Ein Lebensraum nach dem Prinzip „wachsen lassen“

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Mithilfe des Förderprogramms „Unternehmen blühen auf“ entstehen immer weitere insektenfreundliche Areale im Main-Kinzig-Kreis.



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Mit kompetenter Beratung durch ein Fachplanungsbüro hat auch die Brückner Steuerberatungsgesellschaft in Freigericht ihre Grünflächen gezielt aufgewertet.

„Wir freuen uns jetzt schon darauf, in einigen Jahren eine meterhohe Hecke auf unserem Grundstück zu bestaunen“, erklärte Seniorchef Gottfried Brückner, der die unternehmenseigene Grünfläche in Somborn seit Jahren selbst pflegt und fünfzehn Heckenpflanzen eigenhändig in die Erde gesetzt hat. Juniorchef Lucas Brückner ergänzt: „Angesichts des dramatischen Insektensterbens wollten wir im eigenen Garten etwas tun. Mit recht kleinen Eingriffen können wir unser Grundstück beträchtlich aufwerten – und damit Insekten sichtbar nützen“.

So ist aus einer maroden Linde, die man unlängst fällen musste, bereits ein Totholzhaufen entstanden, in dessen Umgebung sich Kleintiere ansiedeln sollen. Für die bestehende Rasenfläche, die den Firmensitz umgibt, ist im nächsten Jahr die Umstellung des Mährhythmus‘ vorgesehen. Statt bis zu 15mal jährlich wird die Rasenfläche zukünftig nur noch zweimal gemäht: Im Sommer ein Heuschnitt, im Spätherbst gleich abräumen. Denn bereits jetzt wachsen dort Magerwiesen-Pflanzenarten wie Schafgarbe, Habichtskraut und gelbblühende Kleearten, die sich künftig nach dem Prinzip “wachsen lassen“ entfalten dürfen.

Währenddessen kann sich in der Hecke eine bunte Mischung aus seltenen Wildrosenarten wie der rotblättrigen Rose, der duftenden Apfelrose und der Essigrose entwickeln. Als heimische Arten sind sie Insektenmagnete. Daneben fanden auch die im Frühjahr reich blühende Felsenbirne und die echte Berberitze ihren Platz so wie auch der Liguster, der als Schmetterlingsstrauch gilt – sofern er blühen darf und nicht vorher beschnitten wird. Zum maßgeschneiderten Pflanz- und Pflegekonzept der 1.500 Quadratmeter großen Unternehmensfläche erläutert die verantwortliche Fachplanerin Dorothee Dernbach: „Mit dem Anpflanzen einer Hecke schaffen wir beständige Strukturen im Garten. Denn Hecken sind Rückzugsorte für brütende Vögel und Insekten.“ Als Gegenentwurf zum aufgeräumten Garten, in denen Insekten keine Nahrung finden, setze man bunte und vielfältige Strukturen, die allerlei Gartenbewohnern eine Heimat bieten.

Als Erstkontakt des Förderprogramms „Unternehmen blühen auf“ besucht Jörg Schmitz im Auftrag des Main-Kinzig-Kreises die örtlichen Unternehmen. Für das aktuelle Jahr hofft er noch auf weitere Unternehmen, die ihre Rasen- und Brachflächen zu Insektenmagneten umwandeln. Die Hürden für Unternehmen, eine Förderung und Beratung über den Landkreises zu erhalten, sind denkbar niedrig: ein Erstkontakttermin und eine Selbstverpflichtungserklärung zur fünfjährigen Pflege der Flächen sind die einzigen Bedingungen. Seit 2015 wird die Initiative „Main-Kinzig blüht“ in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Main-Kinzig sowie dem BUND vorangetrieben. Im Auftrag des Main-Kinzig-Kreises schulen Fachplanerinnen Städte, Gemeinden und Unternehmen im „Wildblumendenken“. Schwerpunkte einer naturnahen Freiflächenplanung sind eine Pflegeumstellung und das Einbringen regionalen Saatguts. Je nach Standort werden auch Staudenmischpflanzungen oder insektenfreundliche Gehölze empfohlen. Mehr Informationen unter www.unternehmen-bluehen-auf.de

Foto (von links): Start im Winter: Umweltingenieurin und Naturgartenplanerin Dorothee Dernbach neben Lucas und Gottfried Brückner mit dem Main-Kinzig-blüht-Siegel.


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