Geschäftsklima in Deutschland verschlechtert sich stärker als erwartet

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Nach nunmehr elf Jahren ist die Wirtschaft im Jahr 2020 nicht wie zuvor gewachsen, sondern geschrumpft.



Das wirkt sich auf die Stimmung von Unternehmen und Managern aus. Während sich das Geschäftsklima im Sommer 2020 etwas erholt hatte und die Geister wieder positiver gestimmt waren, sind wir nun nicht nur wettertechnisch, sondern auch gefühlsmäßig in der grauen Jahreszeit angekommen. Das Weihnachtsgeschäft konnte die Lage kurzzeitig noch einmal positiver stimmen. Davon ist allerdings im grauen Januar leider nicht mehr viel übriggeblieben.

Das sagt der ifo-Geschäftsklimaindex

Ein Indikator für den sinkenden Mut der deutschen Unternehmer ist der ifo-Geschäftsklimaindex. Der wird monatlich vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München ermittelt und zeigt, wie es um die deutsche Wirtschaft steht. Rund 9.000 Firmen geben dabei monatlich ihre Einschätzung zu ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage und eine Prognose für die nächsten sechs Monate ab. Zu Beginn der Pandemie sank der Index und erreichte im April 2020 einen historischen Tiefstwert von nur noch 74,3 Punkten. In den Monaten zuvor hatte sich der Wert bei rund 95 Punkten eingependelt. Mit den Lockerungen im Sommer erholte sich auch die wirtschaftliche Lage: Die Gastronomie durfte wieder öffnen und auch das Reisen war größtenteils kein Problem. Nach dem zuletzt höchsten Wert im September (93,4 Punkte) ging es jedoch wieder bergab. Im Dezember konnten dank des Weihnachtsgeschäfts dann noch einmal hoffnungsvolle 92,1 Punkte erreicht werden. Im Januar 2021 steht der Wert nun bei 90,1; Tendenz sinkend. Das ist zwar kein so starker Einbruch wie im Frühling letztes Jahr, jedoch äußerst entmutigend nach einer Phase, die nach Besserung und Aufschwung aussah. Am meisten verunsichert werden die Umfrageteilnehmer von der Angst vor einer dritten Welle mit Mutationen und dem nur schleppend anlaufenden Start der Impfungen. Auch die Ungewissheit darüber, wie lange der Lockdown noch fortgeführt wird, macht den Unternehmen zu schaffen. Die Maßnahmen wurden zuletzt mehrfach verlängert und gelten voraussichtlich bis 7. März.

Welche Branchen trifft es besonders hart?

Der Tourismus ist von Anfang an besonders stark betroffen. Das liegt nicht nur an den inländischen Einschränkungen, sondern auch an denen von anderen Ländern. Geschlossene Grenzen, Quarantänevorschriften und ein erschwerter Flugverkehr tragen dazu bei, dass das Reisen entweder kompliziert oder sogar unmöglich geworden ist. Doch auch Friseure, Kosmetikbetriebe und die gesamte Gastronomiebranche leiden unter den Lockdown-Bestimmungen. Die meisten dieser Betriebe mussten bereits Anfang November 2020 schließen. Für diejenigen, die weiterhin geöffnet waren, kamen dann am 16. Dezember strengere Maßnahmen hinzu, so auch eine Ausgangssperre ab 21 Uhr. Viele Einzelhändler mussten zu diesem Zeitpunkt schließen. Ausnahmen gibt es für Lebensmittelgeschäfte und andere Einrichtungen wie etwa Banken, Postämter und Apotheken. Ab dem 1. März dürfen Friseure wieder öffnen; weitere Geschäfte folgen eine Woche später.

