„Ich haben meinem kleinen Bruder das Lesen beigebracht“ – darauf ist Lisa-Maria besonders stolz. Sie geht gern tanzen, liebt Walt-Disney-Filme und ihre berufliche Tätigkeit. Auch das Down-Syndrom gehört zum Leben der 31-Jährigen aus dem Main-Kinzig-Kreis. Im Vordergrund stehen bei Lisa-Maria allerdings ihre Selbstständigkeit und ihr Mut, Neues zu probieren und den Alltag selbst zu gestalten. Anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tags erzählt Lisa-Maria aus ihrem Leben. Neben zahlreichen Hobbies ist ihr die Arbeit sehr wichtig: Sie ist in der Barbarossa-Werkstatt des BWMK in Linsengericht-Altenhaßlau beschäftigt.
Jedes Jahr am 21. März begehen Verbände und Organisationen weltweit den Welt-Down-Syndrom-Tag. Mit Veranstaltungen und Aktionen wollen sie an diesem Tag die Öffentlichkeit für die Thematik sensibilisieren. Das Datum ist bewusst gewählt: Es symbolisiert, dass bei betroffenen Menschen das 21. Chromosom dreimal statt nur doppelt vorhanden ist. „Menschen mit dem Down-Syndrom sind ein gleichwertiger Teil unserer Gesellschaft. Unser Ziel ist es, sie bei der Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen zu unterstützen. Es ist für jeden Menschen wichtig, anerkannt zu werden und Teil zu sein – in der Bildungs- und Arbeitswelt ebenso wie zum Beispiel beim Sport oder in der Freizeit“, erklärt Martin Berg, Geschäftsführer der BWMK gGmbH. Das Sozialunternehmen bietet im Main-Kinzig-Kreis vielfältige Teilhabemöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen – von Bildung, Beratung und Begleitung bis hin zu Wohnangeboten und zahlreichen Arbeitsmöglichkeiten in Werkstätten, Inklusionsbetrieben und weiteren Unternehmen der Region.
Die Liste von Lisa-Marias Aktivitäten ist lang: ins Kino und ins Schwimmbad gehen, Musik hören, in der Disco tanzen, den Wochenmarkt in Altenhaßlau besuchen. „Ich liebe Schlager und Disney“, erzählt sie voller Vorfreude auf einen geplanten Kinobesuch am Wochenende. Von montags bis freitags arbeitet Lisa-Maria in der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) in Altenhaßlau in der Fertigungsmontage; eine Tätigkeit, die ihr großen Spaß macht. Sie hat bereits einige Praktika in anderen Werkstätten absolviert, das nächste ist in Planung. „Aber nur eine Woche, dann will ich zurück in ‚meine‘ Werkstatt“, macht Lisa-Maria klar. Ihre Mutter Iris ergänzt: „Für Lisa-Maria ist es sehr wichtig, ein gewohntes Umfeld zu haben. Die Werkstatt ist für sie der perfekte Arbeitsort. Sie fühlt sich dort sicher und durch die Möglichkeit, immer wieder in neue Bereiche hineinzuschnuppern, ist ihre Arbeit abwechslungsreich.“
Worauf Lisa-Maria besonders stolz ist: „Ich habe meinem Bruder das Lesen beigebracht.“ Ihre Mutter erklärt: „Lisa-Marias Logopädin hat es seinerzeit geschafft, sie zum Lesen zu bringen. Mein Sohn ist zehn Jahre jünger als Lisa-Maria. Als sie ein Teenager war, hat sie ihrem fünfjährigen Bruder dann das Lesen beigebracht – mit der gleichen Methode, mit der sie es bei ihrer Logopädin erlernte.“
Ihre Fähigkeiten bringt Lisa-Maria auch im häuslichen Alltag ein. „In meinem Zimmer lese ich, höre Hörbücher oder lege die Wäsche zusammen“, sagt sie über ihren persönlichen Rückzugsort. Für ihre Mutter Iris hat sich durch Erfahrung mit einer Tochter mit Trisomie 21 in den vergangenen Jahren eine neue berufliche Passion ergeben: Sie arbeitet als Schulbegleiterin und unterstützt Kinder mit Behinderungen im Schulalltag. „Das Leben mit unserer Tochter ist sehr bereichernd. Sie ist kooperativ und ein ausgesprochen lebensfroher Mensch. Es macht einfach Spaß mit ihr.“
Ausführliche Informationen zum Welt-Down-Syndrom-Tag gibt es unter anderem auf der Website www.ds-infocenter.de.
Besonders stolz ist sie darauf, dass sie ihrem kleinen Bruder das Lesen beigebracht hat: Lisa-Maria hat viele Fähigkeiten und Interessen.
