Für eine lebedinge Kultur des Sterbens

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„Der Tod gehört zum Leben“ – eine vielgehörte Weisheit. Und doch ist es so, dass die wenigstens sich gerne mit diesem Thema auseinandersetzten.



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Wie wichtig dies aber ist, und wie wertvolle eine lebendige Kultur des Sterbens sein kann, machten der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst, Dr. Tobias Kämpf, und Leiterin Annette Böhmer beim diesjährigen Jahresempfang des ambulanten Hospizdienstes in Hanau deutlich. Unterstrichen wurde dies außerdem von Autor Alexander Krützfeldt, der Auszüge und Erfahrungen aus seinem Buch „Letzte Wünsche: Was Sterbende hoffen, vermissen, bereuen – und was uns das über das Leben verrät“ vortrug.

Der Vorsitzende und die Leiterin der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst freuten sich, dass auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Gäste der Einladung zum Jahresempfang ins Hanauer Dechant-Diel-Haus gefolgt waren. Beim gemeinsamen Blick auf das zurückliegende Jahr berichteten die beiden von den verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen der AGH und gaben einen herzlichen Einblick in die Arbeit des ambulanten Hospizdienstes. Auch die ein oder andere humorvolle Anekdote durfte dabei nicht fehlen. Als Beispiel für die verschiedenen Aktionen, mit denen der Hospizdienst seine Arbeit auch immer wieder auf ungewöhnliche Art in die Öffentlichkeit trägt, hob Kämpf noch einmal die erfolgreiche Sammelaktion „Becher(n) für den guten Zweck“ hervor, die in diesem Jahr bereits zum dritten Mal während des Hanauer Konzertsommers im Amphitheater stattgefunden hat.

Die Motivation und Freude der Ehrenamtlichen ist dabei ein wichtiger Pfeiler der ambulanten Hospizarbeit, die es zu pflegen gilt, wie Annette Böhmer betonte. Mit Blick zurück berichtete sie vom sommerlichen Mitgliederfest in der Senioreneinrichtung Haus Neuberg, bei der die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst von ihren Gastgebern kulinarisch verwöhnt wurden oder dem Ausflug zum Bestattungsunternehmen Pütz und Roth nach Bergisch Gladbach. „Hier haben wir gelernt, wie wichtig eine Trauerarbeit und Bestattung ist, die den individuellen Ansprüchen der Angehörigen entspricht“, fasst Böhmer zusammen. Auch die Verknüpfung von Leben und Tod findet auf dem Gelände des privat geführten Friedhofes immer wieder statt, sei es durch diverse Konzerte und Veranstaltungen oder durch die kleinen Besucher des Waldkindergartens, der hier ebenfalls auf dem Gelände etabliert wurde. Auch der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst sei es wichtig, das Thema Tod und Sterben aus der Tabuzone zu holen und vorhandene Ängste abzubauen.

Ein Engagement, für die sich auch die Hanauer Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck und die erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler herzlich im Namen von Stadt und Kreis bei der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst bedankten. „Auch 2018/2019 haben Sie wieder viele Menschen begleiten können in einer physischen aber vor allem auch psychisch schweren Situation“, fasst Funck zusammen. Dies verdiene tiefsten Respekt und Anerkennung. Sie appellierte an die Hospizbegleiter, mit diesem Engagement nicht locker zu lassen. „Betrifft der Tod uns direkt, unsere Familie, unsere Freunde und Nachbarn, dann geht er uns ganz nah und dann brauchen wir Menschen wie Sie, die uns begleiten.“ Neben dem ehrenamtlichen Engagement der Hospizbegleiter würdigte Simmler auch die Funktion der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst als fester Partner im Hospiz- und Palliativnetzwerk sowie als Ideengeber wenn es um die Kultur des Sterbens gehe. Als ein Beispiel für ein zukünftiges Projekt blickt Simmler auf die sogenannten „Letzte-Hilfe-Kurse“, die der Kreis in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst und weiteren Partnern aus dem Hospiz- und Palliativnetzwerk künftig für interessierte Angehörige anbieten will.

Auch der Geschäftsführer des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis, Robert Flörchinger, würdigte den Einsatz des ambulanten Hospizdienstes und lobte die gute Zusammenarbeit. Ein großer Dank geht dabei auch an die vielen Ehrenamtlichen: „Sie haben den Mut in einen Bereich vorzudringen, der für viele Menschen noch zu einem Tabu gehört.“ Diese Arbeit möchte der Caritas-Verband auch weiter mit seinen Möglichkeiten unterstützen. „Wir freuen uns über jeden und jede Einzelne, die mithilft, eine Kultur des würdigen Sterbens in unserer Gesellschaft weiter zu entwickeln.“

Wie nahe der Tod eines geliebten Menschen gehen kann, weiß auch Autor Alexander Krützfeldt. Für sein Buch „Letzte Wünsche: Was Sterbende hoffen, vermissen, bereuen – und was uns das über das Leben verrät“ hat er Frank Wenzlow begleitet, der nach dem tragischen Verlust seiner Frau an den Krebs einen Verein gegründet hat, der schwerstkranken und sterbenden Menschen letzte Wünsche erfüllt: Noch einmal ans Meer oder in den Zoo, Weihnachten im Kreis der eigenen Familie verbringen – Wünsche, die Wenzlow und sein Team gerne erfüllen. Trotz aller Schwere des Themas geht es dabei auch mitunter humorvoll zu, wie der Autor in seiner Lesung zeigt. Mit schöner Sprache, bildhaften Vergleichen und wo möglich auch immer mit einer Prise Leichtigkeit erzählt er die Geschichten der Menschen, die er während seiner Recherche kennenlernen durfte und setzt sich mit dem Thema Tod und Sterben auseinander. Herausgekommen ist ein stimmungsvolles Buch voller persönlicher Einblicke und besonderer Menschen. Im Anschluss an die Lesung gab es für die Gäste Gelegenheit, das Buch zu erwerben und signieren zu lassen, mit dem Autor oder miteinander ins Gespräch zu kommen. Musikalisch untermalt wurde der Abend von Burkhard Rieger am Klavier.

Foto (von links): Jahresempfang der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst: Robert Flörchinger, Geschäftsführer des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis, Beate Funck, die Hanauer Stadtverordnetenvorsteherin, Autor Alexander Krützfeldt, die Leiterin der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst, Annette Böhmer, und der Vorsitzende Dr. Tobias Kämpf.


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