Exportunternehmen und Supermärkte sind Gewinner

Nicht so hart trifft es Exportunternehmen und Supermärkte. So musste der Exporthandel zwar einen Rückgang in Kauf nehmen, der fiel allerdings niedriger als erwartet aus. So sanken Exporte um 9,3 % im Jahr 2020 gegenüber dem Jahr 2019. Als Vergleich: Im Jahr der Finanzkrise 2009 war der Verlust doppelt so hoch und lag bei 18,4 %. Auch die Aussichten werden von Exporteuren als positiv beschrieben. So stiegen die Erwartungen dieser Branche laut der ifo-Umfrage im Januar auf den höchsten Wert seit Oktober letzten Jahres. Das umfasst auch die Elektroindustrie und die Maschinenbaubranche, die mit einer Steigerung ihrer Absätze rechnen und planen, mehr zu produzieren. Supermärkte und der Online-Handel verzeichnen ebenfalls klare Absatzsteigerungen. Dies ist ein Resultat aus der Schließung von Restaurants und Ladengeschäften, wodurch die Bevölkerung vermehrt im eigenen Zuhause kocht und online einkauft. So gehören Supermärkte zu den wenigen Gewinnern im Einzelhandelssektor und sind im Moment sogar auf der Suche nach mehr Personal.

Aufgrund von wiederholten Lockdowns hat sich ein Großteil des Handels mittlerweile ins Internet verlagert. Der Rückgang des physischen Einzelhandels bringt immer mehr Unternehmer zu der Entscheidung, statt eines Ladengeschäfts lieber ein Online-Business zu starten. Um dieses Vorhaben erfolgreich meistern zu können, nehmen die Händler Hilfe von Experten auf dem Gebiet in Anspruch: Die Nachfrage nach Webhosting Vergleichen sei in den letzten Monaten signifikant angestiegen, so Alex Williams, Front End Developer bei Hosting Data UK. In Zukunft erwartet man einen noch höheren Bedarf an diesen Diensten, denn der Trend zum Online-Shopping wird voraussichtlich nicht so schnell abreißen.

Motiviert in die Zukunft

Das Ziel muss es jetzt sein, mit den richtigen wirtschaftspolitischen Maßnahmen das Vertrauen der Unternehmer auf einen baldigen Aufschwung wiederherzustellen. Die Gesundheitskrise muss eine solche bleiben und darf sich nicht zu einer Wirtschaftskrise entwickeln. Während die Regierung bis vor Kurzem noch mit einem Plus der Wirtschaft von 4,4 % für das Jahr 2021 gerechnet hatte, wurde der Wert mittlerweile auf 3,0 % korrigiert. Normalität soll erwartungsgemäß wieder Mitte 2022 herrschen. Zu dem Zeitpunkt erhoffen sich Experten, dass das Niveau von vor der Krise erreicht ist.

Genauso wie sich die Wirtschaft letztes Jahr in den warmen Monaten erholt hat, kann dies auch in diesem Jahr wieder geschehen. Einen großen Einfluss auf das weitere Geschäftsklima hat auch der Impffortschritt. Im Moment kommen in Deutschland die Impfstoffe von BioNTech und Moderna zum Einsatz. Um die Angelegenheit anzukurbeln, steigen immer mehr Unternehmen ein und helfen bei der Produktion und Beschaffung des Impfstoffs. Das Essener Unternehmen Evonik etwa produziert mittlerweile für die Herstellung des BioNTech-Impfstoffs benötigte Lipide an seinen Standorten in Hanau und Dossenheim.

Der Blick nach vorne

Die Förderungen der Bundesregierung für Unternehmen stand zuletzt in Kritik. Es gab Probleme mit den Auszahlungen der Hilfen. Diese kamen entweder zu spät oder gar nicht bei den Unternehmen an. Deshalb beschloss die Bundesregierung, die Überbrückungshilfe III zu überarbeiten. In Zukunft gibt es somit eine höhere Förderung für Unternehmen und der Prozess zur Beantragung soll um einiges vereinfacht werden.

Die Stadt Hanau jedenfalls konzentriert sich auf die Zukunft. Mit dem neuen Programm „Plan für den Neustart“ sollen besonders hart von der Pandemie betroffene Branchen unterstützt werden. Mit dem Unternehmen Heraeus Noblelight wurde dazu ein Deal ausgehandelt: Beim Kauf eines Luftreinigungsgerätes bekommen Handel- und Gastronomieunternehmen in Zukunft einen Sonderpreis und zusätzlich eine Subventionierung der Stadt Hanau. Oberbürgermeister Claus Kaminsky geht es dabei vor allem um die Unterstützung der Firmen, die eine schwere Zeit hinter sich haben. Auf diese Weise will er ihnen zeigen, dass die Stadt hinter ihnen steht und ihnen unter die Arme greift. Das macht hoffentlich Mut und spornt die Unternehmen an, durchzuhalten.


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