Schießen: Doreen Vennekamp aus Ronneburg holt WM-Titel in Baku

Die neue Weltmeisterin Doreen Vennekamp, flankiert von Olena Kostevych (UKR) und Agate Rasmane (LAT). Quelle: DSB

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Doreen Vennekamp aus Ronneburg ist die Sportpistolen-Königin von Baku. Die Weltranglistenerste schoss im Finale 40 Treffer und stellte damit den Weltrekord ein, am Ende hatte sie 9 (!) Hits Vorsprung vor der zweitplatzierten Ukrainerin. Es ist der erste WM-Titel eines deutschen Sportschützen in einer olympischen Disziplin seit 2014.



Damals gewann Beate Gauß (heute Köstel) Gold in Granada/ESP im Gewehr-Dreistellungskampf. Die Chancen auf den WM-Titel standen für Vennekamp nicht schlecht, zumal sie bereits in der Qualifikation ihre Weltklasse unter Beweis stellte (s.u.). Im Finale kamen die Gegnerinnen aus der Ukraine, Lettland, dem Iran, Thailand, Korea, Taiwan und Indien. Für Vennekamp ging es „nur“ um die Medaillen, da sie bereits einen olympischen Quotenplatz bei der letztjährigen EM als Europameisterin für das deutsche Team gesichert hatte. Das Finale begann gut für 28-Jährige, die nach zwei Vierer-Serien gemeinsam mit Olena Kostevych die Führung übernahm. Nach vier Fünferserien war das Duo immer noch gleichauf (16 Treffer: „Ich habe mitbekommen, dass ich oben bin mit Olena und wusste, dass ich nicht nachlassen darf!“), der Rest des Feldes aber bereits sechs (!) Treffer hintendran. Die Sportsoldatin ließ eine Vierer- und eine perfekte Fünferserie folgen und hatte damit auch die letzte Konkurrentin in die Schranken gewiesen, denn auf einmal betrug der Vorsprung fünf Treffer (25:20): „Als ich nach der Hälfte zwei Hits Vorsprung hatte, habe ich mir gesagt: Jetzt ziehe ich es durch!“

Und auch wenn sich Vennekamp gar einen Fehler wegen „over time“ einhandelte, war sie nicht mehr aufzuhalten. Wie ein Uhrwerk traf sie die erforderlichen 10,2 und mehr, bereits nach der vorletzten Serie stand der WM-Titel fest (36:28), aber es ging noch darum, ob sie den Final-Weltrekord schaffen würde. Und – natürlich gelang ihr das: Weitere vier Hits zeigte die große Videowand an, damit hatte sie 40 Treffer und den Final-Weltrekord eingestellt: „Die letzte Serie wurde ich vom Team getragen, und es war nur noch ein Reinzittern, weil die Emotionen über einen reinbrechen. Und beim Siegerfoto war ich mir nicht ganz sicher, ob ich die Waffe nicht fallen lasse, weil ich kein Gefühl in den Händen mehr hatte!“ Der Jubel im deutschen Team kannte keine Grenzen, alle stürmten auf die neue Sportpistolen-Königin zu und umarmten und herzten sie. Vennekamp selbst überkamen auch die Emotionen, das ein oder andere Tränchen rollte über die Wangen nach diesem denkwürdigen Finale, das auch der deutsche Botschafter in Baku, Ralf Horlemann, verfolgte. Anschließend sagte die neue Weltmeisterin: „Ich bin überglücklich, wie es gelaufen ist. Und jetzt auch noch Weltrekord! Ich bin mir sicher, der wird schnell gebrochen – hoffentlich durch mich. Ich bin ja als Weltranglisten-1. in die WM reingegangen und jetzt als Weltmeisterin raus – da benötige ich noch eine Nacht, um das zu realisieren.“

Bereits in der Qualifikation trat Vennekamp dominant auf: Gemeinsam mit der Taiwanesin Chia Chen Tien wies sie 591 Ringe auf und damit vier mehr als die auf Position drei platzierte Iranerin. Dennoch verließ die Weltranglisten-1. den Stand nicht zufrieden, in dem letzten Halbprogramm schoss sie lediglich 46 Ringe, deutlich unter ihrem Niveau, was aber natürlich Jammern auf hohem Niveau war: „Mit den 297 in der Präzision war ich sehr zufrieden. Im Duell-Teil habe ich gut angefangen, aber bereits in der vorletzten Serie war ich schwammig, es war vom Schussbild aber die beste Serie. Und dann hat es sich weitergezogen in die letzte Serie, sie sind nicht mehr reingegangen. Natürlich war auch der Gedanke an den Weltrekord da (595, Anm. d. Red.), aber es war nicht so, dass ich mich verrückt gemacht habe. Aber mit 294 Ringen im Duell bin ich nicht zufrieden.“

Ronneburgs Bürgermeister Andreas Hofmann (SPD) gratuliert Doreen Vennekamp im Namen der Gemeinde: „Ronneburg ist stolz auf die Leistungen von Doreen Vennekamp und wir freuen uns über eine solche Ausnahmesportlerin. Wir drücken die Daumen für noch viele weitere Wettkämpfe und die nächste Olympia-Teilnahme.“

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Die neue Weltmeisterin Doreen Vennekamp, flankiert von Olena Kostevych (UKR) und Agate Rasmane (LAT). Quelle: DSB


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