Nahverkehr: Neue Buslinie, weniger Umstiege, bessere Rad-Mitnahme

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"Der Main-Kinzig-Kreis hat einen wichtigen Schritt hin zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Mobilität gemacht. Mit dem Beschluss der Neuaufstellung des Nahverkehrsplans (NVP) für den Main-Kinzig-Kreis am 14. Juli 2023 stellt der Kreistag die Weichen für einen umfangreichen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und ergänzender Mobilitätsangebote im Kreisgebiet", so die KreisVerkehrsGesellschaft Main-Kinzig (KVG) in einer Pressemitteilung.



Kreisbeigeordneter und Verkehrsdezernent Winfried Ottmann (CDU) betont die Bedeutung des Beschlusses: "Mit dem Nahverkehrsplan schaffen wir die Grundlage für eine moderne und zukunftsfähige Mobilität im Main-Kinzig-Kreis. Der Ausbau des ÖPNV ist ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz und die Steigerung der Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger. Gleichzeitig stärken wir die Standortqualität für Unternehmen und den Tourismus."

Der NVP baue auf den Ergebnissen des Leitbilds Mobilität für den Main-Kinzig-Kreis aus dem Jahr 2021 auf und trage maßgeblich zur Erreichung der klima- und umweltpolitischen Zielsetzungen bei. "Die Entwicklung des NVPs begann nach einer sorgfältigen Ausschreibung und Vergabe an den renommierten Gutachter plan:mobil aus Kassel im Dezember 2021. Die Umsetzung der geplanten Maßnahmen erfolgt gestaffelt im Zeitraum von 2024 bis 2028, abhängig von den Vergabezeiträumen der einzelnen Linienbündel sowie unter dem Vorbehalt der generellen Finanzierbarkeit aus Sicht der Gesamtfinanzen des Kreises. Der neue NVP sieht umfassende Maßnahmen vor, um den öffentlichen Nahverkehr im Main-Kinzig-Kreis zu stärken und attraktiver zu gestalten“, erklärt KVG-Geschäftsführer Rüdiger Krenkel.

Die Maßnahmen:

  1. Ausbau und Modernisierung des Streckennetzes: Der NVP sieht den Ausbau bestehender Verbindungen sowie die Einführung neuer Strecken vor, um mehr Orte und die Region miteinander zu verbinden.
  2. Erhöhung der Taktzeiten und Ausweitung der Bedienzeiten: Die Taktfrequenzen der öffentlichen Verkehrsmittel werden sowohl im Ostkreis als auch im Westkreis erhöht, um ein besseres Angebot bieten zu können.
  3. Barrierefreiheit: Besonderes Augenmerk wird auf die barrierefreie Gestaltung der öffentlichen Verkehrsmittel und Haltestellen gemäß den Kriterien zur Priorisierung des barrierefreien Haltestellenausbaus gelegt, um die Mobilität für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit zu verbessern.
  4. Nachhaltige Fahrzeugflotte: Im Rahmen der Umsetzung der Europäischen Vorgaben „Clean-Vehicles-Directive“ sowie der nationalen Gesetzgebung („Saubere-Fahrzeuge-Gesetz“) werden zukünftig umweltfreundliche und emissionsarme Fahrzeuge eingesetzt, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und die Luftqualität zu verbessern.

"Darüber hinaus stellt der NVP für den Zeitraum bis 2028 – aber in seiner methodischen Betrachtungsweise auch darüber hinaus – dar, welche Herausforderungen in den kommenden Jahren für den öffentlichen Personennahverkehr und die ergänzenden Mobilitätsangebote bestehen, welche Ziele der Main-Kinzig-Kreis erreichen möchte und welche konkreten Anforderungen und Standards der Kreis hierfür festlegt. Die nachfolgend aufgeführte Maßnahmen sollen nach aktuellem Stand außerhalb der bestehenden Vergabezeiträume vorgezogen werden", heißt es in der Pressemitteilung weiter.

