Erfolge bei Rückdrängung der giftigen Herbstzeitlosen

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Kürzlich lud die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA e.V.) alle Projektbeteiligten zum Runden Tisch in die Klosterberghalle nach Langenselbold ein.



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Neben den absolvierten Geländearbeiten standen vor allem die durchgeführten Rückdrängungsmaßnahmen und deren Auswirkungen auf der Tagesordnung. Wenn im Spätsommer die rosa-violetten Blüten der Herbstzeitlosen erscheinen, ist dies nicht für alle ein Grund zur Freude. Viele Landwirte kämpfen schon seit längerem mit großen Problemen: Durch die giftigen Pflanzenbestandteile kann das Heu nicht mehr verfüttert und verkauft werden. Sind große Flächen betroffen, wird das schnell zum wirtschaftlichen Problem.

Vor diesem Hintergrund hat sich eine einmalige Kooperation aus Kommunen, dem Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlicher Raum, dem Kreisbauernverband und vielen landwirtschaftlichen Betrieben gebildet. Unter der Projektleitung der GNA wird bereits seit 2015 versucht, die Herbstzeitlose - unter besonderer Berücksichtigung von Natur- und Artenschutzgesichtspunkten – aus ca. 600 Hektar Wiesenfläche zu verdrängen. Gefördert wird das Projekt vom Land Hessen über das Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen (HALM) und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Eine effektive Rückdrängung kann durch Mulchschnitte Ende April und Anfang Mai bei einer Blattlänge von rund 25 cm erfolgen. Durch das Entfernen der Blätter wird die fotosynthetisch aktive Phase der Pflanze gestört, sie kann ihre Energiereserven nicht erneuern. Besonders deutlich zeigte sich dies auf einer stark mit Herbstzeitlosen befallenen Testfläche, die im Mai 2016 mit einem Frontmulcher auf einem mehrere Meter breiten Streifen gemäht wurde. Im September blieb die Herbstzeitlosen-Blüte innerhalb dieses Bereichs aus. Im Mai 2017 zeigten sich dort eine verminderte Herbstzeitlosenanzahl sowie das Fehlen von Samenkapseln. Auf einer weiteren Fläche, wo bereits seit einigen Jahren die Maßnahme „Ausreißen bei rund 20 cm Blattlänge“ erprobt wird, hat die Pflanzenanzahl ebenfalls stark abgenommen. Zudem konnten eine Abnahme der Blattanzahl sowie der Blattbreite, was auf eine Schwächung der Pflanze hinweist, beobachtet werden.

Der Zeitpunkt der Durchführung der Rückdrängungsmaßnahmen ist von entscheidender Bedeutung. Werden die Blätter der Herbstzeitlosen nicht oder nur an der oberen Spitze vom Mähwerk oder Mulcher erwischt oder zu früh ausgerissen, wachsen diese weiter. Der Zeitpunkt für den frühen Mulchschnitt sollte daher mit Bedacht ausgewählt und mit der GNA abgestimmt werden. Neben der Kartierung der Herbstzeitlosen im Frühjahr und Herbst sowie der Planung und Durchführung der Rückdrängungsmaßnahmen gehören auch pflanzensoziologische Aufnahmen und die Bewirtschaftung eines Versuchsfeldes zu den von den GNA-Biologen durchgeführten Geländearbeiten. Das angelegte Versuchsfeld dient der Erprobung weiterer Rückdrängungsmaßnahmen und der gezielten Erfassung deren Wirkung auf einzelne Herbstzeitlose. Die diesjährige Auswertung zeigte eine Zunahme der Herbstzeitlosen im Kontrollfeld ohne Maßnahme, jedoch abnehmende Herbstzeitlosen-Anzahl auf den Rückdrängungsfeldern bereits nach dem 1. Versuchsjahr, was für einen Erfolg der Maßnahmen spricht.

Die GNA bietet eine botanische Fachexkursion mit allen Informationen zur „Giftpflanze des Jahres 2010“ und zu vielen weiteren Wiesenpflanzen am 16. September 2017 um 10 Uhr in Rodenbach an (Treffpunkt am Landhof Schmidt). Mehr Informationen über das Projekt finden Sie im Internet unter www.gna-aue.de.

Hintergrund: Die Herbstzeitlose und ihre Problematik
Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), auch als Giftkrokus oder Wiesensafran bekannt, ist ein Liliengewächs, das in allen Pflanzenteilen das stark giftige Alkaloid Colchicin enthält. Die Zwiebelpflanze blüht im Herbst zart rosa und ähnelt dem Krokus. Eine Verwechselung der Blätter im Frühling mit dem Bärlauch hat schon Todesfälle bei Kräutersammlern verursacht. Für Pferde ist die Herbstzeitlose besonders fatal: schon wenige getrocknete Pflanzenteile in Heu oder Silage führen bei einer Aufnahme über mehrere Tage zu schweren Vergiftungen und Tod. Aber auch für Rinder und andere Tiere stellt sie eine Gefahr dar.


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