Neues Schutzprojekt hat Wildbienen im Blick

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Im Main-Kinzig-Kreis startet jetzt ein weiteres ökologisches Schutzprojekt, das in diesem Fall die heimischen Wildbienen im Blick hat.



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Erste Kreisbeigeordnete und Umweltdezernentin Susanne Simmler (SPD) traf sich kürzlich mit Vertretern und Vertreterinnen der Landwirtschaft sowie des Landschaftspflegeverbandes auf einer Blühfläche bei Schöneck, den Einstieg in diese „wertvolle und spannende Maßnahme“ zu erörtern. Dabei dankte sie den anwesenden Akteuren für „die schnelle und pragmatische Umsetzung einer guten Idee“.

Über die Hälfte der in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten sind auf der Roten Liste der bedrohten Tiere aufgeführt. Die Gründe hierfür sind vielfältig, langfristige Veränderungen in der Landwirtschaft und der Verlust von Kleinstrukturen in der Landschaft sind jedoch die Hauptfaktoren. Kein Wunder, aus Sicht einer Wildbiene hat die Agrarlandschaft meist sehr wenig zu bieten. Dem wollte Landwirt Erhard Schmidt aus dem Main-Kinzig-Kreis entgegenwirken und trat kurzerhand an das zuständige Amt für Landwirtschaft mit der Bitte heran, geeignete Schutzinstrumente zu finden. Ideen und konkrete Umsetzungsvorschläge lieferte er gleich mit. Das Amt für Umwelt, Naturschutz und Ländlicher Raum des Main-Kinzig-Kreises nahm diese Vorschläge auf und entwickelte gemeinsam mit dem Landwirt und Antragssteller und vor allem dem Landschaftspflegeverband Main-Kinzig einen Projektvorschlag für das Land Hessen (im Rahmen des HALM A-Progamms).

Nach der Aufnahme und Genehmigung durch das Land startete der Landschaftspflegeverband im Mai das geförderte Projekt „Wildbienen Netzwerk Agrarlandschaft“ (WibiNA) in Kooperation mit dem Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum des Main-Kinzig-Kreises. Zusammen mit Akteuren aus der Landwirtschaft und Umweltverbänden, dem Fachgebiet Landschaftspflege Darmstadt-Dieburg und Fachleuten für Wildbienen wird jetzt ein Konzept zum Schutz dieser wichtigen Insekten im Offenland erarbeitet. Das Ziel ist es, ein habitatübergreifendes Netzwerk für Wildbienen im Offenland zu schaffen und die erprobten Methoden auf weiteren Flächen umzusetzen.

Biologin Johanna Hepp ist die Projektleiterin des neuen Projektes, Landwirt Erhard Schmidt aus Schöneck-Kilianstädten ist der Antragsteller und wird wesentlich bei der Konzeptentwicklung wie auch der Umsetzung mitwirken. Auch Matthias Wacker, stellvertretender Kreislandwirt aus Schöneck, zeigte sich offen für diese Möglichkeit  zur gezielten Aufwertung der Kulturlandschaft. Eine große Auftaktveranstaltung wird es in diesem Jahr zwar nicht geben, dennoch ließ es sich die Umweltdezernentin Susanne Simmler nicht nehmen, das Vorhaben auf einer der Versuchsflächen zu besichtigen, um den Mitwirkenden ein „gutes Gelingen“ zu wünschen. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Landschaftspflegeverbandes und Rodenbacher Bürgermeister Klaus Schejna legte sie auch den Fokus auf die Wichtigkeit dieses Projektes für die Biodiversität. „Die Fachwelt weiß heute, dass etwa ein Drittel der Wildbienen auf eine bestimmte Nahrungspflanze angewiesen sind, weshalb die Wahl geeigneter Schutzinstrumente sehr stark mit dem Vorkommen der jeweiligen Arten verknüpft ist“, so Simmler und Schejna. Auch die stellvertretende Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes, Mascha Werth, freut sich auf die enge Zusammenarbeit, denn Natur- und Artenschutz kann nur in und mit der Landwirtschaft zusammen nachhaltig gestaltet werden.

Grundlage der Konzeptentwicklung ist ein Wildbienen-Monitoring im Projektgebiet, das einen Überblick über die vorkommenden Wildbienenarten liefern soll. Wildbienen sind zum Teil hoch spezialisiert was ihre Nahrungsansprüche angeht. Parallel dazu werden Blühmischungen, die üblicherweise Verwendung finden, auf Wildbienentauglichkeit überprüft und gegebenenfalls angepasst. Da Wildbienen in der Regel nur wenige hundert Meter zwischen Nistplatz und Nahrungsquellen zurücklegen, sind die Schaffung und der Erhalt von Nistmöglichkeiten in der Umgebung ein essentieller Teil der Konzeptentwicklung. Zudem legen zwei Drittel der heimischen Wildbienenarten ihre Eier in Nester im Boden. Der zeitlichen und räumlichen Abfolge der Flächenbewirtschaftung kommt demnach auch eine tragende Rolle zu. Wie Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler betonte, seien die bunten Blühflächen ein äußerst positiver Beitrag, um das Offenland nicht nur biologisch sondern auch optisch aufzuwerten. Und wo sich Wildbienen wohlfühlen können, wird es auch anderen Insekten und Kleintieren deutlich besser gehen, schilderte sie einen weiteren wichtigen Effekt.

Hintergrund Wildbienen
Sie heißen Pelzbiene, Sandbiene, Mauerbiene, Zottelbiene, Furchenbiene, Maskenbiene, Schenkelbiene oder Keulhornbiene. Ihre Vielfalt ist enorm, über 700 Arten wurden in Mitteleuropa nachgewiesen. Im Gegensatz zur Honigbiene liefern sie keinen Honig und bilden keine Staaten, sondern leben meistens allein. Dennoch können sie bei der Bestäubungsleistung mit ihren populären Verwandten mithalten. Im Gegenteil, für die biologische Vielfalt in der Natur und den Fortbestand vieler Pflanzenarten sind sie unverzichtbar und auch ihr großer wirtschaftlicher Nutzen ist wissenschaftlich nachgewiesen. Auch ihre Lebensansprüche und ihr Verhalten sind bereits ausführlich erforscht, so dass sich der Artenrückgang gut nachvollziehen lässt. Viele Arten sind auf spezielle Futterpflanzen in der Nähe ihrer Brut- und Schlafplätze angewiesen. Eine kleinräumige und naturbelassene Landschaftsstruktur begünstigt somit das gleichzeitige Vorkommen zahlreicher Wildbienenarten. Umgekehrt sorgen eintönige und intensiv genutzte Flächen für eine entsprechend geringe Artenvielfalt.

Foto (von links): Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler, Mascha Werth (Landschaftspflegeverband), Landwirt Erhard Schmidt, Projektleiterin Johanna Hepp, Matthias Wacker (stellvertretender Kreislandwirt) und Karsten Dill (Abteilungsleiter Landwirtschaft).


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