MKK-30 wird von Erlensee nach Hanau verlängert

"Mit dem zusätzlichen Fahrtenangebot der Buslinie MKK-30, die Bruchköbel mit Erlensee verbindet, wird auf die positive Nachfragesteigerung auf der Relation zwischen Erlensee und Hanau reagiert. Bislang müssen Fahrgäste nach Hanau in Erlensee am Limeskreisel in die Expressbusse der Linien X93 und X94 umsteigen. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2023 entfällt dieser Umsteigezwang und die lokale Buslinie MKK-30 wird mit allen Fahrten bis Hanau Hauptbahnhof verlängert. Fahrgäste in Erlensee aus Langendiebach, dem Gewerbegebiet Fliegerhorst und der neu anzubindenden Markwaldsiedlung können somit künftig direkt nach Hanau an den Hauptbahnhof fahren. Der Bus wird Montag bis Freitag tagsüber alle 60 Minuten verkehren, während der Hauptverkehrszeiten zwischen Fliegerhorst und Hanau sogar alle 30 Minuten. Zusammen mit den Expressbuslinien X93 und X94 ergibt dies in der Hauptverkehrszeit einen 15-Minuten-Takt. Mit der geplanten Verlängerung geht ein weiterer Vorteil einher: Durch den fehlenden Umsteigezwang müssen die Busse nicht mehr auf verspätete Linien warten und Verspätungen im Linienverkehr werden reduziert", so die KVG.

MKK-81 geändertes Betriebskonzept

"Die Buslinie MKK-81 verbindet Wächtersbach mit Bad Orb. Durch die starke Fahrgastnachfrage und aktuelle Unpünktlichkeit der Züge auf der Kinzigtalbahn können Anschlüsse im Verspätungsfall immer öfter  nicht gehalten werden. Zur Verbesserung der Pünktlichkeit und Anschlusssicherheit werden daher die Fahrzeiten angepasst. Zusätzlich fahren die Busse tagsüber nicht mehr unmittelbar nach Ankunft in Bad Orb wieder nach Wächtersbach zurück. Dadurch können die Abfahrten pünktlicher erfolgen und in beiden Fahrtrichtungen die vorgesehenen Anschlüsse besser erreicht werden, zusätzlich können die Busse künftig etwas länger auf verspätete Züge in Wächtersbach warten. Auch auf dieser Linie sind stetige Fahrgastzuwächse zu verzeichnen, so dass künftig mehr Fahrten mit Gelenkbussen angeboten werden. Am Wochenende wird das Angebot tagsüber mit zusätzlichen Fahrten verdichtet, so dass Bad Orb künftig auch auf die Züge von und nach Fulda ausgerichtet sein wird. Die bewährten umsteigefreien Fahrtverbindungen von Wächtersbach in den Jossgrund bleiben am Wochenende unverändert bestehen."

Vorbereitungen für neue Buslinie Bad Soden-Salmünster - Bad Orb – Flörsbachtal Ortsteil Lohrhaupten – Frammersbach – Partenstein

KVG: "Es ist beabsichtigt, im Frühjahr 2024 eine neue Buslinie einzuführen. Diese als MKK-86 bezeichnete neue, kreisüberschreitende Buslinie wird die beiden Kurstandorte Bad Orb und Bad Soden direkt und umsteigefrei miteinander verbinden und weiter über Jossgrund – Flörsbachtal Ortsteil Lohrhaupten in den Nachbarlandkreis Main-Spessart verkehren und dort die Gemeinden Frammersbach und Partenstein bedienen. In Partenstein bestehen am Bahnhof Anschlüsse zum Main-Spessart-Express aus/in Richtung Lohr und Würzburg. Die neue Buslinie soll zunächst nur am Wochenende und an Feiertagen verkehren. Eine Erweiterung des Angebots ist zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 geplant. Dann fahren die Busse von Montag bis Freitag alle zwei Stunden und am Wochenende alle vier Stunden. Das neue Angebot richtet sich  vor allem an Kurgäste, Radtouristen oder Wanderer. Die Gemeinde Flörsbachtal erhält aus Lohrhaupten wieder eine Anbindung nach Frammersbach sowie umsteigefreie Fahrmöglichkeiten in den Jossgrund und nach Bad Orb. Derzeit laufen die entsprechenden vorbereitenden Abstimmungen zum Konzept inklusive der vergaberechtlichen Schritte."

Fahrradmitnahme im ÖPNV

Zur Stärkung des Fahrradtourismus ist vorgesehen, ab Frühjahr 2024 auf touristisch relevanten Buslinien eine verbesserte Fahrradmitnahmemöglichkeit anzubieten: "Auf den Linien MKK-81, MKK-82, MKK-83 und der neuen Buslinie MKK-86 werden dann in der Saison von April bis Oktober die Busse mit Heckgepäckträgern verkehren. Hierdurch ist eine Anreise mit der Bahn und Umstieg in Wächtersbach auf die Busse zu den Zielen im Spessart möglich und verbessert die Erreichbarkeit des Spessarts für den Fahrradtourismus mit den Verkehrsmitteln im Umweltverbund. Ein zentrales Ziel ist es, die Menschen im Main-Kinzig-Kreis dazu zu ermutigen, den ÖPNV zu nutzen“, so Ottmann. Der Main-Kinzig-Kreis sei sich seiner Verantwortung bewusst, seinen Bürgerinnen und Bürgern in Zukunft eine nachhaltige Mobilität zu bieten. Hierzu beabsichtige der Kreis seine finanziellen Mittel für die Umsetzung der geplanten Maßnahmen vorbehaltlich der Finanzierbarkeit deutlich aufstocken. 

