Er teilt seine Vorzugslösung zunächst im Dialogforum mit, da dies der richtige – und mittlerweile wohl auch einzige – Ort für eine sachliche Erörterung ist. Eine Positionierung ist für den BUND auch erst jetzt möglich, da alle relevanten Auswirkungsprognosen und Bewertungsgrundlagen mittlerweile vorgelegt wurden.
Der BUND-Projektbeauftragte Stephan Henrich lobt alle Verantwortlichen für die Durchführung und bisherigen Ergebnisse des fast vierjährigen Planungsprozesses, bei dem auch der BUND ausreichend Gelegenheit zur Einbringung seiner Argumente und Lösungsansätze erhalten hat. So kann es beispielsweise als gemeinsamer Erfolg angesehen werden, dass bis zum jetzigen Stand der Variantendiskussion alle Anforderungen an die Umwelt- und Raumverträglichkeitsprüfung erfüllt wurden und auch durchschlagend waren. Dieses Vorgehen führte laut Henrich maßgebend dazu, dass alle Spessart- und auch sonstige umweltkritische Linienvarianten ausgeschieden sind. Somit sind auch keine bayrischen Interessen (Erhalt des ICE-Haltes Aschaffenburg) mehr berührt. Speziell konnte der BUND Hessen erwirken, dass die DB jetzt von einer differenzierten Entwurfsgeschwindigkeit (zur Eingriffsminderung auch < 200 km/h) ausgeht und im Dialogforum auch Lösungsansätze für einen intergrierten Lärmschutz (mit Altstrecke) diskutiert werden. Auch die noch „im Rennen“ befindlichen Linienabschnitte mit einer Durchfahrung Neuhofs und Kerzells (jeweils mit integriertem Lärmschutz) sowie einer Vermeidung der „Monsterbrücke“ über den Kinzigstausee bei Ahl stammen im Wesentlichen vom BUND.
Bei den derzeit noch in Prüfung befindlichen Linienvarianten (IV, VII, VIII und Nordabschnitt V) positioniert sich der BUND Hessen wie folgt:
- Die mittlerweile mit Herrn Gorissen abgestimmte und erstmals für alle nachvollziehbar (mit KorFIN-Programm) dargestellte Variante VIII weist nach BUND-Auffassung zwar einzelne sinnvolle Komponenten, aber insgesamt weiterhin gravierende Nachteile für die sensiblen Kinzig- und Fliedeauen auf. Darüberhinaus wird die „Vision“ (Henrich) einer zweimaligen Verlegung der A 66 (Wirtheim und Salmünster) als absolut unrealisierbar eingeschätzt, weshalb der Gesamtvorschlag „wie ein Kartenhaus“ zusammen fällt. Erst durch die KorFIN-Darstellung werden auch die Dimensionierung und Unverträglichkeit der gigantischen Brückenbauwerke über das Steinaubachtal und bei Schlüchtern sowie die nicht kompensierbaren Eingriffe in das Naherholungs- und Wasserschutzgebiet Ohl/Acis sowie am Distelrasen deutlich.
- Die bahnseitig bisher noch mit leichten Vorteilen (gegenüber IV) bewertete Linienvariante VII (Henrich: „Südvogelsberg-U-Bahn“) wird zwar im Südabschnitt aufgrund des hohen Tunnelanteils und der besseren Möglichkeiten zur ortsnahen Verbringung des Aushubmaterials (im Vergleich zum bewaldeten Spessart) vom BUND als „einigermaßen umweltverträglich“ bewertet. Problematisch sind aber hier schon die wenigen oberirdischen Abschnitte, z.B. mit einer über 30 m hohen Brücke nahe Ürzell und den Eingriffen in das Siebenmühlental. Als definitiv kritisch bewertet der BUND allerdings den Nordabschnitt (Flieden-Schnellfahrstrecke/SFS) mit gravierenden Eingriffen in einen Renaturierungsraum im Kemmetetal sowie am Opperzer Berg.
- Der Haupt-Ablehnungspunkt bei der Linienvariante VII, wie aber auch zum Nordabschnitt der IV, ist für den BUND verkehrlicher Art. Die VII schließt laut Henrich definitiv eine Verknüpfungsstelle mit der Altstrecke südlich Schlüchterns aus, die für eine Kombinationsnutzung Alt-/Neustrecke z.B. für schnelle Pendlerzüge – als Zusatznutzen des Neubauprojektes für die Region - unablässig wäre. Außerdem führt die frühzeitige SFS-Einbindung beider Nordabschnitte (VII und IV) nach BUND-Einschätzung zur erheblichen Kapazitätsminderung im künftigen Gesamtnetz und noch mehr Güterverkehr auf den Altstrecken, da in den SFS-Tunnels (bis Fulda) kein Begegnungsverkehr Güter-/Personenzug erlaubt ist.
Daher kommt der BUND Hessen zum Schluss, dass eine optimierte Linie IV im Südabschnitt (ohne Monsterbrücken über dem Stausee und übrigens auch nördlich Schlüchterns) in Kombination mit einer Ausbaulösung im Nordabschnitt (mit integriertem/optimiertem Lärmschutz für Neuhof und Kerzell) die beste aller Linienvarianten ist.
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