Zahnrettungsbox für jeden Rettungswagen

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Beim Herumtoben oder beim Sport ist es schnell passiert: Mehr als 50 Prozent aller Kinder erleiden bis zu ihrem 16. Lebensjahr mindestens einmal eine Verletzung an den Vorderzähnen. Verwahrt man den Zahn oder das abgebrochene Stück in einer speziellen Lösung, bleiben die Zahnwurzelhautzellen rund 24 Stunden am Leben und der Zahn kann wieder eingepflanzt werden.



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Besonders häufig passiert Kindern zwischen sieben und elf Jahren ein Unfall, bei dem die Zähne in Mitleidenschaft gezogen werden. Aber auch Erwachsene sind betroffen, zum Beispiel bei Verkehrsunfällen oder Sportverletzungen. Meist sind die oberen Schneidezähne betroffen. Bei einer solchen Verletzung ist die Aufregung oft groß. Die gute Nachricht: Ein ausgeschlagener Zahn kann mit etwas Glück wieder eingesetzt werden. Ist der Zahn ganz oder teilweise herausgebrochen und man findet das Zahnstück, kommt es nun besonders auf das richtige Verhalten an.

„Ganz entscheidend ist die Lagerung von ausgeschlagenen Zähnen in einer Zahnrettungsbox“, empfiehlt Dr. Gunda Adolphi, Geschäftsführerin des Arbeitskreises Jugendzahnpflege und Sachgebietsleitung des Zahnärztlichen Dienstes im Main-Kinzig-Kreis. Bei der Zahnrettungsbox handelt es sich um ein kleines Fläschchen mit einer Nährstofflösung. Gibt man den Zahn oder das abgebrochene Stück kurz nach dem Unfall hinein, hilft die Lösung dabei, die Zahnwurzelhautzellen am Leben zu halten. Die ärztliche Behandlung sollte schnellstmöglich stattfinden, am besten innerhalb von 24 Stunden nach dem Unfall. Die ausgeschlagenen Zähne dürfen ausschließlich an der Zahnkrone berührt werden, um die empfindlichen Zellen auf der Wurzelhaut nicht zu beschädigen. „Auf keinen Fall dürfen solche Zähne gereinigt oder gar desinfiziert werden“, warnt Dr. Adolphi. Die Zahnrettungsboxen sind in den Apotheken erhältlich. Wer im Notfall keine im Haus hat, kann eine ungeöffnete Packung fettarme H-Milch oder Frischhaltefolie nehmen. „Allerdings ist im Falle der Milch nur noch eine Stunde Zeit bis zum Beginn der Zahnbehandlung und im Falle der Frischhaltefolie noch weniger“, betont Dr. Adolphi.

„Ist man beim Arzt angekommen oder der Rettungsdienst beim Patienten eingetroffen, erfolgt zuerst die Untersuchung des Patienten“, erklärt Dr. Manuel Wilhelm, stellvertretender Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Main-Kinzig-Kreis. Dabei wird primär ausgeschlossen, dass sich der Patient beim Zahnunfall eine schwere Kopfverletzung zugezogen hat. Der Arzt kontrolliert, ob der Tetanusschutz noch gültig ist und ob bei Blutungen im Mund weitere Verletzungen in der Mundhöhle vorliegen. Sind Zähne stark gelockert oder ausgeschlagen, besteht die Gefahr, dass diese verschluckt oder eingeatmet werden. „Daher sollten lose Zähne aus dem Mund entfernt und bestenfalls in einer Zahnrettungsbox gelagert werden“, rät Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr. Werden bei der Untersuchung fehlende Zähne oder Zahnstücke festgestellt, die sich nicht im Mund befinden, sollten diese gesucht und ebenfalls in die Zahnrettungsbox gelegt werden. Abschließend kann die Reimplantation des Zahns beginnen.

„Gesunde Kinderzähne sind ein wichtiges Ziel der Landkreispolitik. Daher haben wir einige Projekte ins Leben gerufen, damit im Falle eines Zahnunfalls gerade hier schnell geholfen werden kann“, erläutert die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. Denn ein ausgeschlagener Zahn sei zwar an sich klein, für die Betroffenen sei es aber eine große Sache, wenn plötzlich eine Zahnlücke klaffe. Deshalb sorgt der Zahnärztliche Dienst in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Jugendzahnpflege dafür, dass alle Kindertagesstätten und Horteinrichtungen im Main-Kinzig-Kreis eine Zahnrettungsbox erhalten, falls sie noch nicht über eine solche verfügen. Zusätzlich werden deshalb auch künftig alle Rettungswagen des Kreises mit Zahnrettungsboxen ausgestattet. „Dies ist im Übrigen auch ein gutes Beispiel für die sinnhafte Zusammenlegung der ehemaligen Ämter zum neuen ‚Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr‘, da somit die enge Zusammenarbeit der wichtigen Fachbereiche gefördert wird“, stellt Susanne Simmler fest.

Weitere Informationen zum Thema erteilt der Arbeitskreis Jugendzahnpflege des Main-Kinzig-Kreises, Barbarossastr. 24, 63751 Gelnhausen. Kontakt: Telefon (06051) 851-1590, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Foto: Die Rettungswagen im Landkreis sind künftig mit Zahnrettungsboxen ausgestattet, wie sie die Sachgebietsleiterin des Zahnärztlichen Dienstes im Main-Kinzig-Kreis, Dr. Gunda Adolphi (Zweite von links), in der Hand hält. Die Boxen enthalten eine Lösung, in der die Zellen des abgebrochenen Zahns einige Stunden am Leben gehalten werden können, bis der Zahn reimplantiert werden kann. Die Idee entstand in der Zusammenarbeit von Dr. Gunda Adolphi und Dr. Manuel Wilhelm (links), stellvertretender Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes beim Main-Kinzig-Kreis, und ihren Teams. Mit zu sehen sind die beiden Rettungsdienstmitarbeiter Tim Zirkel (Dritter von links) und Niklas Klix (rechts) sowie Fabian Gastine, Rettungsdienstleiter DRK Gelnhausen (Zweiter von rechts).


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