Kita-Notbetrieb ab 200 viel zu spät

Politik
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In hessischen Kindertagesstätten steigt das Infektionsgeschehen weiter an.



Mancherorts wie in Offenbach und dem Kreis Groß-Gerau ist man längst zum Notbetrieb übergegangen. Und ab einer Inzidenz von 200 ist dies nun auch landesweit angesagt. „Viel zu spät“, meint Dr. Kristin Ideler, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di Hessen. „ver.di hat schon Ende Januar einen Perspektivplan vorgelegt, der einen stufenweisen Übergang in den Notbetrieb und mehr Schutz für Beschäftigte, Kinder und Eltern vorgesehen hätte. Die Politik hat nicht reagiert. Nun diese Notbremse zu ziehen, ist ein klares politisches Versäumnis und wäre vermeidbar gewesen.“

Die seit dieser Woche geltende durchgängige medizinische Maskenpflicht für Kita-Beschäftigte ist eine zweischneidige Sache, erläutert Ideler „Zum einen können sich die Kolleg*innen damit schützen, zum anderen wird die pädagogische Interaktion dadurch beeinträchtigt. Das gilt besonders für Kinder unter drei Jahren. Zudem erreichen uns viele Anfragen von Kolleg*innen, warum sie auf dem Außengelände auch Maske tragen müssten. Dies wäre, wenn wir den Aerosolforschern folgen, entbehrlich. Hier sollte die Landesregierung eine Klarstellung veranlassen und die Maskenpflicht in Kitas auf die Innenräume begrenzen.“

Einzig positiv ist am Handeln des Landes Hessen, dass die Testungen für das Personal nun, nach monatelangem hartnäckigem Fordern von ver.di, einen Umfang erreicht haben, der dem Infektionsgeschehen angemessen ist. So können sich Kita-Beschäftigte nun zweimal pro Woche selbst testen, ergänzt um die wöchentliche Testmöglichkeit in einer Arztpraxis sowie das optionale Anfordern von Test-Mobilen. „Die häufigeren Testungen für Kita-Beschäftigte sind ein Fortschritt. Allerdings müssen, wie in den Schulen schon umgesetzt, auch Kita-Kinder in der Teststrategie berücksichtigt werden.“ Die Gewerkschaft ver.di fordert, in der aktuellen Situation Kita-Kinder mindestens wöchentlich durch die Eltern mit kindgerechten Testvarianten wie Lolly- und Gurgeltest oder Zungenabstrich testen zu lassen und den Einrichtungen das Testergebnis verbindlich mitzuteilen. Das pädagogische Personal sollte die Tests nur in Ausnahmefällen durchführen, da die Arbeitsbelastung ohnehin schon sehr hoch ist. „Hier muss das Land Hessen in Abstimmung mit den Trägern zügig ein kindgerechtes und medizinisch fundiertes Testangebot an Eltern machen“, betont Ideler.

Zudem fruchtet der fortwährende Apell der Landesregierung an Eltern, ihre Kinder nur noch bei besonderer Dringlichkeit betreuen zu lassen, nur sehr bedingt. Viele Kindergruppen sind voll mit an die 20 Kindern. Auch ist der Personalaufwand für die sinnvolle Gruppentrennung groß und belastet das Personal zunehmend. „Hier brauchen wir schnell eine Lösung. Wir brauchen kleinere Gruppen, mehr Fachpersonal und eine Entlastung der Eltern.“ Denn was vor der Pandemie schon galt, gilt jetzt umso mehr. Hier brauchen einen vorausschauenden Umgang mit den personellen Ressourcen in den Kitas. Denn je mehr die Belastung der Beschäftigten ansteigt, desto mehr werden ausfallen oder gar den Beruf wechseln.“ Dass viele darüber nachdenken, hat eine aktuelle Studie der Hochschule Fulda in Kooperation mit ver.di gezeigt: Fast 30 Prozent der Befragten den­ken über einen Stellenwechsel nach und 16 Prozent überlegen, den Beruf ganz aufzugeben.


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