Kreissynode zur Zukunft der Kirche

Service
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Nach mehr als anderthalb Jahren digitaler Sitzungen konnte der Vorsitzende der Kreissynode des Kirchenkreises Hanau, Jörg Otto, die Veranstaltung in der evangelischen Kirche in Langenselbold eröffnen.



kreissynodahanau_az.jpg

Mit 69 anwesenden Kreissynodalen, die sich am Mittwochabend großzügig im Kirchenraum verteilten, war das Gremium beschlussfähig. Inhaltlich standen der Leitbildprozess der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck (EKKW), das Thema Finanzen und die Bestätigung des Pfarrstellenplans auf der Tagesordnung. Die Kreissynode tagt zweimal jährlich öffentlich. Sie setzt sich aus gewählten Vertreterinne und Vertretern der Kirchengemeinden zusammen und bildet das wichtigste Beschlussgremium des Kirchenkreises.

Pfarrerin Ute Engel, die neue Leiterin des Diakonischen Werks, eröffnete die Synode mit einer Andacht. Anschließend begrüßte Dekan Dr. Martin Lückhoff die Synodalen und dankte den Kirchengemeinden für ihre solidarische Leistung, mit der sie die Herausforderung des letzten Jahres kreativ und engagiert gemeistert hätten. Auch im Kirchenkreis hat sich einiges Neues ereignet. Mit „Leben.feiern“ leitet Pfarrerin Margit Zahn ein Pilotprojekt, das besonders kirchenfernen Menschen Beratung und einen schnellen Kontakt zur Kirche ermöglichen soll. Im Mittelpunkt stehen Gottesdienste zu Taufe, Trauung oder Bestattung. Mitgliederbefragungen zeigen ein starkes Interesse und ein Bedürfnis nach individueller Gestaltung. Die Leitung des evangelischen forums hat Pfarrerin Dr. Elisabeth Krause-Vilmar seit kurzem übernommen. Sie hat mit den am 19. eines Monats stattfindenden „Hanauer Gesprächen“ bereits ein informatives Angebot entwickelt.

Mit einer offenen Diskussion zum Bericht der Bischöfin, der auf 25 Seiten die „Kommunikation des Evangeliums“ in das Zentrum eines Leitbildprozesses stellt. Kirche solle in ihrer Ausrichtung stärker nachhaltig, motivierend oder Kontaktflächenbildend sein. Die Pfarrerinnen und Pfarrer des Kirchenkreises haben auf Basis des Berichts der Bischöfin einen Diskussionsbeitrag erarbeitet. Zu beiden Texten konnten die Synodalen persönlich Stellung nehmen und Themen, die ihnen wichtig sind, hervorheben. Die Beiträge reichten von der Orientierung an ganz neuen Modellen über das Fokussieren auf die Kernbereiche bis hin zu mehr Kommunikation und Kooperation. Inhaltlich, so Pfarrer Dr. Abraham aus Bruchköbel, müsse man sagen können, wofür man stehe und deutlich machen, dass man dies etwas Großes sei.

Die stellvertretende Dekanin, Pfarrerin Ines Fetzer, stellte den neuen Entwurf der Landeskirche für eine Finanzverfassung und die daraus sich ergebenden Konsequenzen für die Kirchengemeinden und den Kirchenkreis vor. Die Finanzverfassung soll auf der Herbstsynode beschlossen werden und zum Haushalt 2022/23 gelten. Neu ist, dass sich das Budget einer Kirchengemeinde künftig fast ausschließlich an der Anzahl ihrer Mitglieder orientiert. Weitere Faktoren, wie etwa die Flächengröße oder auch bisherige Personalzuweisungen spielen keine Rolle mehr. Für den Kirchenkreis Hanau bedeutet dieser Systemwechsel neben geringeren Zuweisungen auch eine Umverteilung zwischen den Gemeinden. Besonders hart trifft es die Kirchengemeinden im Altkreis Hanau-Stadt, die bislang personell sehr gut ausgestattet sind. Mit einem Strukturausgleich sollen Härtefälle vermieden werden. Diese Lösung gilt für zunächst zwei Jahre, um das neue Finanzierungssystem einführen zu können. Deutlich ist jedoch, dass die Personaldecke dünner werden muss und sich Anstellungsverhältnisse ändern.

So ging das hauptamtliche Personal für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen schon vorher aus der Verantwortung der Kirchengemeinden zum Kirchenkreis über. Auch die Kirchenmusiker sind seit Kurzem direkt bei der Landeskirche angestellt und werden nicht mehr über das Budget der Kirchengemeinde finanziert. Ob sich ähnliche Modelle auch für andere Bereiche anbieten, würde man prüfen. Der Kirchenkreis Hanau verfügt über ein Haushaltsvolumen von knapp zwei Millionen Euro. Davon sollen künftig sieben Euro pro Mitglied direkt an die Gemeinden ausgezahlt werden, etwa 700.000 Euro. Nach kurzer Aussprache stimmte die Kreissynode mit großer Mehrheit für die Leitlinien der neuen Finanzzuweisung im Kirchenkreis.

Eine wachsende Herausforderung ist der Sanierungsbedarf zahlreicher Gebäude. Künftig wird es keine Zuschüsse von der Landeskirche geben, so Dekan Lückhoff. Baumittel zu verwalten und zuzuteilen sei nun ausschließlich Aufgabe des Kirchenkreises Um für die Zuweisung der Gelder ein Verfahren zu entwickeln, stimmte die Kreissynode für die Konstituierung eines Ausschusses. Dem „Kriterien-Ausschuss für Gebäude“ gehören acht Mitglieder an, je zwei aus den Kooperationsräumen Maintal- Bergen-Enkheim, Bruchköbel-Nidderau, Hanau-Großkrotzenburg und Rodenbach-Marköbel. Als letzten Punkt der Tagesordnung bestätigten die Synodalen den Pfarrstellenplan vom März 2019 mit zwei Ergänzungen der landeskirchlichen Gesetzgebung. So sind Rotationen innerhalb einer Kirchengemeinde möglich. So hilfreich der digitale Austausch in der zurückliegenden Zeit war: alle Synodalen genossen es, wieder im direkten Gespräch miteinander sein zu können.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de