Die Zukunft der Pflege nach der Bundestagswahl

Politik
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Klimakrise, Corona-Pandemie und Wirtschaft: Für die neue Bundesregierung wird es nach der Wahl im September viel zu tun geben.



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Ein Thema, das dabei aus Sicht des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis auf keinen Fall vergessen werden darf, ist der Kampf gegen den herrschenden Pflegenotstand und eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die in diesem Bereich beschäftigten Menschen. Aus diesem Grund hat der Caritas-Vorstand eine Umfrage unter den heimischen Bundestagskandidaten gestartet und diese zu ihren Vorstellungen und Ideen im Kampf gegen den Pflegenotstand befragt.

Pflegenotstand als vielschichtiges Problem
Als erste Gesprächspartnerin stand Bundestagsabgeordnete Dr. Katja Leikert (CDU) dem Vorstand Rede und Antwort. Im gegenseitigen Austausch wurde dabei schnell deutlich, dass der herrschende Pflegenotstand ein vielschichtiges Problem ist. Denn nicht nur die Frage nach besseren Verdienstmöglichkeiten beschäftigt viele Pflegefachkräfte. „Ein Großteil der in der Pflege arbeitenden Menschen sind Frauen“, stellt Leikert fest. Für sie spiele auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine wichtige Rolle. Fragen wie Kinderbetreuung oder familienfreundliche Arbeitszeiten seien dabei ebenso wichtig wie die Frage nach bezahlbarem Wohnraum. Der Spagat zwischen den hohen Anforderungen im Beruf auf der einen und den Ansprüchen von Familie auf der anderen Seite gleichermaßen gerecht zu werden, zermürbe viele Pflegekräfte. Besonders Alleinerziehende stünden unter großem Druck. Eine Einschätzung, die auch der Vorsitzende des Caritas-Verbandes, Ludwig Borowik teilt. „Nur mit familienfreundlichen Arbeitsplatzmodellen können wir Frauen, die der Pflege den Rücken zugedreht haben, vielleicht in den Beruf zurückholen.“ Vorstandsmitglied Holger Kaesemann stimmt ihm zu: „Das Pflegethema ist mit vielen anderen sozialpolitischen Bereichen verknüpft, die man eigentlich zusammen bringen müsste.“ Mit Blick auf die drei großen Kliniken im Main-Kinzig-Kreis und Hanau könnte man sich eine Befragung darüber vorstellen, wie ein familienfreundlicher Arbeitsplatz aus Sicht der Beschäftigten aussehen müsste. Aber auch die Finanzierbarkeit dieser Modelle für die Träger von Dienstleistern steht dabei im Fokus. Mit Blick auf die Situation vor Ort führte Kaesemann weiter aus, dass es für regionale Verbesserungen ein Gremium zum gegenseitigen Austausch bei durchaus unterschiedlichen Eigeninteressen aller Beteiligten in diesem Bereich brauche, etwa einen „Runden Tisch Pflege“ oder eine regionale Gesundheitskonferenz mit entsprechenden Arbeitsgruppen. Wichtig: „Hier müssen Menschen aus allen verschiedenen Bereichen mit dabei sein. Auch von der Basis“, betont Kaesemann. Denn nur wenn alle verschiedenen Blickwinkel zusammen kommen, lässt sich das große Ganze sehen. Leikert unterstützt das Engagement des Caritas-Vorstandes, sich dieses wichtigen gesellschaftlichen Themas anzunehmen. Für nachhaltige Verbesserungen in der Pflege sei es wichtig, dass sich Menschen in Verbänden, Organisationen und Führungspositionen hierfür einsetzen. Dabei nimmt Leikert bewusst auch die Herren in die Pflicht: „Es braucht auch Männer, der sich als Fürsprecher und Advokaten für vermeintliche Frauenthemen stark machen.“ Denn auch wenn am Ende ein Großteil der Beschäftigten in der Pflege weiblich ist: Spätestens mit den spürbaren Auswirkungen des Pflegenotstandes trifft das Thema letztendlich alle gleichermaßen.

Foto: Konstruktiver Austausch: Hans-Albert Link (l.), Ludwig Borowik (2.v.l.) und Prof. Dr. Holger Kasemann (r.) vom Caritas-Verband für den Main-Kinzig-Kreis beleuchten mit  Dr. Katja Leikert (m)und Pascal Reddig (2.v.r.) die vielschichtigen Herausforderungen des Pflegenotstandes.


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