Kaminsky im Kreistag: "Opfer waren keine Fremden"

Politik
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Die schrecklichen Ereignisse in Hanau in dieser Woche haben auch den Kreistag des Main-Kinzig-Kreis zum Stillstand gebracht. Die turnusmäßige Sitzung am Freitag wurde zwar nicht – wie von Linken und Grünen gefordert - komplett vertagt, der politische Teil beschränkte sich aber auf einen einstimmigen Beschluss zur Finanzierung der baulichen Maßnahmen an den Main-Kinzig-Kliniken, der laut Angaben der Kreisverwaltung nicht aufgeschoben werden konnte. Alle weiteren geplanten Tagesordnungspunkte werden auf der nächsten Sitzung im Mai behandelt.



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Anstatt politischer Debatten stand diesmal die Trauer um die Opfer in Hanau im Mittelpunkt. Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) war gemeinsam mit der Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funk (SPD) sowie den Bürgermeistern Axel Weiss-Thiel (SPD) und Thomas Morlock (FDP) ins Main-Kinzig-Forum nach Gelnhausen gekommen, um gemeinsam mit dem Kreistag den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl auszusprechen. Die Kreistagsabgeordneten trugen sich im Anschluss in ein Kondolenzbuch ein. „Wir stehen an ihrer Seite und sind in Gedanken bei ihnen“, sollte die Gedenkveranstaltung laut dem Kreistagsvorsitzenden Carsten Ullrich (SPD) auch ein klares Signal für eine offene Gesellschaft im Main-Kinzig-Kreis sein.

Der Redebeitrag von Kaminsky war natürlich von Mitgefühl und Trauer geprägt, aber in einem wichtigen Punkt auch höchstpolitisch: „Das war keine Fremdenfeindlichkeit, das war Rassismus. Diese Menschen, die am 19. Februar 2020 in Hanau ermordet wurden, waren keine Fremden“, seien alle Opfer in Hanau geboren worden und ihre Familien würden teils seit mehreren Generationen in der Brüder-Grimm-Stadt leben. Ermordet worden seien sie, weil man ihnen nicht zugestanden habe, anders zu sein als man selbst „und das in einer beachtlichen Selbstüberschätzung“. Vor der Mahnwache in Hanau am Donnerstagabend hatte Kaminsky gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) Angehörige der Opfer getroffen: „Schlimmer kann es einen nicht treffen, das wird man nicht vergessen können.“

Angesicht des 75. Jahrestages von Hanau im 2. Weltkrieg am 19. März sei zwar ein Vergleich weder erlaubt noch historisch berechtigt, aber einen Hinweis gab er doch: „Wir wissen, wohin Hass, Rassismus und Rechtsradikalismus am Ende führen können.“ Diejenigen, die sich dennoch davon nicht abbringen lassen, kündigte er heftigen Widerstand der Hanauer Stadtgesellschaft und der Bürgerinnen und Bürger im Main-Kinzig-Kreis an: „Denen werden wir die Stirn bieten.“

Landrat Thorsten Stolz (SPD) hatte sich zuvor die Worte von Ministerpräsident Bouffier auf der Mahnwache zu eigen gemacht: „Niemand darf in diesem Land Angst haben, zu leben.“ In Hanau sei schmerzlich vor Augen geführt worden, dass die Saat des Bösen aufgegangen sei. Nun sei die ganze Entschlossenheit des Staates gefordert: „Verharmlosen und weggucken darf es nicht mehr geben.“ Sein Appell an die Menschen im Main-Kinzig-Kreis: „Ich bitte sie alle, bleiben sie auf der Seite der Mutmacher. Demokratie ist keine Zuschauerveranstaltung, Demokratie lebt vom Mitmachen.“


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