„Wir gehen dahin, wo wir gebraucht werden“

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„Auch, wenn unser Einsatz in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Hanau beendet ist - die Flüchtlingsarbeit der Johanniter-Unfall-Hilfe geht weiter“, sagt Sven Holzschuh, Regionalvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) Hanau & Main-Kinzig.



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In diesen Tagen räumen er und sein Team die Einrichtung auf dem Sportsfield-Gelände in Hanau, nachdem die Hessische Landesregierung entschieden hatte, den Standort zum 15. Juli in den Passivmodus zu versetzen. Fast drei Jahre lang hatten sich die Johanniter dort um die Betreuung der Schutzsuchenden gekümmert. Die dabei gesammelte Erfahrung will die JUH nun in die Fläche tragen: Die Standorte, an denen der Hanauer Regionalverband Erstorientierungskurse anbietet, werden deutlich ausgeweitet - in ganz Hessen.

„Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist sehr zufrieden mit unserer Arbeit“, berichtet der Projektkoordinator der Johanniter, Dr. Benjamin Bieber. Der Regionalverband war bereits im Jahr 2016 für die Pilotphase der Erstorientierungskurse (EOK) ausgewählt worden. Seit Juli 2017 läuft das Programm im Regel-Betrieb - und die Johanniter erhielten auch hier den Zuschlag. In den EOK werden die Grundlagen des Lebens in Deutschland vermittelt - von der Sprache über Sitten und Gebräuche bis hin zum Rechtssystem oder dem richtigen Verhalten im Verkehr. Das Programm, das sich an neu angekommene Flüchtlinge richtet, besteht aus sechs Modulen à 50 Unterrichtseinheiten. „In den insgesamt 300 Stunden bekommen die Schutzsuchenden so eine gute Orientierung für ihr künftiges Leben in Deutschland“, ergänzt Bieber.

Der Regionalverband Hanau & Main-Kinzig hat für die Schulungen ein eigenes Lehrerteam aus zehn hauptamtlichen Kräften aufgebaut, die nicht nur den Lehrstoff vermitteln, sondern auch dabei helfen, den Alltag zu strukturieren, da der Unterricht täglich stattfindet. Die Kurse würden zu Bezugsorten, die Lehrer zu Helfern im Alltag, berichtet Bieber.

Bislang diente die Elementary School auf dem Gelände der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Hanau als Dreh- und Angelpunkt für die EOK-Angebote der Johanniter. Nach der Passivstellung des Standorts ist die ehemalige Schule der amerikanischen Soldaten, in der in den vergangenen Jahren tausende Flüchtlinge deutsche Sprache und Grundwerte vermittelt bekamen, inzwischen weitgehend geräumt worden. Die Klassenzimmer stehen wieder leer, der Unterricht ist eingestellt worden. „Wir ziehen mit unserem Angebot aber einfach mit den Flüchtlingen in die Kommunen um. Wir gehen dahin, wo wir gebraucht werden“, erläutert Bieber. Ob in Langenselbold, Nidderau, Bruchköbel, Erlensee oder Schöneck - die Johanniter unterrichten nun direkt vor Ort. Auch in Bad Soden-Salmünster und Frankfurt sind die Lehrkräfte des RV Hanau & Main-Kinzig inzwischen im Einsatz, zudem werden von Hanau aus Kurse in Kassel und Fuldatal geplant.

„Wir haben aber noch freie Kapazitäten - interessierte Kommunen können sich gerne bei uns melden“, so Holzschuh. Kosten entstehen dabei weder der Gemeinde noch den Teilnehmern - das Angebot wird, bis auf etwaige Fahrtkosten zur Lernstätte und eine Kinderbetreuung, komplett vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) finanziert. Interessierte können sich bei Dr. Benjamin Bieber, Telefon 06181/9001020, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, melden.

Die hohe Qualität ihrer Flüchtlingsarbeit haben die Johanniter in den vergangenen Jahren in Hanau nachdrücklich unter Beweis gestellt - und sind dafür nicht nur mit viel Lob von den Schutzsuchenden, der Bevölkerung und der Politik bedacht, sondern auch mit dem Integrationspreis der Stadt Hanau ausgezeichnet worden. Seit September 2015, als in der August-Schärttner-Halle quasi über Nacht eine Notunterkunft errichtet wurde, engagierten sich hunderte Haupt- und Ehrenamtler im Namen der Johanniter für die Schutzsuchenden. Mit dem Umzug nach Sportsfield Housing übernahm der Regionalverband im Oktober 2015 auch die Betreuung der Flüchtlinge in der Erstaufnahmeeinrichtung, der Dienstleistungsvertrag endete nun mit der Passivstellung. „Es waren drei bewegende, unvergessliche Jahre, in denen wir alle unheimlich viel Herzblut und Leidenschaft investiert haben. Dafür möchte ich mich bei jedem einzelnen nochmals herzlich bedanken“, so Holzschuh.

Foto: Zum Programm der Erstorientierungskurse gehören auch Ausflüge in die Bücherei.

Foto: In Bad Soden-Salmünster ist das Interesse am Angebot der Johanniter besonders groß – dort laufen im Moment vier Kurse.

Foto: Die Lehrkräfte der Johanniter sind für die Flüchtlinge oftmals Bezugspersonen und Helfer im Alltag.


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