Kleine Kunst ganz groß

Unterhaltung
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Ob es sich um die Frage "War Hermann Hesse ? oder um das "Leben im Plus" dreht, ob der Hit "Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund" erklingt oder die Kombination von Ebbelwoi und Philosophie für abendfüllende Unterhaltung sorgt – die Hanauer Reihe "Kultour" bietet seit vielen Jahren regelmäßig ein Programm, das ganz bewusst abseits des Mainstream und der TV-Comedians angesiedelt ist.



Auch in diesem Jahr wird die erfolgreiche Reihe fortgesetzt. Ein bisschen reduziert im Umfang, aber auf gewohnt hohem Niveau und in mitreißender Qualität finden insgesamt neun unterhaltsame Abende unter dem Motto "Kultur genießen und gesund bleiben – wir machen es möglich" statt.

Seit 1987 belebt die Veranstaltungsreihe die kulturelle Szene in der Brüder-Grimm-Stadt und hat inzwischen einen ebenso großen wie treuen Freundeskreis gefunden. "Die bunte Mischung aus hochklassiger Kleinkunst setzt einfach Maßstäbe und muss den Vergleich mit den Angeboten der gesamten Rhein-Main-Region nicht scheuen", freut sich Oberbürgermeister Claus Kaminsky, dass die Kleinkunst-Reihe nach zwei Jahren in diesem Frühjahr wieder zu ihren gewohnten Spielstätten zurückkehren kann. Dabei führe der Begriff in die Irre, so der OB, denn nicht die Kunst sei klein, sondern der begrenzte personelle, räumliche und materielle Aufwand sei hier der Namensgeber. "Wie groß Kleinkunst sein kann, das kann das Publikum in Hanau aufs Feinste erleben."

Der Startschuss fällt am Donnerstag, 3. März, wenn im Café Amadeo Jess Jochimsen mit seinem neuen Programm "Meine Gedanken möchte ich manchmal nicht haben" Inventur im Kopf macht und nach nach den Geschichten sucht, die im Radau der Pandemie-Zeit untergegangen sind. Gelassenheit, Solidarität, Vernunft sollten seiner Ansicht nach doch zu finden sein. Zurückgelehnt und entschleunigt dreht Jess Jochimsen mit der Devise "Hoffnungslos zuversichtlich" den notorischen Rechthabern den Ton ab und beweist, was Satire alles sein darf: anrührend, klug, musikalisch und nicht zuletzt sehr lustig.

Private und politische Verheißungen und Glücksversprechen nimmt Chin Meyer, Deutschlands bekanntester Finanzkabarettist, am Sonntag, 6. März, im Café Central ins Visier. Denn er ist sich sicher: Alle wünschen sich eine ausgeprägte Komfortzone und ein "Leben im Plus". In seinem vehementen Plädoyer für Pluralismus kämpft Chin Meyer scharfzüngig und gut gelaunt für die Demokratie. Dabei findet er als gewitzter Kapitalismus-Versteher die Absurditäten im System, um lustvoll darin herumzustochern und aufzuklären auf.

Mit "Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund" landete Jo van Nelsen einen Hit, der 18 Wochen in den deutschen Charts, 3 Wochen in den englischen, Platz 1 in Frankreich war. Bis heute ist Club- und Radio-Hit auf der ganzen Welt zu hören. Mehr als eine halbe Million Klicks des Videos auf YouTube spricht für sich. Am Donnerstag, 24. März, gastiert der Musiker mit einem sehr persönlichen Cross-Over-Programm, das einen Bogen über seine 30 Jahre Bühnenpräsenz schlägt, im Café Amadeo.

Unter dem Motto "Ruscher hat Vorfahrt" steht der Kabarett-Abend am Donnerstag, 7. April, im Comoedienhaus Wilhelmsbad. Scharfzüngig, intelligent, aber charmant hinterfragt Deutschlands Kabarett-Lady Barbara Ruscher den Selbstoptimierungswahn der Gesellschaft und ist dabei immer eine Spur voraus. Vor keinem Thema schreckt sie zurück und geht mit viel Charme und satirisch intelligentem Biss gesellschaftsaktuellen Fragen nach.

Ebenfalls im Comoedienhaus findet die Veranstaltung mit dem Liedermacher-Duo Simon und Jan am Donnerstag, 21. April, statt. Unter dem Motto "Alles wird gut" widmen sich die beiden den Herausforderungen des Alltags und dem Bedürfnis, einfach nur noch in Wollsocken und mit einem Buch ins Bett zu kriechen. Mit ihrer Gruppentherapie der besonderen Art wollen sie die Probleme der Menschheit lösen – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Um die Frage "War Hermann Hesse?" dreht sich der Abend am Donnerstag, 28. April, im Café Amadeo. Jürgen Leber, dem Asterix sein Hessischlehrer, folgt in seinem Programm den Spuren der großen hessischen Philosophen: Goethe, Habermas, Andy Möller und kommt schließlich zu der Erkenntnis: "Ich lebte einst in diesem Land der Denker und der Dichter. Schau ich mich um, dann merk ich wohl: Das Denken wird grad schlichter."

Michael Fitz setzt die Veranstaltungsreihe am Montag, 2. Mai, im Comoedienhaus mit seinem Programm "Da Mo – Der Mann" fort. Was ihm– eben auch ein solcher – alles in Wort und Musik zu diesem Thema einfällt, lässt auf einen selbstkritischen, wachsamen und vor allem unbestechlichen Geist schließen. Das Publikum darf sich auf einen Abend mit Nachwirkung und Nachhaltigkeits-Garantie freuen.

In seinem neuen Programm "Trennkost ist kein Abschiedsessen" befreit Daniel Helfrich das Thema "Trennung" von seinem schlechten Ruf und entdeckt darin vor allem eines: riesengroßen Spaß. Am Donnerstag, 5. Mai, bietet Klavierkabarettist im Café Amadeo eine gelungene Mischung aus gehobenem Blödsinn und urkomischen Liedern, deren skurriler gesellschaftskritischer Humor jeden mitreißen.

Die letzte Veranstaltung der aktuellen Saison am Sonntag, 22. Mai, bietet noch einmal Comedy vom Feinsten im Café Central. "Meschugge" bedeutet so viel wie verrückt und ist gleichzeitig der Titel des neuen Programms von Frank Fischer. Bei seinen Reisen quer durch die Republik trifft er viele Leute, bei denen es im Kopf nicht ganz rund zu laufen scheint, und so berichtet er über ungewöhnliche Menschen und verrückte Situationen. Am Ende stellt sich jedoch die Frage: Sind wir die einzig Normalen? Oder sind wir am Ende vielleicht selbst meschugge?

Alle Veranstaltungen im Café Amadeo und im Café Central beginnen jeweils um 20.30 Uhr. Im Comoedienhaus hebt sich der Vorhang bereits um 20 Uhr. Einlass ist immer ab 19 Uhr. Karten zu allen Veranstaltungen der Reihe Kultour gibt es im Hanau Laden, Am Freiheitsplatz 3, bei der Volksbühne Hanau, Nürnberger Straße 2, sowie bei allen anderen bekannten Vorverkaufsstellen. 


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