Grundschule Marjoß wird geschlossen

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Die Aufregung war groß vor sieben Jahren: Der Schulentwicklungsplan sah die Schließung von kleinen Grundschulen im östlichen Main-Kinzig-Kreis vor, wütende Eltern demonstrierten unter anderem vor dem Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen. Erst durch die Einsetzung eines Mediators, der ehemalige Schulamtsdirektor Eberhard Luft übernahm diese Rolle, konnte mit der Gründung von Verbundschulen eine Lösung gefunden werden. Die jetzt vorgelegte Zwischenbilanz fällt positiv aus, die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Schulstandorten scheint zu funktionieren. Auch wenn jetzt doch die erste Grundschule geschlossen wird – diesmal aber ohne Proteste.



Im Steinauer Ortsteil Marjoß sind die Schülerzahlen nämlich so stark gesunken, weil die Eltern ihre Kinder lieber am Hauptstandort der Verbundschule anmelden, der im Sinntaler Ortsteil Altengronau liegt und wo zudem eine Sekundarstufe (Haupt- und Realschule) sowie zusätzliches Unterrichtsangebot locken. Da im kommenden Schuljahr in Marjoß nur noch fünf Kinder unterrichtet werden würden, wurde vom Staatlichen Schulamt keine Lehrerzuweisung mehr vorgenommen. Die Schließung der Dependance in dem kleinen Steinauer Stadtteil wird daher als „Abstimmung mit den Füßen“ durch die betroffenen Familien angesehen. „Der Standort Marjoß kann als Beispiel dafür gelten, wie die Schließung eines Standorts im Rahmen eines Verbundes die Akzeptanz erfährt, die Entscheidungen des Schulträgers oder des Kultusministeriums erfahren hätten“, so die Einschätzung des Kreisbeigeordneten und Schuldezernenten Winfried Ottmann (CDU).

Ebenfalls von einer Schließung bedroht war 2012 die Grundschule in Kerbersdorf, die sich nach der stadtinternen Verbundschule von Bad Soden-Salmünster mit Romsthal inzwischen gut entwickelt. Dank stabiler Schülerzahlen mit circa 20 Kindern kann hier weiterhin nach dem Konzept einer einklassigen Schule unterrichtet werden. Am Hauptstandort Romsthal wurde bislang meist jahrgangsbezogen unterrichtet, in manchen Schuljahren erhielten zwei Jahrgänge gemeinsam Unterricht. Die Schülerzahlenprognose zeigt, dass aufgrund sinkender Schülerzahlen in den meisten Jahrgängen die Mindestgröße für Lerngruppen von 13 Schülern nicht mehr erreicht und die Teilungsgrenze von 25 Schülern bei zwei Jahrgängen nicht überschritten wird, so dass in Romsthal künftig von gemeinsamen Unterricht von je zwei Jahrgängen auszugehen ist.

Der öffentliche Druck hatte damals auch für die Zusammenlegung der Schulstandorte Schlüchtern-Wallroth und Steinau-Hintersteinau gesorgt. Und das soll auch so bleiben: In Wallroth liegt die Schülerzahl stabil zwischen 40 und 50, in Hintersteinau wurde zuletzt zwar nur noch knapp die Mindestgröße von Lerngruppe von 13 Kindern erreicht, allerdings wird nun wieder mit einem Anstieg gerechnet. Dort soll künftig in einer Klasse unterrichtet werden. Dieser Standort wird allerdings als gefährdet eingestuft.

Die Verbundschule Sinntal-Sterbfritz mit dem Hauptstandort Sterbfritz und den Dependancen in den Sinntaler Ortsteilen Sannerz, Mottgers, Weichersbach, Oberzell und Züntersbach bildet die größte Verbundschule im Main-Kinzig-Kreis. Bedingt durch die in kleinen Einheiten stark schwankenden Schülerzahlen kann die Schülerzahl in den Dependancen innerhalb weniger Jahre zwischen der Mindestgröße für Lerngruppen von 13 Kindern und der Teilung auf zwei Klassen, wofür 26 Schüler benötigt werden, schwanken. Der Standort Sannerz unterschritt kurzfristig die Grenze von 13 Kindern, der Schulträger konnte anhand seiner Prognosen jedoch belegen, dass dies nur ein kurzfristiger Effekt war. Diese Sachlage bewog das Staatliche Schulamt in Hanau, dem Standort Sannerz dennoch eine Lehrkraft zuzuweisen. Zumindest in den nächsten Jahren sollen, trotz organisatorischer Probleme, alle sechs Standorte dieser Verbundschule erhalten bleiben.

„Die Schule vor Ort wird als wichtige Infrastruktur betrachtet, die der Tendenz, den ländlichen Raum zugunsten der Metropolregion Frankfurt zu verlassen, entgegenwirkt. Die vorliegenden Bewertungen ermutigen dazu, eventuell auftretende Schwierigkeiten gemeinsam anzugehen, um den Erhalt der Schulstandorte auch langfristig zu sichern“, kommentierte Schuldezernent Ottmann den jetzt vorgelegten Evaluationsbericht zu den Verbundschulen abschließend.


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