Lebensechte Frühchenpuppe Lewis nimmt Berührungsängste

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Der kleine Lewis ist 720 Gramm schwer, hat schwarze Haare, winzige Fingerchen und Füßchen, einen Storchenbiss und sieht aus, als würde er gerade ein friedliches Mittagsschläfchen machen. Aus der Entfernung hält man ihn für ein echtes Baby. Lewis ist aber eine Puppe, die möglichst lebensnah einem Kind nachempfunden wurde, das ungefähr zwölf Wochen zu früh, also in der 28. Schwangerschaftswoche (SSW), das Licht der Welt erblickte.



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„Die Frühchenpuppe hilft uns ungemein, bei Eltern Berührungsängste abzubauen und sie im Umgang mit ihrem zu früh geborenen Kind anzuleiten“, erklärt Martina Wichels, pflegerische Bereichsleitung der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Hanau, warum sie sich Lewis so sehr für die neonatologische Intensivstation des Klinikums gewünscht hat. Durch die finanzielle Unterstützung des Vereins Helfer mit Herz Rodgau e.V., der einen Teil der Einnahmen aus dem zweimal jährlich stattfindenden vorsortierten Flohmarkt spendete, und von Alexander Jacobs, der zu seinem 30. Geburtstag seine Freunde um Spenden statt Geschenke bat, konnte der Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V. ihr jetzt diesen Wunsch erfüllen.

Die erste Vorsitzende, Barbara Mitschdörfer, hat eine ganz persönliche Verbindung zur Frühchenintensivstation des Klinikums: Vor knapp 30 Jahren brachte sie ihren Sohn in der 27. SSW mit einem ähnlichen Gewicht wie Lewis zur Welt und verbrachte mit ihm die ersten drei Monate seines Lebens in der Neonatologie. „Heute ist er ein gesunder junger Mann, der mit beiden Beinen fest im Leben steht. Mit Lewis geben wir Eltern die Möglichkeit, sich ohne Angst mit einem zu früh geborenen Kind auseinanderzusetzen und sich auf die intensive gemeinsame Zeit vorzubereiten“, so Mitschdörfer. In Lewis stecken ca. 120 Handarbeitsstunden, Arme, Beine und Kopf sind dabei aus Vinyl-Kunststoff, sein Körper ist aus Stoff, so ist er sehr beweglich. Mit ihrer lebensnahen Gestaltung macht die Puppenkünstlerin jede Puppe zum Unikat, preislich liegt sie bei ca. 500 Euro. „Der Wert für Kliniken und Eltern ist aber unbezahlbar“, so Mitschdörfer.

Bis zu 9% aller Neugeborenen kommen in Deutschland vor der abgeschlossenen 37. Schwangerschaftswoche (SSW) zur Welt. Ein erheblicher Anteil dieser Frühgeborenen erblickt das Licht der Welt deutlich vor der 30. Schwangerschaftswoche und wiegt dabei weniger als 1.000g. Im Klinikum Hanau werden jedes Jahr rund 1.500 Kinder geboren, 250 davon als Frühgeburt. Als einziges Perinatalzentrum der höchsten deutschen Versorgungsstufe (Level 1) im Main-Kinzig-Kreis, ist das Klinikum auch in besonderer Weise auf die Geburt und Versorgung von Frühchen ausgerichtet und fasst alle Bereiche der medizinischen Versorgung zusammen: von der Geburtsplanung, über die gemeinsame Betreuung von Problemfällen in der Schwangerschaft in der Pränatalsprechstunde, die Betreuung von gesunden Neugeborenen auf der Eltern-Kind-Station oder kranken Neu- und Frühgeborenen auf der Frühchen-Intensivstation K26, die psychosoziale Akutbetreuung bis hin zur kompetenten Entlassungplanung mit nachstationärer Betreuung.

Foto (von links): Nicole Mück & Simone Stasch, Helfer mit Herz Rodgau e.V., Martina Wichels, Pflegerische Bereichsleitung der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Barbara Mitschdörfer, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands „Das frühgeborene Kind“ e.V., Christina Sünder-Kühn, Neonatalbegleiterin, Alexander Jacobs & Anna Arzer. Quelle: Klinikum Hanau


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