklagen wie ungerecht die Welt ist. Das Ergebnis wäre dann in der Fraktion vielleicht ein anderes gewesen. Aber sie hat nicht kandidiert und sich dann aufzuregen und gezielt Unwahrheiten nach außen zu verbreiten, disqualifiziert dann auch eine Person für andere politische Ämter.“

Sie war vermutlich enttäuscht, dass sie nicht direkt als Kreisbeigeordnete vorgeschlagen wurde nach ihrer Kandidatur bei der Landratswahl.
Reul: „Das mag sein, aber die Stimmung in Partei und Fraktion war eben inzwischen eine andere, insbesondere auch auf der vorletzten Zusammenkunft der Vorsitzenden unserer Verbände vor Ort. Letztlich haben wir das umgesetzt, was unsere Stadt- und Gemeindeverbände gefordert haben, nämlich ein transparentes Verfahren durchzuführen und Zugangsmöglichkeiten zu schaffen für jeden, um sich zu bewerben. Und ich habe als Fraktionsvorsitzender dafür sehr viel Zeit investiert um den berechtigten Wunsch der Stadt- und Gemeindeverbände umzusetzen. Aber dann ist es eben schade, wenn die Delegierten auf dem Parteitag in so eine emotionale Situation gebracht werden und dann das große Ganze, nämlich verantwortlich und gewissenhaft, über die Zukunft der Politik im Main- Kinzig-Kreis zu entscheiden aus den Augen verlieren. Das hilft uns allen nicht. Am Samstag ist eine sehr große Chance aus der Hand gegeben und leichtsinnig in Gefahr gebracht worden. Wir haben einen hervorragend verhandelten Koalitionsvertrag, der einstimmig beschlossen wurde. Zugleich haben wir in der Öffentlichkeit ein Bild abgegeben, dass es schwierig macht, Vertrauen zu entwickeln. Und genau das wird die schwierige Aufgabe in den nächsten Wochen in den Vorbereitungen eines neuen Kreisparteitages mit Vorstandswahlen sein.“

Kann Johannes Heger noch einmal als Vorsitzender kandidieren?
Reul: „Das ist seine persönliche Entscheidung, aber ich gehe davon aus, dass er nicht mehr als Kreisvorsitzender zur Verfügung steht.“

Kann er noch Kreisbeigeordneter werden?
Reul: „Ich gehe momentan nicht davon aus, dass unser Kreisparteitag die SPD nachhaltig irritiert hat. Das ist sicherlich unschön, aber das ist unser hausgemachtes Problem. Und wir sind weiterhin willens und bereit dazu, eine Große Koalition einzugehen und politische Verantwortung für unseren Main- Kinzig-Kreis zu übernehmen.“

Aber ein Kreisbeigeordneter, der von der Partei so abgestraft wird, ist doch eigentlich undenkbar, oder?
Reul: „Das muss Johannes Heger erst einmal selbst entscheiden. Wir haben ihn in der Fraktion einstimmig nominiert und dazu stehe ich. Aber jetzt ist noch zu früh, um das zu entscheiden, man muss jetzt zunächst schauen, was klug ist.“

Wie geht es jetzt weiter?
Reul: „Wir werden viele interne Gespräche führen und dann gemeinsam entscheiden, wann wir zu einem neuen Parteitag einladen. Klugheit geht vor Schnelligkeit.“


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