Biologische Vielfalt nachhaltig entwickeln

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Im vergangenen Herbst wurde das Insektensterben in Deutschland mit einer Langzeitstudie auf dramatische Weise belegt.



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Eine engagierte Forschergruppe hatte an 63 Orten in verschiedenen Naturschutzgebieten über 27 Jahre lang zuverlässige Daten gesammelt und daraus eine erschreckende Bilanz gezogen: Seit 1989 ist die Masse der Insekten um durchschnittlich 76 Prozent zurückgegangen. „Hier ist jeder aufgefordert, etwas dagegen zu tun“, sagt die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler, die vor drei Jahren mit verschiedenen Partnern das Projekt „MKK blüht“ auf den Weg gebracht hat.

Die vielfältigen Aktionen zur Förderung der Artenvielfalt werden nun mit Unterstützung aus dem Regierungspräsidium Darmstadt noch einmal verstärkt, denn aus Mitteln der hessischen Biodiversitätsstrategie fließen 200.000 Euro in den Main-Kinzig-Kreis. Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid überreichte in Gelnhausen persönlich den Förderbescheid und informierte sich dabei über eine beispielhafte besondere Kooperation im Projekt mit dem Behinderten-Werk Main-Kinzig.

„Wir erleben rund um das Thema ein großes Interesse, das wir nun nachhaltig weiter entwickeln können“, berichtet Susanne Simmler. Auf der anderen Seite sei mitunter noch eine erhebliche Überzeugungsarbeit nötig, um aus einer eintönigen Rasenfläche am Ende eine artenreiche Blumenwiese entstehen zu lassen. Doch dieses Umdenken sei dringend nötig, um vielerorts die biologische Vielfalt zurückzuholen.

Schon 2015 hatte die Umweltdezernentin zur Auftaktveranstaltung „Main-Kinzig blüht“ mit über 100 Interessierten eingeladen und zum Mitmachen aufgerufen. Ein Jahr später starteten Aktionen wie „Jossgrund summt“ und „Maintal blüht“ sowie weitere Maßnahmen in anderen Kommunen. Außerdem gestaltete die Untere Naturschutzbehörde (UNB) gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am Landratsamt eine naturnahe Blumenwiese.

Im Kontakt mit den Kommunen sowie den örtlichen Bauhöfen zeigte sich, dass die persönliche Beratung der Schlüssel zum Erfolg ist. „Daraus entstand gemeinsam mit Naturschutzverbänden, Imkern sowie weiteren örtlichen Akteuren ein Konzept zur konkreten Beratung und Begleitung bei exemplarischen Maßnahmen“, erklärt Susanne Simmler. Herauszustellen sei dabei das Engagement von Dr. Stephan Consemüller (BUND Gelnhausen), der unermüdlich im Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz für das Projekt geworben hat und gemeinsam mit anderen engagierten Personen vor Ort als Berater für die interessierte Bevölkerung zur Verfügung steht.

Im Rahmen des Projektes „Main-Kinzig blüht“ soll nun eine größere Vielfalt an einheimischen Pflanzen und wildlebenden Insekten auf öffentlichem und privaten Grünflächen entstehen. Dies soll über eine gezielte Fortbildung der zuständigen Mitarbeiter aus Kommunen, ihren Bau- bzw. Betriebshöfen und Gewerbebetrieben erreicht werden. Es werden durch beauftragte Planungsbüros exemplarisch Flächen biologisch entwickelt und umgewandelt und die neuen Lebensräume über ein bis zwei Jahre gemeinsam mit den Bearbeitern vor Ort betreut.

Es sind außerdem Vorträge, Exkursionen und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit vorgesehen. Die Aktion wird jeder der 28 Kommunen im Main-Kinzig-Kreis angeboten. Der Landschaftspflegeverband Main-Kinzig wird das Projekt koordinieren und über den Förderzeitraum Ende 2019 hinaus fachlich begleiten.

Für Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid ein überzeugendes Konzept, dass die Förderung in bester Weise rechtfertigt. Sie zeigte sich überzeugt, dass diese guten Beispiele im öffentlichen Raum zur Nachahmung anregen werden und den strategischen Entwicklungsprozess begünstigen. „Wir können hier schon in kurzer Zeit sichtbare Veränderungen bewirken und eine neue Heimat zum Beispiel für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge schaffen“, betonte sie.

Diese Idee verfolgt auch das Behindertenwerk Main-Kinzig e.V. auf dem Gelände der ehemaligen Baumschule Müller in Gelnhausen. Wie der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Joachim Schröck gemeinsam mit Projektleiterin Christa Hummel erläuterte, werden insgesamt 2.700 Quadratmeter der Fläche ökologisch aufgewertet. Noch in den kommenden Wochen wird eine 80 Meter lange Wildrosenhecke gepflanzt, entlang der Autobahn sollen Wildsträucher wachsen, ein Duftgarten ist geplant und es wird eine Wildstaudenzucht entstehen.

Zum Abschluss des Übergabetermins wurde auch gleich ein lebendiges Zeichen gesetzt. Denn der Betriebsleiter des Tochterunternehmens Grün & Grün des Behinderten-Werkes, Manfred Schäfer, pflanzte gemeinsam mit Joachim Schröck, der Ersten Kreisbeigeordneten Susanne Simmler und der Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid eine Salweide, die hier in Kürze die ersten Blütenbesucher anlocken wird.

Fotos: Die Akteure rund um das Projekt „MKK blüht“ (von rechts): Imker Matthias Ullmann, Barbara Fiselius (Landschaftspflegeverband), Projektleiterin Christa Hummel, Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid, Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler, Bernd Leutnant (UNB), Joachim Schröck (Vorstand Behinderten-Werk), Dr. Stephan Consemüller (BUND Gelnhausen) und Manfred Schäfer (Grün & Grün) sowie der Plan für das Gelände der ehemaligen Baumschule Müller.


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