Projekt Telenotarzt wird ausgeweitet

Politik
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Das Projekt Telenotarzt hat die Erwartungen des Main-Kinzig-Kreises „absolut erfüllt“, wie Landrat Thorsten Stolz (SPD) dem Kreisausschuss mitgeteilt hat. Der Landrat hatte eine Auswertung der ersten Projektphasen vorgelegt und für eine Ausweitung auf den Westkreis plädiert.



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„Wir sind schon sehr viel schneller an dem Punkt angelangt, dass wir weitere Rettungswagen aufrüsten können. Parallel schulen wir eigene Notärzte, um den dann steigenden Bedarf an Tele-Notarzt-Einsätzen auch direkt aus dem Main-Kinzig-Kreis mit abdecken zu können. Es ist ein begeisterndes, aber vor allem auch ein sehr sinnvolles Projekt im Bereich des Rettungswesens, das wir nun ausbauen werden“, sagte Thorsten Stolz.

Das hessenweit viel beachtete Pilotprojekt soll Patienten schneller helfen und gleichzeitig für Entlastung im notärztlichen Bereich sorgen. Die Besatzung eines Rettungswagens hat dabei die Möglichkeit, bei Bedarf einen Telenotarzt in Sekundenschnelle zu einem Einsatzort hinzuzuschalten. Dieser kann auf die Live-Vitaldaten des Patienten und Fotos von der Einsatzstelle zugreifen, mit den Notfallsanitätern am Einsatzort sprechen und bei Bedarf auch einen Videostream aus dem Rettungswagen nutzen. Er ist bloß nicht physisch anwesend, sondern sitzt während des Kontakts in der Leitstelle. Er wird vom Rettungswagen aus kontaktiert in Fällen, in denen zwar kein Notarzt unmittelbar anwesend sein muss, aber dennoch eine notärztliche Entscheidung erforderlich ist, zum Beispiel zu einer Medikamentengabe oder wenn die Einsatzkräfte unschlüssig sind, ob überhaupt ein Transport zur Weiterbehandlung in Anspruch genommen werden muss.

Ausweitung in weitere Landkreise

Zu den derzeit sieben technisch aufgerüsteten Rettungsfahrzeugen im Bestand des Deutschen Roten Kreuzes Gelnhausen, in einem begrenzten Pilotgebiet, sollen in den kommenden Monaten weitere sieben hinzukommen, die für das DRK Hanau, die Johanniter-Unfall-Hilfe sowie den Arbeiter-Samariter-Bund im Raum Hanau-Stadt und Hanau-Land im Einsatz sind. Damit will der Main-Kinzig-Kreis weitere Erkenntnisse erhalten, wie die Rettungskräfte im Kreisgebiet durch die Notärzte an den Bildschirmen unterstützt werden können. Ein besonderes Interesse liegt dabei auf Detailfragen rund um Einsätze in mehr städtisch geprägten Kommunen. Parallel dazu haben auch andere Landkreise Interesse an einer Beteiligung bekundet.

Der Kreisausschuss hat die Zwischenergebnisse aus den Projektphasen 1 und 2 schon mal positiv zur Kenntnis genommen. Demnach hat es seit dem Start im Dezember 2018 fast 600 Einsätze gegeben. Zunächst war ein erster technisch aufgerüsteter Rettungswagen im Einsatz (Projektphase 1), danach wurden sukzessive weitere sechs ausgestattet und eingesetzt (Projektphase 2). Alleine im Jahr 2020 wurde das Telenotarztsystem bisher über 260 Mal genutzt. Landrat Thorsten Stolz fasste die zentralen Erkenntnisse im Kreisausschuss zusammen, „auf deren Grundlage wir von einem echten Erfolgsprojekt sprechen können“: „Die technische Verfügbarkeit ist gut, innerorts wie auch im dichter bewaldeten Spessartgebiet. Die fachliche Indikationsstellung durch das Rettungsfachpersonal funktioniert schnell und harmonisch. Und selbst bereichs- und landesübergreifend ist sowohl technisch-organisatorisch als auch fachlich die Zusammenarbeit reibungslos verlaufen.“

