Zettelwirtschaft für das Finanzamt

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Jeder Bäcker, Metzger, am Kiosk, oder im Schnellimbiss muss ab dem kommenden Jahr selbst bei Cent-Beträgen dem Kunden ein Beleg ausgedruckt werden.



Der Käufer muss diesen „Zettel“ dann als Nachweis behalten, damit er beweisen kann, dass er beim Bäcker Brötchen für 20 Cent nicht "schwarz" erworben hat. „Für Handwerk und Einzelhandel bedeutet dies ein weitere Belastung“, so der Kreisvorsitzender Mittelstandsvereinigung Main-Kinzig (MIT), Volker Rode.

"Damit kommt eine neue, nicht zu unterschätzende Kosten- und Papierflut auf Unternehmen und Verbraucher zu", so Rode, der auch Mitglied im Bundesvorstand der MIT ist. Hintergrund dieser Maßnahme des Finanzministeriums sei, dass jedes, auch noch so kleines Unternehmen unter Generalverdacht der Steuerhinterziehung stehe. Überdies sei in Anbetracht deutscher Gründlichkeit auch zu erwarten, dass diese neuen Bestimmungen nicht nur auf Punkt und Komma genau umgesetzt werden, sondern darüber hinaus „intensive Kontrollen“ durchgeführt werden.

Nach dem jetzigen Stand der Dinge müssten alle – auch noch so kleinen - Betriebe ihre Kassen umrüsten. Um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden, würden für jede einzelne Ladenkasse Kosten in Höhe von rund 500 Euro anfallen – die Aufwendungen für den laufenden Betrieb gar nicht gerechnet. In einer Zeit, wo soviel wie möglich digitalisiert werde, entstehe eine neue erhebliche Papierflut die zur Verschwendung von Ressourcen beiträgt.

"In einer Bäckerei wurde unlängst untersucht, wie viele Kassenbons, innerhalb von zwei Tagen seitens der Kunden nicht mitgenommen wurden. Auf dem Fussboden vor der Verkaufstheke war eine „Zettelwirtschaft von über 500 Bons“ zu bestaunen, so Volker Rode. Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Es handelt sich hier um Thermopapier das  Bisphenol A enthält. Dieser Stoff steht im Verdacht krebserregend zu sein und andere gesundheitlichen Risiken in sich zu tragen. Wenn die neuen Bestimmungen der Finanzverwaltung in die Praxis umgesetzt werden, dann ergeben alle Kassenbons des deutschen Einzelhandels innerhalb eines Jahres aneinandergelegt eine Strecke von mehr als zwei Millionen Kilometer. Zwar räumt das Bundesministerium für Finanzen alternativ ein, den Beleg Onlineüber die Kasse an ein Smartphone zu transferieren. Ob dies ein gangbarer Weg ist, darf bezweifelt werden. Gerade ältere Menschen, die treuesten Kunden des Handwerks und des Einzelhandels, sind mit diesen Methoden nicht vertraut“, so Rode wörtlich.

Als „scheinheilig“ bezeichnete Rode das Argument, wonach dieses System dazu beitragen soll, Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Es sei hinreichend bekannt, dass amerikanische Digitalkonzerne - wie zum Beispiel Google – in Deutschland nahezu keine Steuern entrichten. Ob die neuen Maßnahmen einen wirkungsvollen Ausgleich darstellen, dürfe daher mit Fug und Recht bezweifelt werden.


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