Die Sprachlosigkeit überwinden

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Die sonst so nette Tante wettert bei der Familienfeier gegen Geflüchtete, die neue Freundin des besten Freundes beschwert sich über zwei küssende Männer und der Fußballtrainer will Muslime eigentlich nur ungern in seinem Team haben: Es sind Situationen wie diese, die viele Menschen sprachlos machen.



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Doch wie kann es gelingen, den Weg aus dieser Sprachlosigkeit zu finden? Mit dieser Frage beschäftigten sich kürzlich 30 Teilnehmer in einer ganztägigen Fortbildung des Caritasverbandes für den Main-Kinzig-Kreis im Dechant-Diel-Haus. In verschiedenen Simulationen probten sie die Konfrontation mit Vorurteilen, Ausgrenzung und Rassismus und lernten wie sie diesen erfolgreich begegnen können.

„Die grundlegende Frage ist: Wie begegnen wir dem Hass?“, fasst Referent Johannes Karl das Ziel des Argumentationstrainings zusammen. Egal ob am Stammtisch, auf der Arbeit, im Sportverein oder im familiären Umfeld: Überall kann es passieren mit Meinungen und Ansichten konfrontiert zu werden, die einem erst einmal die Sprache rauben. Überraschung und Empörung sorgen dafür, dass einem schlicht die Worte fehlen, um angemessen zu reagieren. Doch grade dieses Schweigen gilt es gezielt zu durchbrechen. Die beiden Referenten Johannes Karl und Martin Ziegenhagen aus Berlin erklärten den Kursteilnehmern mit vielen praktischen Beispielen, wie dies gelingen kann. Das Wichtigste in einer solchen Situation sei Besonnenheit: „Tief Luft holen und etwas Richtiges Sagen ist mehr wert als sofort zehn Minuten lang das Falsche.“ Dabei dürfe man nicht anfangen zu glauben, dass man mit einem Gespräch die Welt retten könne. Die Frage, was man mit dem Gespräch erreichen wolle, sei deshalb eine wichtige Grundvoraussetzung für die anschließende Diskussion. Den einen Zaubersatz, mit dem man das Gegenüber zum Umdenken und einlenken bringe, gäbe es dabei leider nicht, wie Ziegenhagen zugibt. Trotzdem ist er überzeugt: „Im Grunde ist es ganz einfach zu widersprechen.“ Hierfür langen ganz einfache Worte: „Da stimme ich nicht zu – ich widerspreche.“ Auch wenn diese einfache Feststellung vielen besonders in emotional aufgeheizten Situationen fast lapidar erscheine – die Ich-Botschaft ist ein kraftvolles Instrument in der Kommunikation. Auch wenn man sein Gegenüber damit vielleicht nicht zum Einlenken bewege, so setze man damit doch zumindest ein klares Signal auch für die Umstehenden und muss sich später zuhause nicht darüber ärgern, nichts gesagt zu haben. Denn: „Stopp zu sagen geht immer.“

Dass zwischen Theorie und Praxis natürlich oft ein großer Unterschied herrsche, ist den beiden Experten dabei durchaus bewusst. Um ein Gefühl für die Situation zu schaffen, setzten sie deshalb auch beim Argumentationstraining beim Caritasverband für den Main-Kinzig-Kreis auf praxisnahe Simulationen in denen der Ernstfall nachgestellt wurde. An dem Training nahmen sowohl Mitarbeiter des Caritasverbandes als auch ehrenamtlich Aktive teil, die auch ganz persönliche Erfahrungen und Beispiele aus ihrem Alltag in das Training mit einbrachten. Die gute Resonanz auf die Veranstalter freute die Organisatoren von Fachbereich Beratungsdienste und dem Fachdienst Gemeindecaritas sehr: „Es war das erste Mal, dass wir ein solches Angebot gemacht haben“, fasst Ingo Bischoff, Fachbereichsleiter Beratungsdienste, zusammen. Das große Interesse der Mitarbeiter und Ehrenamtlichen an diesem Thema zeige deutlich, welch große Bedeutung dieses aktuell in der Gesellschaft habe: „Die vielen positiven Rückmeldungen der Teilnehmer zeigen uns, wie wichtig es ist, unseren Mitarbeitern und Ehrenamtlichen eine Hilfestellung im Umgang mit Vorurteilen, Ausgrenzung und Rassismus an die Hand zu geben um sie bei ihrer Arbeit bestmöglich zu unterstützen.“

oto: Gemeinsam aus der Sprachlosigkeit: Karin Glöckner vom Fachdienst Gemeindecaritas, Ingo Bischoff, Leiter des Fachbereichs Beratungsdienste, Sozialarbeiter Peter Galetzka, Caritas-Vorstandsmitglied Hans-Albert Link, die beiden Referenten Johannes Karl und Martin Ziegenhagen, Sozialpädagogin Claudia Muschler und Sozialarbeiterin Paola Peruzzi freuen sich über die große Teilnahme am Argumentationstraining.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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