Bis zu sechs Telenotärzte bis Jahresende

Der Main-Kinzig-Kreis sattelt im nächsten Schritt strukturell und personell weiter drauf. In den ersten Pilotphasen war stets ein Telenotarzt in Aachen der Ansprechpartner am anderen Ende der Leitung. Er hatte seinen Arbeitsplatz in der Leitstelle der dortigen Berufsfeuerwehr. Für eine Festigung und Kräftigung des Telenotarzt-Projekts sind nun die ersten Notärzte aus der Region im Gefahrenabwehrzentrum geschult worden. Dort steht nun auch ein voll ausgestatteter Telenotarzt-Arbeitsplatz zur Verfügung, der zunächst zur Abdeckung von Spitzenbedarfen zugeschaltet wird und so die Aachener Kollegen entlastet. Vor zwei Wochen koordinierte mit Dr. Carsten Riemer vom Klinikum Hanau der erste Notarzt aus dem Kreisgebiet Einsätze, im Übrigen nicht nur für Einsatzkräfte aus dem Main-Kinzig-Kreis, sondern auch aus dem Raum Korbach und aus Nordrhein-Westfalen.

„Das klingt zunächst kurios, ist aber nur konsequent der Grundgedanke der Vernetzung“, fügte Landrat Thorsten Stolz hinzu. Ab sofort fügen sich die Notärzte in Gelnhausen in das bundesweite Telenotarzt-Netz ein und übernehmen regelmäßige Dienstschichten, auch für Landkreise, die sich später dem Projekt anschließen. Gut möglich, dass sie also demnächst im einen Moment einer Rettungsdienst-Mannschaft in Wächtersbach mit Rat und Tat zur Seite stehen, im nächsten Moment im Rhein-Main-Gebiet oder in Nordhessen, dann in Aachen und kurz darauf im Bergwinkel.

Für die Schulung war Dr. Kai Kottmann aus Aachen vor Ort im Gefahrenabwehrzentrum des Main-Kinzig-Kreises in Gelnhausen. Er ist selbst Notarzt und im Bereich Ausbildung bei „Umlaut telehealthcare“ tätig, an dessen Telenotarzt-Projekt im Aachener Raum sich der Main-Kinzig-Kreis angedockt hat. Geschult wurden neben Carsten Riemer und Manuel Wilhelm, Leitender Notarzt an den Main-Kinzig-Kliniken, auch der Ärztliche Leiter Rettungsdienst, Dr. Wolfgang Lenz. „Je mehr Rettungsfahrzeuge eingebunden sind, desto größer wird natürlich die Zahl der Einsätze. Der Main-Kinzig-Kreis hat in den vergangenen Monaten die Grundlagen gelegt, um in diesem Verbundnetz selbst verlässlich Telenotarzt-Einsätze zu übernehmen und das System damit noch flexibler und stärker zu machen“, erklärte Dr. Lenz. „Nach den ersten drei Notärzten aus dem Kreisgebiet sollen bis Jahresende weitere drei ausgebildet werden.“

Zur Vorbereitung einer optionalen telemedizinischen Ausstattung des gesamten Rettungsdienstsystems des Main-Kinzig-Kreises wird derzeit ein europaweites Vergabeverfahren durchgeführt. Dazu hat der Kreisausschuss grünes Licht gegeben. „Ich freue mich, dass der Kreisausschuss hier ein einstimmiges und damit starkes Signal ausgesandt hat: Der Telenotarzt wird weiter ausgebaut und bekräftigt“, so Stolz. Er richtete einen besonderen Dank an den stellvertretenden Amtsleiter des Gefahrenabwehrzentrums, Günther Seitz, sowie an Dr. Wolfgang Lenz für die federführende Begleitung des Telenotarzt-Projekts.

Foto: Telenotarzt-Einsätze werden nun auch aus dem Gefahrenabwehrzentrum des Main-Kinzig-Kreises koordiniert (von links): Dr. Manuel Wilhelm (Main-Kinzig-Kliniken), Dr. Kai Kottmann, Dr. Wolfgang Lenz (Ärztlicher Leiter Rettungsdienst), Günther Seitz (ständiger Vertreter der Amtsleitung des Gefahrenabwehrzentrums) und Carsten Riemer (Klinikum Hanau).


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