Der gesamte Bericht zum NVP steht sowohl auf der Projektseite www.mobil-zukunft-mkk.de als auch auf der KVG-Website www.kvg-main-kinzig.de zum Download zur Verfügung.

Der Prozess wurde durch einen fünfköpfigen Fachbeirat begleitet, der dem fachspezifischen Wissenstransfer diente. Zur Abstimmung mit regionalen Mobilitätsakteuren und den Fachabteilungen wurde zudem ein Lenkungskreis installiert und die Einbeziehung aller Kommunen stellte die Aufarbeitung lokaler Aufgabenstellungen und Herausforderungen sicher. In fünf Regionalkonferenzen, die in fünf zusammenhängenden Teilbereichen abgehalten wurden, erfolgte zudem die Analyse der vielfältigen Wechselwirkungen und die Erarbeitung von Lösungsstrategien.

Als Kommunikations- und Informationsinstrument wurde eine Projekthomepage genutzt, die über die Internetadresse https://www.mobil-zukunft-mkk.de/ erreichbar ist. Diese wurde kontinuierlich um Zwischenstände und Ergebnisse des Arbeitsprozesses aktualisiert, so dass sich interessierte Bürgerinnen und Bürger fortlaufend über den Prozess zur Neuaufstellung des NVP informieren konnten.  Im Frühjahr 2022 hatten Bürgerinnen und Bürger im Rahmen einer Online-Befragung die Möglichkeit, über ein Kartentool Hinweise und Wünsche zur Verbesserung des ÖPNV einzureichen. Im Anschluss wurden die Ergebnisse der Online-Befragung auf der Projekthomepage vorgestellt. Am Ende der Bearbeitung des NVP wurden in einer zweiten öffentlichen Online-Veranstaltung am 6. Februar 2023 die wesentlichen Ergebnisse zum neuen NVP präsentiert.

Maßnahmenpakete des NVP

Das NVP-Zielkonzept beinhalt eine Fülle von Maßnahmen und Prüfaufträgen, die sich im Wesentlichen wie folgt zusammenfassend beschreiben lassen:

  • Mit der Einrichtung neuer direkter Linien oder der Veränderung bestehender Linien in neuen Angebotskonzeptionen soll eine direkte und schnelle Anbindung der Oberzentren Frankfurt am Main und Hanau sowie weiterer zentraler Orte im MKK verbessert erfolgen.
  • Die Maßnahmenkonzeptionen orientieren sich dabei am neuen Kinzigtalbahn-Konzept (Realisierung Dez. 2025), bei dem zahlreiche Busverkehre auf die neuen Fahrpläne der Bahn angepasst werden müssen.
  • Verbessert werden sollen kreisüberschreitende Verbindungen, wie z.B. nach Bayern in den Landkreis Aschaffenburg (Alzenau, Aschaffenburg) oder in den Landkreis Main-Spessart-Kreis (Frammersbach, Partenstein) sowie in den hessischen Vogelsbergkreis (nach Grebenhain).
  • Ein weiterer Schwerpunkt besteht in der Einrichtung neuer Linien im Freizeitverkehr im Spessart mit Ausrichtung auf die Kurstädte und die Verknüpfung zum Schienenverkehr der Kinzigtalbahn und in Richtung Unterfranken.
  • Zahlreiche Maßnahmen beinhalten daher eine Verdichtung der Bedienungsangebote auf vielen Achsen im Main-Kinzig-Kreis. Im ländlichen Raum mit künftig regelmäßiger Anbindung auch kleinerer Orte und Ortsteile im Zwei-Stunden-Takt, im verdichteten Raum mit einer verbesserten Anbindung im Stundentakt (bzw. in der Hauptverkehrszeit (HVZ) zum Halbstundentakt).
  • Mit einer Ausweitung der Bedienungszeiträume auf vielen Linien in den Abendstunden oder am Wochenende soll das Angebot für die Bürgerinnen und Bürger weiter ausgebaut werden.
  • Die Neuordnung von Linien (auch deren Nummerierung) soll zur verbesserten und verständlichen Bedienung auf gemeinsam befahrenen Korridoren dienen und die Vermarktung des Angebots unterstützen.
  • Auf schwächer nachgefragten Linien (-abschnitten) soll die Einrichtung von teilflexiblen Bedarfsverkehren in Form von Anruf-Sammel-Taxis (AST) geprüft werden.

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