Versprechen zum Grundwasserschutz einlösen

Politik
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„Es spielt für den Wasserhaushalt der Mittelgebirge kaum mehr eine Rolle, welche Maßnahmen zum Klimaschutz jetzt noch ergriffen werden. Es wird eine sehr lange Zeit dauern, bis sich die Grundwasserstände, wenn überhaupt, wieder erholen.“



Mit dieser düsteren Prognose begann Dr. Hans-Otto Wack vom Umweltbüro Schotten seinen Vortrag bei einer digitalen Veranstaltung des Kreisverbandes Bündnis 90/Die Grünen Main-Kinzig am vergangenen Mittwoch. Dr. Wack war einer von drei Experten, die der Kreisverband zu seiner Veranstaltung zum Thema „Klimafeste Trinkwasserversorgung“ eingeladen hatte.

„Die Kühe der Bauern im Vogelsberg gehen in den Sommern nur noch zum Spazieren auf die Weide.“, berichtete Cécile Hahn von der Schutzgemeinschaft Vogelsberg. „Sie finden aufgrund der Trockenheit kaum mehr frisches Gras und müssen zugefüttert werden.“ Die Trockenjahre in Verbindung mit ausbleibender Schneeschmelze sorgen für ausgetrocknete Bachläufe, was auf geringe Grundwasserressourcen hinweist und sich auf die Gesundheit der Wälder auswirkt, wie die Expertin anhand eindrücklicher Bilder illustrierte.

Die negative Entwicklung der Grundwasserreserven für die Versorgung von Land- und Forstwirtschaft und des Naturraums verlaufe aufgrund der Verdichtung der Trockenereignisse und dem steigenden Trinkwasserbedarf in den Städten nicht linear, sondern nahezu exponentiell, ergänzt Wack. In Städten sei dafür nicht nur die steigende Einwohnerzahl, sondern auch die Bewässerung von Grünanlagen mit Trinkwasser verantwortlich. „Man versucht in heißen Sommern die Stadt mit Pflanzen zu kühlen, versäumt aber dabei ein nachhaltiges Wasserkonzept für diese Flächen aufzustellen“, erklärt der Experte.

Dabei gäbe es bereits seit den neunziger Jahren umfassende Konzepte und erfolgreiche Projekte, wie Brauchwasser und Trinkwasser im Rhein-Main-Gebiet möglichst ressourcenschonen eingesetzt werden können. „Bereits 2019 wurde das ‚Leitbild für Integriertes Wasserressourcen-Management‘ von der Landesregierung verabschiedet.“, so Wack. Allerdings seien die darin unter anderem auch von der Schutzgemeinschaft erarbeiteten Strategien noch nicht oder unzureichend umgesetzt worden. Einen Grund dafür sieht der Experte in der starken Interessensvertretung der Wasserversorger. „Es besteht immer noch ein Konflikt zwischen langfristiger Daseinsvorsorge und kurzfristigem wirtschaftlichen Profit“, so Wack.

Als zweite Säule für die Trinkwassergewinnung aus Grundwasser stelle die Gewinnung aus Oberflächengewässern eine Alternative dar. Dazu stellte Holger Scheffler, Geschäftsführer des Wasserverbandes Kinzig, im Rahmen der Veranstaltung ein entsprechendes Pilotprojekt an der Kinzigtalsperre vor. Der Verband habe nicht das Ziel, Profit zu erwirtschaften, sondern sei seit 20 Jahren auf eine Wasserentnahme im Einklang mit der Natur ausgerichtet, so Scheffler.

Bereits seit 40 Jahren diene die Kinzigtalsperre verlässlich dem Hochwasserschutz, bewahrt die Kinzig in Dürrezeiten vor dem Trockenfallen und erzeugt darüber hinaus Energie aus Wasserkraft. In Zukunft könne diese Energie aus Wasserkraft auch für die klimafeste Wasseraufbereitung aus dem See genutzt werden. „Die Kombination aus Grund- und Oberflächenwasser dient damit der regionalen Versorgungssicherheit mit Trinkwasser und ist trotz hoher Investitionen wirtschaftlich“ so Scheffler. Zurzeit läuft der Planungsprozess, bedarf aber am Ende noch der Erlaubnis des Regierungspräsidiums. In vier bis fünf Jahren könnte dann Trinkwasser aus der Kinzigtalsperre gewonnen werden. Die Gebietskörperschaften Main-Kinzig, Hanau und Frankfurt haben mit Unterstützung des Landes Hessen damit den ersten Schritt zu klimafester Trinkwassergewinnung getan, der gleichzeitig noch den Hochwasserschutz in der Region sicherstellt.

Nach den Vorträgen hatten die 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit ihre Fragen an die Expertin und die Experten zu stellen. Unter den Teilnehmenden waren unter anderem die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der Grünen für den Kreistag, Viola Haßdenteufel, Jakob Mähler und Reiner Bousonville, der die Veranstaltung moderierte. „Wir Grünen im Main-Kinzig-Kreis wollen uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass alles, was für eine nachhaltige Trinkwasserversorgung nötig ist, auch schnell umgesetzt wird“, so Bousonville abschließend.


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